Nach dem guten Auftakt im Vorjahr war schnell klar, dass "Doktor Ballouz" in die Verlängerung gehen wird. Die zweite Staffel um den von Merab Ninidze gespielten Titelhelden, Chefarzt eines Krankenhauses in der Uckermark, startet am Donnerstag, 21.4., im ZDF. Und dabei wird auch Ballouz' Liebesleben wieder in Bewegung kommen. Was die Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet, haben wir den Darsteller vor dem Beginn der neuen Folgen u. a. gefragt.

Doktor Ballouz: Fast eine Neugeburt für die zwei Figuren

TVSPIELFILM.de: Zum Ende der ersten Staffel wurde Ballouz von den Erinnerungen an Mara überwältigt. Er stand vor derselben Entscheidung wie nach ihrem Tod. Welche Rolle spielt seine verstorbene Frau jetzt?

Merab Ninidze: Ja, das war in der letzten Folge, als die Organe einer jungen Frau gespendet werden sollten. Da war Mara plötzlich da und bestätigte ihn in seiner Entscheidung. In der ersten Staffel war Mara sehr präsent, in der 2. Staffel ist sie auch da, aber sie spielt in der Geschichte eine ganz andere Rolle. Man erfährt mehr Details über die Ehe, die ich noch nicht verraten will, und auch der Konflikt mit Mara und der Vergangenheit wird immer wieder da sein, aber nicht in dem Umfang wie zuvor. Ballouz‘ Leben ist durch Eva viel schöner. Er muss sich neu erfinden und neu definieren. Und das tut ihm gut. Die Trauer hat sich gewandelt.

"So intuitiv und selbstsicher wie Doktor Ballouz die emotionalen Konflikte seiner Patienten löst, so vorsichtig wirken die ersten Schritte auf diesem neuen Abschnitt des Lebenswegs", heißt es beim ZDF. Wie finden Ballouz und Eva trotzdem zusammen?

Beide sind von der ersten Begegnung sehr betroffen. Wie das im echten Leben ist: Man verliert voll die Kontrolle, wenn man sich in einen anderen Menschen verliebt. Mit Ballouz und Eva ist es in der 2. Staffel wie mit kleinen Kindern, die dieses Gefühl, sich zu verlieben, erstmals erleben. Das war fast wie eine Neugeburt für die zwei Figuren, weil jede von ihnen ein tragisches Schicksal hat. Sie sind beide verwitwet und in einem Alter, in dem man nicht so einfach Lebensmenschen findet. Und plötzlich ist dieses Glück da. Wie die beiden damit umgehen? Gute Frage, dazu muss man die zweite Staffel anschauen.

Neben Eva und Mara ist auch Brigitte wichtig.

Die Allerwichtigste. (lacht)

Welchen Einfluss nimmt sie denn auf Ballouz' Leben?

Das ist eine schöne Freundschaft geworden. In der ersten Folge der 2. Staffel sieht man, wie vertraut sie sind. Der allererste Dialog ist zwischen der Katze und Ballouz. Es ist einfach schön zu sehen, wie einer, der keine Katze wollte, plötzlich so vertraut ist mit ihr. Brigitte wirkt wie ein Katalysator, sie bringt dann auch einen Freund mit nach Hause und Ballouz erkennt: "Ok, sogar sie hat jemanden."

Sind Sie privat auch ein Katzenmensch?

Das fragen alle, und ich versuche immer ehrlich zu antworten. Nein, ich habe keinen Bezug zu Katzen. Ich liebe sie natürlich, bis zu einem gewissen Grad. Aber mit Katzen zu drehen ist was anderes als Katzen zu mögen. Katzen sind nicht fürs Filmen geschaffen, die sind ja nicht unbedingt trainierbar. Und wenn es am Set laut wird und hektisch und alle wollen, dass es funktioniert, dann funktioniert es doch nicht. Wie in einer Komödie. Nach fünf Stunden Dreh mit einer Katze, in dem nichts klappt, hast du die nicht mehr so gern. (lacht)

Merab Ninidze als Ballouz: "Da kämpfst du mit dir selbst, das gut rüberzubringen"

Was ist denn Ihr Lieblingsmoment der Staffel?

