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ZDFneo: Ein zweites Zweites, aber kein Gutes

Alles für die Quote: wie der Sender ZDF neo seinen Anspruch verscherbelt.

Null Komma null Prozent für "30 Rock"! Dass eine der besten Comedy­serien in Deutschland Quoten unterhalb der Messbarkeitsgrenze verzeichnete, war sogar der New York Times eine Meldung wert. So geschehen 2009, wenige Tage nachdem ZDF neo den Sendebetrieb aufgenommen hatte.

Fernsehen für ein junges, anspruchsvolles Publikum versprach der Sender: US-Serien wie "Mad Men" zur Primetime, coole Repor­tagen und eine unfassbar lustige Show mit Joko und Klaas würden ihr Publikum mit der Zeit finden, waren wir von TV SPIELFILM uns damals ganz sicher. Doch wir machten die Rechnung ohne die quotenfixierten ZDF-Granden.

2017 ist Zuschauermangel nicht mehr das Problem von ZDFneo. Vor Kurzem überflügelte der Kleinkanal mit einem Marktanteil von 8,3 Prozent sogar den Muttersender - mit der vierten Wiederholung eines "Inspector Barnaby"-Krimis.
Weitere aktuelle Quotenhits bei neo: 30 Jahre alte "Columbo"-Folgen, die "heute show" von vorgestern, die Trödelrevue "Bares für Rares". Für die Quote verwandelte sich der TV-Gernegroß in ein zweites ZDF.

Der alte neo-Anspruch wurde an den Programmrand gedrängt: Wer kann es sich schon erlauben, unter der Woche bis 1.15 Uhr "Fargo" zu schauen? Netflix-Kunden rufen solche Serien meist gegen 21 Uhr ab. Auch die neue Serie "Countdown Copenhagen" zeigte ZDF neo erst ab 23.15 Uhr - weil in der Primetime ja "Lewis" und "Kommissarin Heller" für die nächste Quoten-Jubelmeldung ranmüssen.

"Countdown Copenhagen" hat ZDF neo mitfinanziert. Darum darf der Sender die Serie anders als "Fargo" oder "Orange Is the New Black" in der Mediathek zeigen. Senderchefin Simone Emmelius macht kein Geheimnis daraus, dass aus genau diesem Grund künftig weiteres neo-Geld in internationale Serien fließen soll. So kann man jede Klage über unzumutbare Sendezeiten mit Verweis auf die Mediathek abbügeln. Fragt sich nur, wozu man dann ­eigentlich noch einen Fernsehsender namens ZDF neo braucht.