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Die Höhle der Löwen: Kofler hält Produkt für "ausgemachten Blödsinn"

Die Höhle der Löwen
Die Höhle der Löwen: Produkt sorgt für Aufregung RTL / Bernd-Michael Maurer

Den Auftritt hätte sich das Gründer-Duo aus Düsseldorf vermutlich anders vorgestellt. Denn die Jungs ließen im wahrsten Sinne des Wortes die Hosen in der "Höhle des Löwen" fallen und sorgten mit ihrem Produkt für Aufregung bei den Investoren.

Das war doch mal eine Präsentation, die wirklich Mut bewies: Richard Getz und Constantin Ricken, beide noch unter 30 und erkennbar durchtrainiert, sorgten am Montagabend für einen Aha- und Olala-Moment, wie man ihn in der "Höhle der Löwen" schon lange nicht mehr erlebt hatte.

Das lag am ungewöhnlichen "Silverton"-Produkt, dass die beiden Düsseldorfer vorstellten. Aber vor allem an der Hingabe, mit der sie die sehenswerte Vorführung durchzogen. Prickelnd wurde es nämlich, als einer der beiden muskulösen Jung-Unternehmer erst sein Shirt abstreifte und dann entspannt lächelnd seine graue Flanell-Hose aufknöpfte - und sie fallen ließ.

Es ging nämlich genau darum, was die Silverton-Jungs "darunter" trugen - Boxershorts für Männer. Und zwar für Männer, die sich ganz besondere Gedanken um ihre Gesundheit, ihre Zukunft und ihre Familienplanung machen. Die Shorts sollen Hoden vor Alltagsstrahlung schützen - dank eines speziellen Gewebes mit positiv geladenen Silberfäden. "Heute sind wir durch Smartphones, Laptops, WiFi-Router und viele andere elektronische Geräte praktisch rund um die Uhr von elektromagnetischen Strahlungen umgeben", sagte Constantin, der Wortführer bei der sinnlichen Präsentation der Shorts.

Nico Rosberg testet die Anti-Strahlungs-Shorts

"In den letzten Jahren zeigen immer mehr Studien, dass sich das negativ auf unsere Gesundheit auswirken kann", referierte der Silverton-Gründer über die angeblichen Strahlungsgefahren. "Angefangen bei der Libido, Erektionsstörungen, Energielosigkeit bis hin zum Kraftverlust beim Training durch zu wenig Testosteron. Immer mehr Paare haben auch Schwierigkeiten, Kinder zu bekommen, da sich die durchschnittliche Spermienzahl des Mannes in den letzten vier Jahrzehnten nahezu halbiert hat", bekräftigte Constantin.

Sein Geschäftspartner Richard folgerte gegenüber den "Löwen": "Wir als gesundheitsbewusste Menschen, die die Familienplanung noch vor sich haben, haben daher nach einer Lösung gesucht, die genauso simpel wie funktional ist." Anti-Strahlen-Shorts! "Man nennt uns auch die Retter der Kronjuwelen."

Es waren denkwürdige Gesichtsausdrücke, die man auf der Investoren-Bank (auf der bei diesem Pitch mit Dagmar Wöhrl nur eine Löwin saß) ablesen konnte. Überdeutlich war die Neugierde, die sich vor allem bei einem Alpha-Löwen abzeichnete: Plötzlich sprang Ex-Formel-eins-Rennfahrer Nico Rosberg, selbst junger Vater, von seinem Sessel auf. "Ich zieh' mir das mal an", sagte er zum großen Erstaunen seiner Kollegen. "Ich bin gleich wieder da."

Dagmar Wöhrl staunt: "Kannst dich schon sehen lassen, Nico"

Tatsächlich wagte Rosberg einen Schritt ins Rampenlicht, den man dem 36-Jährigen nicht auf Anhieb zugetraut hatte. Im Studio-Hintergrund ließ er selbst die Hose fallen, schlüpfte in die schwarze Boxershorts und kehrte mit entblößten, ebenfalls erkennbar trainierten Beinen zurück vor die Kameras. "Kannst dich schon sehen lassen, Nico", staunte die Ex-Schönheitskönigin Dagmar Wöhrl.

