Seit Anfang Juni entstehen am Wilden Kaiser acht neue Folgen der ZDF-Serie "Der Bergdoktor". Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Produktion noch weit bis in den Herbst andauern. TVSpielfilm.de hat Ines Lutz, die seit 2013 als Anne Meierling zum Hauptcast gehört, zu den Dreharbeiten, der Staffel und natürlich zur künftigen Beziehung ihrer Rolle zu Dr. Martin Gruber (Hans Sigl) befragt.

"Solange das so bleibt, mache ich auch weiter gerne mit""

Frau Lutz, Sie sind jetzt schon sieben Jahre beim "Bergdoktor". Haben Sie 2013 damit gerechnet, so lange zu drehen?

Ich hatte überhaupt keine konkrete Vorstellung, wie lange ich dabei bin. Man weiß vorher nicht, wie wohl man sich fühlt, im Team oder im Format. Ich glaube, ich bin nicht davon ausgegangen, dass es so lange geht. Ich habe mit ein, zwei Jahren gerechnet.

Und was hat sie dann bewogen, weiterzumachen?

Die Kollegen. Außerdem scheint die Figur der Anne gut zu funktionieren. Anne hat sich immer mehr in eine Richtung entwickelt, die mir gefallen hat. Und solange das so bleibt, mache ich auch weiter gerne mit.

Was hat Ihnen denn an Annes Entwicklung am besten gefallen?

Erst ist es eine Figur nur auf dem Papier und man weiß nicht, was man daraus macht. Dann entsteht mit den Kollegen eine Ebene, an der sich eine Figur entwickeln und reiben kann. Anne hat immer mehr Tiefe gewonnen, auch durch die Dinge, die sie in der Geschichte durchlebt hat. Was in dieser Staffel passieren wird, funktioniert nur, weil der Zuschauer Anne schon so gut kennt. Anne und die Zuschauer haben schon so einiges gemeinam im Kreuz. Die große Liebe zu gewinnen und wieder zu verlieren. Der Alkoholismus und Verlust ihres Vaters, den Martin Feifel spielt. Oder der große Verrat, den Martin ihr gegenüber begangen hat, als er bei den Problemen mit der Versicherung nicht zu ihr stand. Trotzdem lässt sie die Liebe nicht los. Das ist alles "Futter" für einen Schauspieler, eine Basis, auf der es immer wieder Spaß macht, die Figur zu spielen.

"Da hat Anne einiges zu erleben"

Können Sie eigene Ideen für Anne einbringen?

Ich glaube, dass man immer seine Figur mitentwickelt. Es ist ja nicht ohne Grund so, dass der eine Schauspieler die und der andere jene Rolle spielt. Da steckt immer viel an eigenen Ideen, eigenen Perspektiven auf die Welt drin, in jeder Rolle. Das ist bei Anne auch so.

Sie haben ja schon einiges aufgezählt, was Anne erlebt hat. Was waren denn die bewegendsten Szenen, an die Sie sich beim Bergdoktor erinnern?

Da gehören sicher einige dazu, die wir in dieser Staffel drehen. Aber es gab auch in der Vergangenheit welche: Als sie sich entschließt, ihre Liebe und ihren Vater zu verlassen, weil sie ihr beide nicht gut tun. Oder der letzte Streit mit ihrem Vater: Anne fährt heulend weg und der Vater kniet brüllend im Sand. Das war ein wichtiger Moment. Auch ganz am Anfang gab es eine wunderschöne Szene mit Martin oben auf dem Berg. Beide sind ganz frisch verliebt und schauen auf das Tal. Ich durfte im Hubschrauber mitfliegen. Das liebe ich. Und eben auch Momente, die in der aktuellen Staffel passieren. Da hat Anne einiges zu erleben …

"Alles andere wäre feige"

Das Ende der letzten Staffel wurde in zwei Versionen gedreht. Welches Finale wäre Ihr persönlicher Favorit gewesen?

Ohne Liebe keine Anne. Hätte sie Nein gesagt, wäre es auch vorbei gewesen. Dann hätte sie sich nach all den Kämpfen gegen diese Liebe entschieden und beschlossen, diese Liebe tut ihr nicht gut. Aber sie sagt: Ja. Weil sie diesen Mann liebt, und weil er sie liebt, trotz aller Widerstände. Das ist das interessantere, spannendere Ende. So spielen wir eben weiter.

Haben Sie bei der Geschichte der Liebe manchmal gedacht: "Jetzt reicht es aber?"

Ja. Wenn Anne meine Freundin wäre, hätte ich ihr schon mehrfach geraten, die Finger von diesem Mann zu lassen, zu schauen, dass sie ihre Sachen packt und ganz weit wegkommt. Aber man weiß ja selbst, dass die Liebe anders spielt, als man es selbst gern hätte. Martin und Anne lieben sich eben. Wenn man liebt, tun Frauen und Männer oft unvernünftige Dinge, selbst wenn die Außenwelt sagt: "Lass es doch, das ist einfacher." Die Liebe ist eben nicht einfach und deshalb ist sie auch so großartig. Und deshalb ist auch richtig, dass die zwei es miteinander versuchen. Alles andere wäre feige. Und wenn Anne und Martin eines nicht sind, dann feige.

Wie wird sich die Beziehung zwischen Martin und Anne in Staffel 14 entwickeln?

