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"Der Bachelor"

Hubschrauber-Einsatz im Tal der Puppen

Die Reihen lichten sich und fast scheint es, als hätten einige der Bikini-Damen schon vergessen, warum sie eigentlich hier sind. Dafür legt sich Sebastian ins Zeug - mit Tanzstunden und Helikopter. Dumm, dass ihm Wechselschritt und Flugangst in die Quere kommen.

"Ich suche hier die große Liebe und dafür reicht es einfach nicht" - was war das denn? Ein großäugiger Moment der Einsicht beim sensiblen Sebastian? Der Bachelor verlässt die "Ladies Villa" und unterwirft sich wieder dem normalgebräuchlichen Gesetz des Fleischmarktes? Rückzug, retour und raus aus dem Haus?

Weit gefehlt. Durchatmen. "Alles gut", wie es so schön heißt (und doch niemals stimmt). Kein "Ich bin ein Bachelor - holt mich hier raus", lediglich die kalte Schulter in Verbalform für jene abendgekleideten Anwärterinnen, die es am Ende eines langen Tages dann doch nicht geschafft haben und die statt einer Rose nur das Rückflug-Ticket zugesteckt bekommen.
Wichtigste Bachelor-Regel: teile und herrsche.
Foto: RTL, Eins, zwei, drei - und Wechselschritt: Kattia und Sebastian beim Schränkeschieben.
Drei Wochen läuft das Junggesellen-Spektakel nun schon, da wäre so ein Satz wie "Die Reihen lichten sich" wohl angebracht, dennoch: Damen gibt es noch im guten Dutzend, und während die einen es sich am Pool zwischen Sonnenöl, stillem Wasser und rosarot aufgeblasenen Gummitieren so kommod gemacht haben, dass man glatt vergessen könnte, warum die eigentlich hier sind, haben andere auf steten Angriffsmodus geschaltet.

Schade nur, wenn da ganz normale körperliche Bedürfnisse in die Quere kommen. Bei Sabrina zum Beispiel. Die wird von Sebastian, gemeinsam mit Silvana, zur Menage à trois unterm Leuchtturm eingeladen. Das spektakulärste Transportmittel ist natürlich, dass wissen wir spätestens seit der Hochzeit von Gülcan Kamps, der Helikopter. Hubschrauber-Einsatz im Namen der Liebe. Für Sabrina endet die Sause leider schon vor dem Take-off. Die Flugangst übermannt die Gute so vehement, dass alle Liebesmotivation in Schwindel und Spuck-Vorgefühl zerfließt. Tränen bei Sabrina, klammheimliche Freude bei der Alleinfliegerin, schwebt die doch nun einem unerwarteten Date zu zweit entgegen. Doch weit gefehlt - Sebastian, der ausgefuchste Anbahner, holt die Knutsch-Kandidatin auf dem Landweg dazu. Und schickt am Ende schließlich Silvana in die Wüste.

Was Donald Trump kann, das praktiziert der sinnliche Sebastian schon längst, und besser frisiert ist er dabei eh: Unsicherheit schüren. Divide and conquer. Teile und herrsche. In kleine Gruppen zerlegen, den Hühnerstall, und dann mal schauen, ob sich in dem ganzen Gegacker nicht doch zwei, drei vollständige Sätze mit Substanz verbergen.

Leicht ist das nicht. Mit Kattia stakst Sebastian bei Caipi und Kerzenlicht über den kubanischen Tanzboden und lässt seinen ganz privaten "Buena Vista Bachelor Club" von einer angemüdeten Salsa-Truppe beschallen. Erika sieht ihm am Frühstückstisch einfach nicht verpennt genug aus. Und das mit Sabrinas "Gefühlskälte" - sie gesteht ihm, noch nicht allzu oft "Ich liebe Dich" gesagt zu haben - verdichtet sich ebenfalls zu einem Problem.

Die Girls - oder besser gesagt "die Mädels", wie hier der gängige Terminus anno domini 2017 zu sein scheint - versuchen sich mehr oder weniger an zentimeterweiser Bodengutmachung und dezentem Baggern zwischen Augenaufschlag und Anfassereien beim gemeinsamen Dampfer-Ausflug inklusive SeaBob-Tollerei.

Am Ende dann Schampus-Showdown und Einzelgespräche mit überschaubarer Silbenzahl und angedeutetem Inhalt. Das mit Sabrinas Zurückhaltung wird fast zur fixen Idee, Kattia sieht sich als "größere Konkurrenz wie die andern" (man ahnt ungefähr, was gemeint ist) und Alesa kann dem sektseligen Sebastian noch so sehr angeblich aus der Hand gelesene Zukunftsvisionen zusammenspinnen - am Ende reicht es einfach nicht. Die allerletzte Rose bekommt Viola. Und wer ihre abgeklärte Reaktion darauf hört, wird den Bachelor nicht unbedingt beneiden: "Nächstes Mal möchte ich bitte die erste Rose bekommen, nicht die letzte."

Pfui, wie undankbar. Dabei geht es hier doch - wir erwähnten es bereits - um die, ganz genau, "große Liebe". Ob es dafür reicht? Fortsetzung folgt. Stößchen.

Autor: Ingo Scheel