Shonda Rhimes ist im amerikanischen Fernsehen ein absolutes Qualitätsprädikat. Als "Königin des Network-Fernsehens" in den USA prägte sie mit ihren Hit-Serien "Grey''s Anatomy", "Private Practice", "Scandal" und "How to get away with Murder" die TV-Landschaft der vergangenen Jahre. Nun hat Netflix zugeschlagen und sich die Dienste des Kreativkopfes gesichert.

Die erfolgreiche TV-Produzentin verlässt den amerikanischen Sender ABC gemeinsam mit ihrer Produktionsfirma Shondaland. Künftig wird sie ihre Projekte für den weltweit agierenden Streamingdienst in Serie bringen. Auch ihre langjährige Produzenten-Kollegin Betsy Beers verlässt das Network-Fernsehen in Richtung Netflix. In der Pressemitteilung von Netflix ist die Rede von einer mehrjährigen Vereinbarung - für den Streaminganbieter ein Sensationscoup.

Netflix ist sichtlich stolz auf den "Transfer"

Netflix-Chef Ted Sarandos begrüßt seinen prominenten Neuzugang nahezu euphorisch: "Shonda Rhimes ist eine der größten Storyteller in der Geschichte des Fernsehens", sagte er und würdigte ihre Serienformate mal als packend, dann als herzzerreißend und schließlich als tabubrechend. Sie kümmere sich leidenschaftlich um ihre Arbeit und sei im Herzen "eine echte Netflixerin".

Auch Shonda Rhimes selbst geht mit sichtlich hohen Erwartungen an die vor ihr liegenden Aufgaben: "Ted bietet bei Netflix einen klaren, furchtlosen Raum für Kreative. Er hat verstanden, was ich suche - die Gelegenheit, eine lebendige Heimat für Autoren mit einer einzigartigen kreativen Freiheit und einer unmittelbaren globalen Reichweite zu schaffen, unterstützt durch das einzigartige Innovationsgefühl von Netflix", sagte Rhimes. "Die Zukunft von Shondaland besitzt bei Netflix unendliche Möglichkeiten."

Die bisherigen ABC-Serien aus ihrer Feder, wie "Grey''s Anatomy", bleiben bestehen und werden, wie die aktuell laufende 13. Staffel, auch weiter planmäßig ausgestrahlt. Bezüglich ihrer Vergangenheit findet sie dennoch warme Worte: "Ich hätte mir keine bessere Heimat für den Beginn meiner Karriere vorstellen können." Im Februar diesen Jahres wurde die Produktion der 14. Staffel "Grey''s Anatomy" angekündigt, die Shonda Rhimes als Schöpferin in Gang gesetzt hat. Nun freue sie sich allerdings auf eine neue Herausforderung.

Wird Netflix bald Heimat neuer Shonda Rhimes Hits?

Shonda Rhimes hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass sie in der Lage ist, dramatische Geschichten in emotionale Serienstoffe zu verwandeln und diese immer weiter zu entspinnen. So folgte im Jahr 2007 die Serie "Private Practice" mit der aus "Grey''s Anatomy" bekannten Figur Kate Walsh alias Dr. Addison Forbes Montgomery. Sie wurde am Ende der ersten Staffel von "Grey''s Anatomy" als Ehefrau von Dr. Derek Shepherd (Patrick Demspey) eingeführt. Diese Ehe zerbrach und Addison fand ihr Glück in Kalifornien. Das daraus entwickelte Spin-Off spielte in Los Angeles und lief bis 2013.

Doch das ist längst nicht alles: Wie ABC-Präsidentin Channing Dungey im Mai 2017 mitteilte, hat Shonda Rhimes einen weiteren Ableger für den Network-Sender entwickelt. Eine Serie um Feuerwehrleute: "Vom Chef bis hin zum Anfänger folgen wir diesen tapferen Männern und Frauen, wie sie ihr Leben riskieren und ihre Herzen sowohl beruflich als auch privat verschenken." Die Serie soll Mitte 2018 starten und offenbar auch Verbindungen mit den Ärzten des Grey Sloan Memorial Hospital aufweisen. Gelingt Rhimes eine solche Kreation nun auch für Netflix?

Die Rechte für die bereits entwickelten Serienstoffe werden bei ABC liegen und es dürfte sich durchaus als schwer erweisen, Lizenzen für ein "Grey''s Anatomy"-Crossover vom Sender loszueisen. Allerdings steht hinter Shonda Rhimes eine komplette Produktionsfirma. Ideen werden dort täglich durch die Flure schwirren und eventuell wurden in der Vergangenheit zu viele Serienentwürfe von ABC abgelehnt, weswegen sich Rhimes nun auf eine neue kreative Freiheit freut.

Krankenhausdramatik, Politskandale, Mordseminare, Feuerwehreinsätze: Alles schon gesehen. Entwirft Rhimes für Netflix etwas unkonventionelles, ganz Neues? Möglich, denn die Serienschöpferin kennt die Vorzüge des Streamings: "VoD ist für ein Nischenpublikum, einen kleineren und ausgesuchteren Kreis."

Autor: Steven Sowa