Ich darf noch nicht viel über den Inhalt sagen. Aber es passiert etwas völlig Unerwartetes, das mich selbst und wohl auch das Team überrascht hat. Die beiden kommen auf eine ganz neue Ebene ihrer Beziehung, weg von der ewigen Romantik. Es sind jetzt wirklich erwachsene Themen, mit denen sie zu tun haben. Das ist spannend zu spielen und für den Zuschauer hoffentlich auch spannend zu verfolgen.

"Es ist ein Twist, auf den sie nicht kommen werden"

Worauf dürfen sich die Zuschauer sonst noch freuen?

Ich darf leider keine Details erzählen, ich kann nur sagen: Es ist ein Twist, auf den sie nicht kommen werden.

Beim Bergdoktor gibt es immer so tolle Geschichte, und die meisten Zuschauer interessieren sich nur für Anne und Martin. Wie fühlt sich das an?

Das würde mich frustrieren, wenn ich Autorin wäre. Aber als Anne-Darstellerin finde ich es natürlich genau richtig.

Neben dem "Bergdoktor" drehen Sie ja auch für die neue Staffel "Watzmann ermittelt". Haben Sie da ein Lieblingsprojekt?

Das sind völlig unterschiedliche Rollen, unterschiedliche Genres. "Watzmann" ist ja mehr Komödie, sehr leicht und lustig. Wir haben einige Kollegen aus dem Kabarett, Andreas Giebel zum Beispiel. Das hat eine ganz andere Leichtigkeit und macht wahnsinnig Spaß. Wir freuen uns, dass wir weitermachen dürfen. Ich freue mich natürlich, dass ich beides spielen darf. Das eine ist Komödie, das andere dramatisch. Zwei verschiedene Seiten, die cool sind, wenn man die machen darf.

Gibt es noch weitere Projekte, an denen Sie demnächst arbeiten?

Nein, das ist momentan mit Corona überhaupt nicht möglich. Es ist schon so ein Glück, dass es klappt, von einem Set zum anderen zu wandern. Wir hoffen alle, dass es weitergeht, dass alle vernünftig sind und sich niemand ansteckt. Die Drehbedingungen sind schwierig dieses Jahr. Sie erfordern viel mehr Konzentration und Disziplin. Man darf trotzdem den Humor am Set nicht verlieren, obwohl man die Münder der anderen nicht sieht. Das ist schon sehr eigen, unter diesen strengen Hygienebedingungen.

"Jeder will historische Filme drehen"

Sowohl "Bergdoktor" als auch "Watzmann" spielen in den Bergen. Sind Sie ein Bergmensch?

Ja, ich fühl mich da sehr wohl.

Wo erholen Sie sich privat am liebsten?

Wasser und Berge. Ich bin Seglerin, ich liebe das Meer und Seen, und ich gehe gerne ins Gebirge.In der Ellmauer Gegend ist es etwas schwierig, weil sehr viele Touristen dort sind. Aber vor Drehbeginn, als die Grenzen coronabedingt noch geschlossen waren, war es etwas ruhiger. Da hatten wir auch zwei Wochen Muße, um wirklich wahrzunehmen, wie gigantisch schön es dort ist.

Und wo geht es dieses Jahr im Urlaub hin?

Urlaub wird wahrscheinlich nicht möglich sein. Das hängt wirklich vom Infektionsgeschehen ab.

Wenn man sich Ihre Vita anschaut, haben Sie ja schon in sehr vielen Serien gespielt. Schauen Sie privat auch Serien?

Ja, ich kann mich auch sehr damit identifizieren, warum Menschen Serien anschauen oder Romane lesen. Man lebt, zusätzlich zur eigenen, in einer Parallelwelt. Die Charaktere werden zu Freunden. Und wenn eine Serie zu Ende geht, oder ein Charakter stirbt, dann verliert man jemanden, den man sehr mag oder mit dem man sehr mitgefiebert hat.

Was sind ihre Lieblingsserien?

Ich habe total gern "Fleabag" geschaut, da habe ich wahnsinnig gelacht. Es ist immer schön, wenn mit wenigen Mitteln und großartigen Schauspielern etwas Tolles passiert.

Und im deutschen Fernsehen?

Mir gefallen trotzdem die historischen Serien am besten. "Charité" oder "Babylon Berlin".

Würden Sie da gern mal mitspielen?

Historisch? Natürlich! Jeder will historische Filme drehen.

Nicht "Tatort"- Kommissarin?

Nein, das interessiert mich nicht so. Ich will lieber historische Kostümfilme drehen.

Was wäre Ihre Traumrolle, abgesehen vom Genre?

Das wird man so oft gefragt. Dabei habe ich nicht diese eine Traumrolle. Ich spiele wahnsinnig gern Komödien, das würde ich gerne öfter tun. Ich glaube, ich kann das auch ganz gut. Ich darf es nur nicht so oft.

Eine letzte Frage: Schauen Sie den "Bergdoktor" auch privat?

Ich kann es ja nicht privat schauen, das ist ja nicht mehr privat. Sobald man mitspielt, ist es nicht mehr privat. Da hat man einen anderen Blick darauf.

Vielen Dank für das Gespräch!

"Der Bergdoktor": Neue Folgen starten Anfang 2021 im ZDF. Alle Infos zu Staffel 14 findet ihr hier.