"Ob wir uns nach der Tour noch alle kennen?", fragt Tanja Kelly. Sie ist die Gattin von Extrem-Abenteurer Joey Kelly. Die ganze Familie geht für RTLZWEI auf Reise (immer mittwochs, 20:15 bis 22:15). Das sind neben den Eltern die vier Kinder Luke, Leon, Lillian und Lisann. Auf dem Programm steht die Panamericana, die längste Straße der Welt, die von Nord- nach Südamerika führt, also von Kanada bis Feuerland. 30.000 Kilometer. Tanja hofft auf "Sightseeing und Kultur". "Wir haben unterschiedliche Vorstellungen von dem Trip. Und dann 24 Stunden sieben Tage die Woche in einem Wohnmobil? Ich weiß nicht, wie das wird", sagt sie. Joey erklärt: "Das ist schon ein Stressfaktor. Aber wir müssen eben zusammen weiterkommen." Lillian, 16, merkt an: "Ich dachte, das werden entspannte Sommerferien. Aber dass es so groß wird, hätte ich nicht gedacht. Ich habe große Angst vor der Tour, weil es sehr gefährliche Länder gibt, wie zum Beispiel Mexiko." Gattin Tanja fasst zusammen: "Joey ist getrieben. Das ist von seiner Kindheit her. Einer muss der Vernünftige sein."
"Es sieht schlimmer aus, als es ist"
Der Roadtrip durch zwei Kontinente und 15 Länder beginnt mit einer Panne. Joey Kelly hatte sich das Auto vorher sorgsam ausgesucht. Ein alter Mercedes-LKW, Baujahr 1965. Auf der Ladefläche wurde ein altes Wohnmobil ohne Räder aufgeladen. "Ich hatte mir das größer vorgestellt", staunt die siebenjährige Lisann. Mama Tanja meint: "Ich weiß nicht, ob ich heulen oder lachen soll. Das kannst du ja alles wegschmeißen." Statt Komfort harte Sitzbänke und Moos an der Außenwand. "Es sieht schlimmer aus, als es ist", beruhigt Joey. Tatsächlich wird das Gefährt halbwegs aufpoliert. Allerdings gibt es bei der Überstellung des Fahrzeugs von Seattle in den USA zum Ausgangspunkt Tuktoyaktuk, dem nördlichsten Punkt des kanadischen Festlandes, ein Problem. Die Bremsen machen nicht mit. Die drei Frauen freuen sich: Nun gibt es ein ganz normales Wohnmobil mit ganz normalem Komfort.
"Das ist die aufregendste Reise unseres Lebens"
Das Besondere an der Reise ist, dass die sechsköpfige Familie aus dem Rheinland auf Spenden angewiesen ist, die sie unter anderem durch Straßenmusik und Aushilfsjobs sammelt. "Das ist die aufregendste Reise unseres Lebens", meint Joey. Gleich zu Beginn lernt die Familie einen Indianer kennen, der in einer Werkstatt arbeitet und in einem 16 Kilometer entfernten Tipi lebt. Ein kleiner Ofen, eine zusammengezimmerte Küche im Freien und ein Gewehr, mit dem er gleich mal in die Luft ballert. Vor zwei Wochen zielte er etwas genauer und erlegte einen Grizzly. Luke, 23, bewundert das und sagt: "Das ist ein Mann, der vor nichts zurückschreckt." Das Bärenfell liegt auf dem Boden. Das getrocknete Fleisch dürfen die Kellys knabbern. Selbst Vegetarierin Katja kaut. Die Familie hat einen Bärenhunger. Also geht es danach zur kostenlosen Speisung eines Wohlfahrtsvereins und dann wird gesungen, um Geld zu verdienen. Joey Kelly weiß: "Unsere Kinder werden auf der Reise so viel mitnehmen, dass es sie das ganze Leben prägen wird."
"Wir sollten sparen!"
Joey Kelly hat eine fahrbare Bühne organisiert, die an einem Lastwagen hängt. Damit fahren die sechs Kellys durch Dawson City und singen. Nesthäkchen Lisann erweist sich als besonders geschäftstüchtig. Papa Joey lobt: "Mein Vater, also dein Opa, hätte mit dir viel Geld gemacht. Der hätte dich auf die großen Bühnen gebracht." Die Kellys stoppen an Kreuzungen, vor Eisdielen und Restaurants und singen. Tochter Lillian strahlt. "Das war ein Highlight. Das können wir wieder machen", sagt sie. Insgesamt hat die Familie mit Betteln und Singen 589,60 Dollar eingenommen. Die hungrige Familie möchte gleich im Supermarkt einkaufen gehen. "Aber kein Obst! Das ist zu teuer. Ich gebe euch auch nicht die ganze Geldtasche", mahnt Joey Kelly. Der Papa hat Glück. Der Highway ist defekt und die Lastwagen haben keine neuen Lieferungen gebracht. Obst ist deshalb ohnehin keines in den Regalen. Der Rest ist extrem teuer. Zwölf Dollar für eine Salami. Leon, 19, der sein Abi mit 1,2 absolvierte und beim Essen keinen Spaß versteht, macht den Vorschlag, jeder könnte einen Freibetrag von fünf bis acht Dollar erhalten. Kontert Joey: "Wir sollten sparen!"
"Wenn wir das gemeinsam schaffen, sind wir unschlagbar."
Leon ist der vorsichtige, aber schlaue Kelly. Er interessiert sich für Astrophysik, hat aber Angst vor den Dingen des Lebens. Als die Familie Hans Gatt besucht, der früher erfolgreich Schlittenhunderennen fuhr, bleibt er lieber im Wohnmobil. "Ich habe Angst vor Hunden", erklärt er. Mutter Tanja ergänzt: "Er ist schon mehrfach von Hunden gebissen worden. Er strahlt das schon aus." Als die Männer der Familie auf dem Yukon eine Kanutour machen, sitzt Leon nervös zwischen Vater Joey und Bruder Luke und meint: "Ich habe Angst vor tiefem Wasser. Ich fühle mich einfach nicht wohl auf so einem Boot." Möglicherweise macht Leon in den verbleibenden acht Folgen den größten Schub aller Kellys. Luke hoffnungsfroh: "Mein Vater hat die Reise so geplant, dass wir auch mit nichts überleben". Das Familienoberhaupt selbst erklärt: "Wenn wir das gemeinsam schaffen, sind wir unschlagbar." Da sind es noch 28288 Kilometer bis zum Ziel.
"Joey Kelly und Familie – Roadtrip Panamericana" läuft mittwochs ab 20:15 Uhr bei RTLZWEI. Die Folgen gibt es auch bei RTL+.