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Die Schwiegermutter aus der Hölle: Wie gut ist "Familie mit Hindernissen" im Ersten?

In der ARD-Komödie "Familie mit Hindernissen" befindet sich Katrin in ihrer eigenen Hölle - einer Patchwork-Familie. Doch es hilft nichts, irgendwie muss man sich der Familie zuliebe ja zusammenraufen.

Katrin Wiedemann (Nicolette Krebitz) sitzt im Knast. Und das ist ihr auch ganz recht, da hat sie nämlich endlich ihre Ruhe. Als der Polizist ihr sagt, dass sie gehen könne, ist Katrin todunglücklich. Da draußen wartet nämlich nicht die Freiheit, sondern ein viel schlimmeres Gefängnis auf sie: ihre Patchwork Familie. "Familie mit Hindernissen" (Das Erste, Mittwoch, 3.4., 20:15 Uhr) lautet der wenig originelle Titel dieser ARD-Komödie aus dem Jahr 2017, doch er beschreibt ganz gut das Leben der Wiedemanns. Und auch das Leben von zig anderen Deutschen, die sich mit der Ex, der Mutter und vielleicht auch den Kindern des Partners arrangieren müssen. Dann sind da auch noch der Ex-Mann und die eigenen Kinder.

Ja, es kann ganz schön chaotisch werden in so einer (Patchwork)-Familie. Wenn die Kinder auch noch zu rebellieren beginnen, na dann, gute Nacht. Katrin sagte laut ihrem Freund Philipp (Hary Prinz) früher immer: "Kinder brauchen unsere Liebe am meisten, wenn sie sie am wenigsten verdienen." Den Spruch bereut sie in dieser charmanten und zugleich bitterbösen Komödie noch des Öfteren. Doch der Zuschauer muss auf keinen Fall bereuen, eingeschaltet zu haben.

Katrins sehnlichster Wunsch wäre eine kleine, glückliche Familie. Der Zug ist für sie aber leider schon lange abgefahren, und nun muss sie sich eben damit arrangieren, was da ist. Ein Umstand, der ihre Nerven auf eine harte Probe stellt. Vor allem das brüchige Verhältnis zu ihrer Tochter Saskia (Emilie Neumeister) belastet die Mutter. Die ist vor Kurzem tatsächlich zu ihrem unfähigen Vater (Juergen Maurer) gezogen. Eben deshalb hat Katrin alle Verwandten zu Saskias Konfirmation eingeladen. Letztlich kommen aber mehr Kind und Kegel, als sich Katrin in ihren schlimmsten Träumen ausmalen konnte.

Foto: MDR / Ariane Krampe Filmproduktion / Christiane Pausch, ca_208

Schwiegermutter aus der Hölle und weitere herrliche Figuren

Katrin kann es natürlich nicht allen recht machen. Das will sie auch gar nicht, ist ja nicht ihre Schuld, dass alle das heitere Familienleben sabotieren. Ihre Tochter ist auf Rebellion getrimmt, und am allerschlimmsten ist ihre Stiefsohn Yannik (herrlich: Oskar Bökelmann). Der tanzt die meiste Zeit bekifft durch die Wohnung und richtet Unheil an. Die Geschichten in "Familie mit Hindernissen" sind natürlich überspitzt dargestellt, doch man kann sie schon verstehen, diese Katrin. Am Ende stellen sich in einer solchen Situation doch alle Beteiligten immer die gleichen Fragen: Lohnt sich das? Warum tun wir uns die ganze Geschichte an? Ist die Liebe hierfür wirklich stark genug? Kann Patchwork funktionieren?

Herrliche Charaktere geistern durch diese ARD-Komödie, die schon eher in Richtung bitterböse Satire geht. Da gibt es die Schwiegermutter aus der Hölle (Daniela Ziegler), den unfähigen Ehemann, der es allen nur recht machen will, die neunmalkluge pubertierende Tochter, die Neue des Ex-Mannes, die ein erstklassiger Hypochonder ist, und so weiter und so fort. Dass Katrin am Ende lieber in einer Gefängniszelle bleibt, als auf das Familienfest des Grauens zurückzukehren, ist da nur zu verständlich, vor allem dank der klasse Performance von Nicolette Krebitz, die die Rolle so spielt, als wäre sie ihr auf den Leib geschrieben worden. Sie beschert so dem Zuschauer ein herrliches Familiendrama, mit dem Vorteil, dass man selbst nicht drinsteckt.