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Der Truppenunterhalter

Man spürt die Gefahr, man spürt den Tod

Auf Truppenbesuch: Clemens Schick spielte Theater in Afghanistan. Doku auf 3sat, Sa., 5.9.2009, 21.40 Uhr

Er war schon als Schurke im Bond-Film "Casino Royale" zu sehen, an der Seite von Alexandra Neldel in der Fernsehserie "Unschuldig" und in klassischen Bühnenrollen wie "Don Carlos". Doch seinen bislang wohl schwierigsten Part übernahm Clemens Schick, als er sich entschloss, im September 2008 nach Afghanistan zu reisen und sein Soloprogramm "Windows" an drei Abenden vor deutschen Soldaten in Kundus, Kabul und Masar-e-Sharif aufzuführen.

Kein klassisches Militainment à la US-Army oder Sarah Connor, sondern ein Frontbesuch aus Eigeninitiative, ein Versuch, die "fehlende gesellschaftliche Auseinandersetzung" (Schick) mit dem Einsatz deutscher Soldaten am Hindukusch zumindest im ganz Kleinen zu führen. Denn der vorgetragene Bühnenmonolog, der sich um das Leben des Windows-Erfinders Bill Gates rankt, lässt Schick viel Raum für Improvisationen mit aktuellem Bezug.

Gelächter & Szenenapplaus

Bissige Einschübe zum Thema Afghanistan ("Ich spiele mal ein bisschen schneller, bevor der Einschlag kommt") sorgten bei den Zuschauern - in militärischer Camouflage statt im gewohnten Theater-Schwarz - für Gelächter und Szenenapplaus.

"Der Truppenunterhalter", die filmische Dokumentation der Reise, verbindet Ausschnitte von Schicks Auftritten mit Impressionen aus Afghanistan und bietet Einblicke in die Gefühlswelt eines nachdenklich Zweifelnden. "Es gibt genau so viele Gründe, sofort aus Afghanistan abzuziehen, wie dort zu bleiben", sagt der 37-Jährige im Film. Er sei natürlich nervös gewesen, als er auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn in die Transall-Maschine der Bundeswehr gestiegen ist. Weil er die Gefahr nicht habe einschätzen können.

Lebensgefahr

Gleich die erste Vorstellung in Kundus musste von einer Freilichtbühne plötzlich nach drinnen verlegt werden: Raketenalarm. "Man spürt die Gefahr, man spürt den Tod", beschreibt der gebürtige Tübinger seine Gedanken vor Ort. Trotz einiger Schwächen - die Soldaten selbst kommen irritierender Weise nicht zu Wort - schafft die halbstündige Doku des Filmemachers Jobst Knigge beim Zuschauer ein Bewusstsein für das Gefühl permanenter Lebensgefahr.

Und der bleiben deutsche Soldaten in Afghanistan bis auf Weiteres ausgesetzt: Ein Jahr nach Schicks Truppenbesuch stimmt der neue Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen die Soldaten der Allianz auf eine Mission ohne absehbares Ende ein: "Wir werden bleiben, bis der Job getan ist."

Frank Steinberg