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DSDS-Finale: 5 Sachen, die RTL an der Show endlich ändern muss

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Die Jury hat dieses Jahr oft einen guten Job gemacht, aber nicht immer. Sender, TVNOW; Montage: TV SPIELFILM

"Deutschland sucht den Superstar" ist eine der größten Castingshows des Landes, seit 18 Jahren erfolgreich und ein echter Quotenhit. Unser Autor liebt DSDS und schaut sich auch das neue Finale an, aber für die nächste Staffel müssen sich einige Dinge unbedingt ändern.

Inhalt
  1. 1. DSDS macht einiges richtig
  2. 2. Die Liveshows
  3. 3. Der Sexismus
  4. 4. Die Herkunftsfrage
  5. 5. Der Song zum Finale
  6. 6. Boing, Blubb, Bumm und Bildmontagen

Wer wird Deutschlands nächster Musik-Superstar? Seit nunmehr 18 Jahren schlagen sich RTL und Chefjuror Dieter Bohlen mit dieser Frage von Staffel zu Staffel durch den Casting-Dschungel. Ihre Waffen: Flotte Sprüche, peinliche Kandidaten und ab und zu musikalische Highlights.

Das bringt Quote: Erst dieses Jahr lag der Auftakt der Castingshow bei einem Marktanteil von 12 Prozent, bei der Zielgruppe sogar bei 20 Prozent und fast vier Millionen Zuschauern. Das Prinzip nach amerikanischem Vorbild: Bei Castings treten hoffnungsvolle Kandidaten vor die Jury, an dessen Spitze Bohlen festgeschweißt ist und sind entweder talentiert oder nicht. Letzteres ist häufig der Fall, dann ernten die Teilnehmer ein paar flotte Sprüche und führen sich mal mehr mal weniger verständnisvoll auf. Aber die Show hat einige Makel über die Jahre aufrechterhalten, die sie dringend loswerden muss.

DSDS macht einiges richtig

Die Castingshow kann vorerst auch einige gute Noten einheimsen. Bohlens Sprüche, wenn ein Teilnehmer nicht so talentiert ist, sind an Kreativität kaum zu überbieten: "Da ist die Frage: Wo hört der Gesang auf und wo fängt die Straftat an?" oder "Wenn ich mir morgens einen Pickel ausdrücke, dann hat das mehr Power als deine Stimme." Glückwunsch!

Ebenso sind die Jurymitglieder in den letzten Jahren Gott sei Dank wieder deutlich prominenter geworden: Vanessa Mai, H.P. Baxxter, Xavier Naidoo (prominent: ja, gute Wahl: nein, dazu gleich mehr). Viele Fans und Nicht-Fans kritisieren gerne mal, dass die Show langweilig wird, sobald die Castings und Talentausfälle vorbei sind. Auch wenn es natürlich wahnwitzig ist, wenn zum Beispiel eine Stripperin einem Jurymitglied einen Lapdance gibt (2020), während ihr Vater sich das mit Schweißperlen und schockgestarrtem Lächeln im Backstage auf einem Monitor ansieht, ist das nicht alles. DSDS ist fast am besten, wenn die Musik in ihrer Großartigkeit sämtliche Jury-Ausfälle vergessen lässt. Wer dies nicht glaubt, kann sich gerne zum Beispiel die 16-jährige Kandidaten Marie Wegener (2018) anschauen, wie sie Celine Dion oder Whitney Houston singt. Gänsehaut garantiert:

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DSDS hat darüber hinaus dieses Jahr vollkommen richtig reagiert Xavier Naidoo nach seinen politisch mehr als fragwürdigen Äußerungen, rauszuschmeißen und durch den überraschend sympathischen und kompetenten Florian Silbereisen zu ersetzen. Bereits in der Vergangenheit war dieser immer wieder durch ähnliche Eskapaden aufgefallen. RTL und die Produktionsfirma hätten schon früher darüber nachdenken können, ob er wirklich eine gute Wahl ist, aber sei's drum.

Und nun zu den schändlichen Sachen, die einem DSDS auch heute noch vermiesen können.

Die Liveshows

Es ist nicht so, dass sämtliche Liveshows bei DSDS langweilig sind, aber die Qualitätsachterbahn nimmt ab diesem Zeitpunkt in jeder Staffel so richtig abenteuerlich Fahrt auf. Die Kandidaten sind entweder schlechte Entertainer, viel schlechtere Sänger als die Zuschauer bisher so dachten oder einfach zu nervös. Brüllende Vatis mit Tränen in den Augen, die sich mit selbstbedruckten Fan-Shirts gegenseitig in ihren Photoshop-Qualitäten unterbieten, sind da keine Hilfe. Dazu kommt eine merkwürdige Dramaturgie, die die Liveshows endlos lang wirken lässt, obwohl die Songs bereits gekürzt dargeboten werden.

