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Der Drogenkrieg im Film

Der Drogenkrieg im Film
Beneicio Del Toro in "Sicario" Studiocanal

"Sicario", "Traffic" und Co: Filme über den Drogenkrieg im Grenzland zwischen den USA und Mexiko

1972 erklärte US-Präsident Nixon dem größten Feind seines Landes den Krieg: Den Drogen. Die Regierung startete eine Reihe von Maßnahmen, um Drogenverkauf- und missbrauch im eigenen Land und die Produktion von Kokain und Co. in herstellenden Ländern zu bekämpfen. Der Krieg gegen die Drogen (eng. "War on Drugs") kostete bisher über eine Billion Dollar und gilt gemeinhin als gescheitert. Kritisiert am Drogenkrieg wird, dass vor allem Kleindealer und Konsumenten aus unteren Schicht und Minderheiten (übertrieben hart) belangt werden, während der Bedarf in den Vereinigten Staaten trotzdem weiter steigt. Gleichzeitig tobt in Mexiko ein anderer Drogenkrieg zwischen Kartellen.

Der Drogenkrieg ist vor allem in den letzten 20 Jahren der Gegenstand zahlreicher Filme, die mal südafrikanische Drogenbarone und mal amerikanische Dealer beleuchten. Die meisten spielen im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexico.
Traffic (2000)
Foto: Verleih
In vier Geschichten beleuchtet Steven Soderbergh ("Lucky Logan") den Drogenkrieg der US-Regierung. Der mexikanische Polizist Javier Rodriguez (Benicio Del Toro) lässt Drogentrans-porte hochgehen und gerät dabei auf das Terrain des zwielichtigen Generals Salazar (Tomas Milian). In Washington nimmt Richter Wakefield (Michael Douglas) den Krieg gegen mexikanische Kartelle auf, während seine Tochter Caroline (Erika Christensen) sich Crack reinzieht. Derweil machen Drogenfahnder einen Hauptabnehmer (Steven Bauer ) des Tijuana-Kartells dingfest. Für dessen Frau (Catherine Zeta-Jones) bricht zuerst eine Welt zusammen, dann aber führt sie die Geschäfte weiter... Mit seinem verschachtelten Meisterwerk zeigt Soderbergh, wie komplex sich die Drogen-Problematik tatsächlich darstellt und hinterfragt eine Regierungspolitik, die auf große Etats und schlichte Parolen setzt. Vier Oscars waren der Lohn.
Sicario (2015)
Im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet ist der Drogenkrieg außer Kontrolle geraten. Die FBI-Agentin Kate Macer (Blunt) und ihre Einheit entdecken in der Wüste von Arizona ein Todeshaus, dessen Wände ein furchtbares Geheimnis bergen. Was zu Kates Versetzung nach Texas zu einer Sondereinheit des Drogendezernats führt, die von einem undurchsichtigen kolumbianischen Agenten namens Alejandro (Benicio Del Toro) und dem schroffen Matt (Josh Brolin) geleitet wird. Die Männer heißen Kate nicht gerade willkommen. "Du wirst hier nicht überleben", sagt Alejandro zu Kate. "Du bist kein Wolf. Dieses Land wird jetzt von Wölfen beherrscht." Und diese Wölfe bekämpfen sich mit allen Mitteln. Längst operiert auch die Polizei mit der größten Selbstverständlichkeit außerhalb der Legalität. Wogegen die idealistische Kate anfangs rebelliert. Doch im Kugelhagel fragt niemand nach Moral und Paragrafen... "Sicario" ist ein Drogenthriller wie ein Kriegsfilm, ein Gemisch aus "Homeland" und "Zero Dark Thirty". Der feinsinnige Kanadier Villeneuve zeigt bei aller kunstvollen Komposition (unterstützt vom wie üblich dunkel dräuenden Filmscore seines Stammkomponisten Jóhann Jóhannsson) verstörende Bilder, die direkt aus der Hölle zu kommen scheinen: nackte, zerstückelte Leichen, die in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez an Laternenmasten baumeln... Ohne Villeneuve und Blunt, aber erneut mit Del Toro und Brolin entsteht gerade die Fortsetzung "Soldado". Regie führt diesmal der Italiener Stefano Sollima, der durch die TV-Serie "Gomorrah" berühmt wurde.
Sicario
Savages (2012)
Foto: Universal Pictures