Tatsächlich war es Nico Rosberg, der vom Potenzial der Silverton-Shorts, für deren Vermarktung die Gründer sich eine Finanzspritze von 120.000 Euro im Gegenzug für 15 Prozent der Firmenanteile erhofften, am ehesten überzeugt schien. Und am Tragekomfort der mit rund 49 Euro pro Unterhose nicht ganz billigen Herrenwäsche gab es für ihn nichts zu mäkeln.

Doch was so vielversprechend, so erfrischend mutig, so durchaus forsch angefangen hatte, hielt bei genauerer Prüfung dann doch nicht lange Stand. Ein Löwe nach dem anderen stellte die Gretchenfrage: Lassen sich die steilen Thesen rund um Fertilität, aber auch von den angeblichen Vorteilen für Sportler, die ihren ganz speziellen Biss behalten wollen, auch wirklich wissenschaftlich nachweisen? Und schon versteinerten sich die Mienen. Auch auf Nachfrage wollten oder konnten die jungen Silverton-Kronjuwelenschützer nicht viel konkreter werden. Immer wieder erwähnten sie vage "Studien". Was die exakt besagten? Verlegenes Schweigen!

Kofler hält nichts von Studienlage

So war es, Georg Kofler, dem als Erster der Kragen platzte: "Ich halte die meisten Studien für Hokuspokus", sagte der Südtiroler Unternehmer, der von den vermeintlichen Gefahren etwa durch Handy-Strahlung nicht sehr überzeugt wirkte. "Für jeden Blödsinn gibt es eine Studie", polterte er. Und dann urteilte er die Silverton-Shorts knallhart ab: "Das hier halte ich für ausgemachten Blödsinn."

Nach und nach zogen die anderen Löwen nach. Auch Dagmar Wöhrl wollte kein Geld für Anti-Strahlungs-Wäsche locker machen. "Die Nachweisbarkeit fehlt mir", sagte sie. Und selbst Nico Rosberg, der lange noch so zugewandt wirkte - und der anders als Kofler den Schutz für elektromagnetischer Strahlung offenbar für wirklich wichtig hält -, winkte ab. "Das wäre schon wichtig, solche Sachen zu wissen", rügte er die Silverton-Gründer, die wenig Detailliertes zu den von ihnen immer wieder erwähnten "Studien" sagen konnten. "Da müsst ihr schon sattelfest sein."

Letztlich standen die Gründer tatsächlich - im übertragenen Sinne - nackt da. Kein einziger Löwe wollte investieren. Die Pitch-Präsentation - inklusive der spontanen Hose-runter-Unterstützung durch Nico Rosberg - wird man allerdings lange nicht vergessen.

Erfolg für Hörbücher, Naturkosmetik und Abführmittel

Mit der frustrierenden Erfahrung, zunächst ganz viel Aufmerksamkeit und durchaus zunächst auch Wohlwollen auf sich zu ziehen, letztlich aber leer wieder abziehen zu müssen, blieben die Silverton-Gründer am Montagabend nicht allein. Auch das Gründer-Quartett von "toolbot" aus Cottbus konnte sich keinen Löwen angeln. Die Idee für eine automatisierte Verleihstation für Elektrowerkzeuge aller Art hat zwar Charme, wirkte aber wirtschaftlich nicht ganz durchdacht.

Einen besonders guten Deal - 200.000 Euro Unterstützung für 20 Prozent an seinem noch jungen Unternehmen - konnte dagegen der "audory"-Gründer Max Rose aus Chemnitz an Land ziehen. Carsten Maschmeyer und Georg Kofler werden den Software-Spezialisten bei seiner Plattform für individualisierbare Hörbücher unterstützen. Ebenfalls "unter die Haube" kamen die Schweizerin Sandra Fischer mit ihren "Shea Yeah"-Naturkosmetikprodukten sowie das Hamburger Mutter-Sohn-Gespann, das mit "laxplum" ein natürliches Abführmittel auf Basis von grünen Pflaumen entwickelt hat.