Für RTL begann die neue Staffel "Deutschland sucht den Superstar" mit einem Knall. Nachdem bereits im vergangenen Jahr während der Dreharbeiten der Juror Michael Wendler entlassen wurde, sorgte der Schlagersänger am 6. Januar für einen Skandal, als er auf seinem Telegram-Kanal die neuen Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus mit den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten verglich. Der Sender fällte, auch wenn Wendler behauptete er hätte mit KZ "Krisenzentrum" gemeint, eine kurzfristige Entscheidung: Alle Szenen mit Michael Wendler werden aus den Folgen entfernt.
Eine Herkulesaufgabe so kurz vor der nächsten Ausstrahlung. Nur knappe drei Tage hatten die Macher bei RTL, um Michael Wendler aus der Folge zu schneiden, die am 9. Januar um 20:15 Uhr lief. Das Resultat war so konsequent wie möglich, doch ganz verschwunden ist der Ex-Juror nicht. Aus dramaturgischen Gründen bleibt er in Teilen erhalten – allerdings ohne gesehen oder gehört zu werden.
Retuschiert, verpixelt, gestummt: Der Wendler bei DSDS
Vor Beginn der Sendung und nach jeder Werbeunterbrechung blendete RTL in der Sendung einen Text ein, der parallel verlesen wurde: Darin distanzierte sich der Sender von Antisemitismus und Diskirminierung jeder Art. Der Name von Michael Wendler fiel hier bereits nicht. "Ein Juror" habe Verschwörungstheorien verbreitet, "der Juror" sei nun aus den Folgen geschnitten worden.
Danach fuhr RTL zwei Strategien gleichzeitig. Einmal wurde in den meisten Einstellungen, die die Jury in einer Totalen zeigen, das Bild aufgezoomt, sodass nur Mike Singer, Maite Kelly und Dieter Bohlen zu sehen waren. Michael Wendler saß ganz außen am Jury-Pult, womit dies kein Problem darstellte. Teilweise war er dann aber doch zu sehen: verschwommen hinter einem deutlichen Bildschleier. Dennoch waren seine Bewegungen teilweise erkennbar. Wenn er mit den Händen gestikulierte, ragten diese aus der verschwommenen Wolke heraus und deuteten zu seinen Jury-Kollegen.
Deutschland sucht den Superstar: Jury-Urteil bleibt vierstimmig
Doch mit der Entfernung von Michael Wendler standen die Verantwortlichen vor einem großen inhaltlichen Problem: Was tun mit Kandidaten, die nur deswegen in den Recall eingezogen sind, weil Michael Wendler ihnen die entscheidende Stimme gegeben hatte? Die Lösung von RTL ist simpel: Statt seine Stimme hörbar zu machen, wird er mit einer großen Sprechblase bedeckt, in der bloß ein "Ja" oder ein "Nein" steht. Michael Wendler verkam damit in der Sendung selbst zu einem Meme.
Spannend wird es in den nächsten Ausgaben. Denkbar ist durchaus, dass Wendler dort dann sogar ganz entfernt wird und die aktuellen Mittel nur eine Notlösung waren, die aus Zeitgründen entstanden. Zuschauer können das selbst am 12. Januar um 20:15 Uhr bei RTL erfahren. Die "DSDS"-Folgen sind außerdem bei TVNOW abrufbar, auch wenn momentan dort nur die aktuelle von vergangenem Samstag zu finden ist.