Ich liebe alles, was mit der Uckermark verbunden ist, das sind wirklich herrliche Arbeitsbedingungen. Und das Trabi-Fahren. Das ist nicht unbedingt meine Stärke, aber ich bemühe mich immer wieder, es so gut wie möglich zu machen. Das ist immer unvergesslich, egal, ob ich eine lange Strecke fahren oder kurz an einer Tankstelle einparken muss. Der Trabi ist regelrecht eine Figur. Wenn ich Szenen mit Patienten habe, denke ich immer laut: "Ich bin der Arzt, der Trabi fährt. Ich bin nicht irgendein Arzt." Das macht immer großen Spaß.

Neben dem Dreh mit Katze – was war noch herausfordernd?

Immer herausfordernd sind die Szenen mit den Patienten, in denen Ballouz ihnen sagen muss, dass die Krankheit unheilbar ist und sie nicht mehr lange leben werden. Das sind Botschaften, die keiner gern überbringt, aber er muss das tun. Da gibt es eine Geschichte über einen 11-jährigen Jungen, der eine Blutmangelkrankheit hat, und für den es keine Rettung gibt. Diese Sätze zu sagen, die Ballouz zu sagen hat, haben mein Herz gebrochen. Da musste ich mit mir kämpfen, dass ich mich als Person oder als Schauspieler ausschalte, damit ich diese Szene ohne Hemmung spielen konnte. Da kämpfst du mit dir selbst, das gut rüberzubringen.

Haben Sie den echten Amin Ballouz schon mal treffen können?

Ja, gerade vor kurzem, im März. Wegen der Covidmaßnahmen wurde das in den letzten 2 Jahren immer verschoben. Vorher kannte ich ihn nur durch Artikel oder Erzählungen des Produzenten. Für mich war das spannend, ich habe vorher gedacht, wenn mich jemand spielen würde, ich würde es hassen.

Und wie fand er Sie?

Er hat mich nicht gehasst. Er fand alles glaubwürdig, meinen Gang, und wie ich über seine Heimat spreche. Er hat gesagt: "Du hast das auch erlebt, du musstest auch vor dem Krieg flüchten, nicht wahr?". Und das ist ja meine Geschichte. In den späten 80er-Jahren war in meinem Land Bürgerkrieg und ich musste flüchten. (Anmerkung der Redaktion: Ninidze wurde in Georgien geboren). Und das kam für ihn so rüber: "Ja, das sieht man bei dir, dass du das nicht spielst, dass du genau weißt, wie sich das anfühlt." Da war mir klar, er betrachtet das nicht als ein Spiel oder eine Afferei. Im Gegenteil, das hat ihn sehr berührt. Er ist sehr zufrieden mit dem, was wir machen und sehr stolz. Es schien mir, er war sehr ehrlich. Nach wenigen Minuten hat es sich angefühlt, als ob wir uns das ganze Leben lang kennen. Bei allen Unterschieden, ich bin kein Arzt, ich bin Schauspieler, verbindet uns diese Geschichte sehr stark, die Erlebnisse aus unserer Jugend. Was wir darstellen, ist nicht unrealistisch. Ballouz ist auch so, exzentrisch und nett und geduldig. Er erzählt immer gern Geschichten.

Wird es denn eine 3. Staffel geben?

Ja, eine 3. Staffel ist in Planung. Ich darf vielleicht dem ZDF und der Produktionsfirma nichts vorwegnehmen, aber ich freu mich, dass es mit dem Treffen mit Ballouz noch vor dem Dreh im Sommer geklappt hat.

 

Dr. Ballouz hat ja einen bekannten Kollegen, den Dr. Martin Gruber. Kennen Sie den "Bergdoktor"?

Natürlich kenne ich den. Das ist ein Begriff, alle reden über die Serie. Das war fast eine zu große Nummer, dem kann man keine Konkurrenz machen. (lacht)

Was unterscheidet denn den TV-Ballouz von Martin Gruber?

Ich glaube, der Unterschied zwischen Ballouz und Martin Gruber ist, dass sie kulturell einen anderen Hintergrund haben, obwohl sie den gleichen Beruf ausüben. Ballouz hat seine eigene Art, Leute zu verarzten, das Herz zu öffnen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Martin Gruber ist auch ein toller Arzt, aber er musste nie von zuhause flüchten und das macht ihn noch souveräner.