Und bis dieses Jahr, fanden dann auch noch alle Jury-Mitglieder jeden Auftritt gut. Vielleicht hat RTL 2020 daher auch beschlossen nur noch drei Liveshows plus Finale zu machen. Zum Glück bekommen die Kandidaten auch keine lieblosen Spitznamen mehr wie "Das Küken" oder "Der Goldjunge". Der Austausch von Oliver Geissen durch Alexander Klaws war ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt bitte nur noch die Lieder etwas passender auswählen, sie besser einstudieren und alles etwas zackiger. Danke!

Der Sexismus

"Arsch top, Augen top, Stimme scheiße. Aber weil hier nicht bei ‚The Voice‘ sind, kriegst du mein Ja." Gut, ganz so schlimm wie mit Kay One damals ist DSDS nicht mehr. Trotzdem werden vor allem Frauen (und ja auch Männer) nach wie vor ständig auf ihr Äußeres angesprochen und ernten dafür "Komplimente". Der Tonus: Wer ein Star werden will, muss auch wie einer aussehen. Die Kleidung muss stimmen, der Körper muss sexy sein etc.

Auch DSDS merkt natürlich, dass der Zeitgeist ihnen davongaloppiert aber diese Blicke und ungefragten Kommentare zum Äußeren werden nach wie vor geritten bis der TV-Gaul umfällt. Und es ist nicht nur die Jury! Die Produktion trägt daran ebenso Schuld. Kameras fahren an nackten Beinen entlang oder zoomen in Ausschnitte hinein, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Ganz wie die Liveshows hat DSDS dieses Verhalten aus früheren Jahren als noch alles fröhlich egal war, nie richtig geändert. Es fällt vor allem deswegen auf, weil selbst ausgewachsene TrashTV-Produktionen wie "Love Island" oder "Sommerhaus der Stars" nicht so gierig schmierig gefilmt sind.

Die Herkunftsfrage

Sobald ein Kandidat vor der Jury steht und so aussieht als hätten er oder sie oder die Eltern oder die Großeltern einen Migrationshintergrund, kommt die stets gleiche Frage: "Und wo kommst du her?" Die meisten antworten brav, erklären aus welchem Land ihre Familien stammen und lächeln. Aber einige geben auch erstmal eine andere Antwort: Hintertupfingen, Remscheid, Berenbostel. Dann folgt die Frage: "Aber woher ursprünglich?"

Die Teilnehmer sind oft in Deutschland geboren, für ihre musikalische Karriere ist es doch völlig irrelevant wo ihr Familienstammbaum einmal Wurzeln geschlagen hat. Wer bereitwillig von seiner Migrationsgeschichte erzählen will, kann das gerne tun. Das gehört schließlich genauso zu einer Identität dazu, aber wer auf die Herkunftsfrage mit "Buxtehude" antwortet, braucht keine Nachfrage.

Der Song zum Finale

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Gewinner von DSDS nicht automatisch Superstars werden, geschweige denn einen Hit haben oder Erfolg. Auch die Sendung verspricht ihnen bloß ein Sprungbrett zu sein. Teilnehmer und Zuschauer wissen das. Aber warum versucht der für das Finale komponierte Song ihre Karrieren so massiv zu sabotieren? Er ist die erste Single und sollte zu Sänger oder Sängerin passen. Außerdem wäre es schön, wenn er sich auch nur im Entferntesten so anhören würde wie Musik in den Charts.

Dieses Jahr ist er wenigstens deutschsprachig, aber das von Dieter Bohlen (natürlich) komponierte Lied klingt wie ein Schlager-Remix eines Modern-Talking-Hits. Nicht einmal im feuchtfröhlichsten Festzelt dieser Republik macht jemand damit morgens um 3 Uhr die Tanzfläche nur zu einem Viertel voll. Wer DSDS gesehen hat, kann ja mal überprüfen ob er zwei von zehn Finalsongs aus den letzten Jahren aus dem Stand zusammenbekommt?

Boing, Blubb, Bumm und Bildmontagen

Das hat DSDS zum Glück schon stark zurückgefahren. Wenn Teilnehmer schräg singen, brüllen, es so richtig vergeigen oder Ähnliches hat die Sendung oft mit grafischen Elementen gearbeitet und komische Bildmontagen gebaut: Bilder wackeln, Dächer heben ab, Gläser springen. Dazu schön Geräusche aus der Mottenkiste wie "Boing" oder Explosionsgeräusche, die schon tausend Mal gehört wurden. Kindergartenfernsehen aus den 2000ern: Tom & Jerry trifft Castingshow. Puh. Am besten ganz lassen.

So könnte DSDS 2021 nochmal ein gutes Stück besser werden.