Es war abzusehen: Keine olle Kamelle, die aktuell nicht noch einmal auf die weiten Straßen des deutschen Fernsehens geworfen wird. Jetzt kommen also Mike Krüger und Thomas Gottschalk als "Die Supernasen" zu RTL zurück. Anlass: RTL will die passende Zielgruppe vor die Empfangsgeräte locken und buddelt dafür (ProSieben und Sat.1 übrigens keinen Deut besser) massenweise alte Formate und Stars wieder aus. Der echte Anlass: Die "Supernasen"-Filmreihe wird dieses Jahr 40 Jahre alt. Stellt sich die Frage, wie Teil 2 "Die Supernasen" von 1983 eigentlich gealtert ist? Er gilt schließlich als Kultfilm, der Gottschalk und Krüger noch einmal in ganz neue Sphären hob und recht erfolgreich war. Schauen wir einmal rein.
Darum geht es bei "Die Supernasen"
Die "gute" Nachricht vorweg: Zumindest in dem Film von 1983 ist, wer heutige Umgangsformen berücksichtigt, kein Satz oder vermeintlicher Witz so dramatisch daneben, dass man diesen jetzt groß dafür abstrafen muss. Stattdessen gibt es eine ganze Reihe altbackener Umstände, die heute wohl in keine Komödie mehr reingeschrieben werden würden – aus guten Gründen. Humor altert einfach nicht gut, da er immer ein Produkt der Zeit und Umstände ist, darum ist der beste Gag des gesamten Films direkt am Anfang zu finden. Absolut ungewollt amüsant hängt in Mike Krügers Wohnung ein Plakat der Partei "Die Grünen", auf dem "Jetzt abrüsten!" steht. 2022 in der Regierungsverantwortung, während Russland die Ukraine bombardiert und "Die Grünen" Waffenlieferungen zustimmen müssen; ein Paradox sondergleichen.
Aber worum geht es in dem Film eigentlich? Geschrieben von Krüger und Gottschalk selbst, gründen zwei Männer namens Tommy Jürgensen und Mike Bachstein aus Geldmangel eine Detektei. Sie sollen die Frau eines reichen Mannes ausspionieren, da er Fremdgehen vermutet, während er selbst eine Affäre hat. Mitten im Film ändert sich der Plot und Tommy soll das Double für einen arabischen Scheich spielen, er weiß nicht, dass er dabei ein Anschlagsziel ist. Am Ende geht alles gut.
Wie hat sich "Die Supernasen" gehalten?
Krüger behält den BH seiner Ex-Freundin wie ein gruseliger Stalker und in seiner Wohnung hängen überall Bilder von nackten Frauen, aber all das gibt der Figur keinerlei Kontext: Mike Bachstein wird im Film weder als Frauenheld noch als verzweifelter Single dargestellt. Richtig unangenehm wird das Frauenbild aber erst als die beiden Detektive von ihrem Auftraggeber in ein asiatisches Bad eingeladen werden, bei dem vier Frauen in Morgenmänteln sie mit Schwämmen abwaschen, während die beiden grinsend nackt in einer Wanne rumstehen. Generell ist Gottschalk sehr viel oben ohne und dass jede Frau, die er anschaut, ihn sofort anschmachtet, wirkt ebenfalls etwas skurril. Dabei reiht sich ein aufgesagter Kalauer an den nächsten und ganze Szenen wirken, als wären sie bloß für einen Witz geschrieben, der selten zündet. Wirklich fies ist aber die Verkleidung von Gottschalk als Scheich, der dann auch noch die arabische Sprache imitiert – das würde heute als (latenter) Rassismus nicht mehr gehen. Sowieso sind alle "arabischen" Menschen entweder Terroristen, Ölscheiche oder Frauen als Teil eines Harems. Zum Schluss werfen die beiden die traditionelle (Ver)Kleidung dann noch in den Müll und sagen "Wir sind auch ohne Sack auf Zack." Uff.
"Die Supernasen" fehlt jegliche Dramaturgie, die Witze sind steinalt und man spürt mit jeder Faser, dass er ein Kind der sehr frühen 80er-Jahre ist. Das ist die beste Entschuldigung, die man für den ganzen Sexismus und die rassistischen Ausrutscher finden kann. Wer ihn damals gut fand, kann ihn sich natürlich noch dutzende Male anschauen, für neue Zuschauer dürfte der Streifen allerdings nichts mehr sein."Die Supernasen" gibt es im Abo von RTL+ zu sehen.
"40 Jahre Supernasen – Mit Mike Krüger & Thomas Gottschalk" läuft Samstag, 20. August ab 20.15 Uhr bei RTL