Schriller Thriller von Oliver Stone, nach einem Roman von Bestsellerautor Don Winslow. Ophelia (Blake Lively) lebt mit Chon (Taylor Kitsch) und Ben (Aaron Taylor-Johnson) im kalifornischen Küstenort Laguna Beach. Die drei führen eine entspannte, offene Dreierbeziehung, verbringen den Tag mit Sex, Kiffen und Surfen und vertreiben das weltbeste Marihuana, das Chon und Ben selbst herstellen. Als die mexikanische Drogenkönigin Elena (Salma Hayek) bei ihnen einsteigen will, wollen Chon und Ben aussteigen, trotz Warnung des korrupten Cops Dennis (John Travolta). Doch zu spät: Elena hat bereits ihren durchgeknallten Killer Lado (Benicio Del Toro) losgeschickt, um O zu kidnappen... Stylishes, cool gefilmtes und deftiges Gangsterkino, mit dem Regisseur Stone an frühere Werke wie "U-Turn" oder "Natural Born Killers" anknüpft.
Drogen: Amerikas längster Krieg (2012)
Foto: Arte
Seit Richard Nixon 1971 einen neuen "Staatsfeind Nr. 1" ausmachte, gaben die USA über eine Billion Dollar für den Krieg gegen Drogen aus. Heute sind Drogen billiger und weiter verbreitet denn je; die Strukturen des organisierten Verbrechens so mächtig, dass sie in Teilen Lateinamerikas die demokratische Regierbarkeit von Staaten bedrohen. Eugene Jarecki ("Why We Fight") befragte in dieser Doku Dealer, Häftlinge, Forscher und Fahnder über die Auswirkungen unverhältnismäßiger Strafen und die Kultur der Hoffnungslosigkeit. Je näher sie dem Elend sind, desto offener kritisch fallen ihre Antworten aus.
Blow (2001)
Foto: Kinowelt
In den Sechzigerjahren zieht George Jung (Johnny Depp) nach Kalifornien, steigt in die ewige Strandparty ein und beginnt mit Marihuana zu dealen. Ein erster Gefängnisaufenthalt bringt ihn mit den "richtigen" Leuten zusammen und ans ganz große Geschäft: In den Siebzigern steigt Jung zum größten Koksdealer der Westküste auf und wird zur rechten Hand des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar. Aber mit dem Reichtum wächst auch die Paranoia, und in den Achtzigerjahren ist die Party endgültig vorbei... Regisseur Ted Demme (1963-2002) verzichtet auf große Action, setzt dafür auf Zeitkolorit, Stars (Franka Potente, Penélope Cruz) und ein ausgewogenes Psychogramm. Offenbar mit Erfolg: Der echte George Jung soll den Film im Gefängnis gesehen und hemmungslos geweint haben.
The Counselor (2013)
Foto: 20th Century Fox
Er soll nicht sagen, man habe ihn nicht gewarnt. Aber der Anwalt, den alle nur Counselor nennen (Michael Fassbender), braucht Geld, um seine Laura (Penélope Cruz) zu beeindrucken. Also beteiligt er sich an einem Drogendeal. Wenn's klappt, winken 20 Millionen für ihn, Reiner (Javier Bardem) und Westray (Brad Pitt). Und wenn nicht? - Nun, die Koksladung kommt abhanden, mexikanische Drogengangster sind bekanntlich extrem hart drauf, und der Counselor ist plötzlich sehr allein... Autor Cormac McCarthy ("No Country for Old Men") versteht es, in beiläufigen Bemerkungen seiner Figuren tiefes Unheil aufglühen zu lassen - die Dialoge und die eleganten Bilder von Ridley Scott und seinem "Prometheus"-Kameramann Dariusz Wolski sind die Stärken in einer Story, die sonst einige Fragezeichen in der kargen Landschaft stehen lässt.
Escobar: Paradise Lost (2014)
Foto: Alamode Film
Der amerikanische Surflehrer Nick (Josh Hutcherson) findet in Kolumbien mit Maria (Claudia Traisac) die Frau seines Lebens. Dabei handelt es sich allerdings um die Nichte von Pablo Escobar (Benicio Del Toro), dem skrupellosesten aller Drogenbarone. Escobar, der unzählige Menschen ermordet hat und zu den meistgesuchten Verbrechern auf dem Planeten zählt, gibt zu Hause gern den großzügigen Gönner und Gutmenschen. Auch Nick fällt anfangs auf die Fassade herein und läuft damit Gefahr, seinen Irrtum mit dem Leben zu bezahlen... Zwischen faktenreichem Biopic und actiongetriebenem Gangsterdrama. So ganz wollen die harten Gewaltszenen jedenfalls nicht zum dokumentarischen Charakter des Films passen.
Cartel Land (2015)
Foto: DCM
Dokumentation von der Front des mexikanischen Drogenkriegs, unbarmherzig brutal und ernüchternd. José Manuel Mireles will nicht warten, bis ihn die Gangster eines Tages holen und abschlachten - so wie seine Nachbarn. Der mexikanische Arzt hat sich bewaffnet, kämpft gegen Drogenkartell und korrupte Polizisten. Der New Yorker Dokufilmer Heineman hat ihn ein Jahr lang hautnah begleitet. Seine erschütternde "Kriegs"reportage erhielt diverse Festival-Preise (u. a. Sundance).