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"Der Bachelor" auf der Zielgeraden

Die Nacht des Jägers

Jazz-Geknuddel in New Orleans, Fummeln auf dem Balkon und Antrittsbesuche bei der Verwandschaft - das Programm klingt bunt, aber der Endspurt zieht sich. Nicht zu übersehen, dass dem Bachelor langsam die Puste ausgeht.

Am Weltfrauentag den Bachelor gucken - das ist ein bisschen so, als würde man mit Hackfleisch in der Tasche zum veganen Kochkurs gehen. Kollektive Kätzchen-Haltung, biederes Buhlen, kokettes Küsschen-Betteln, ein Frauenbild wie aus dem vorletzten Jahrhundert und selbst wenn das gescripted ist, dann möge dem Produktionsvolontär vor Scham der Dödel zerbröseln - im Auge des windstärken-reduzierten Orkans der gute Sebastian, dessen Mimik auch ohne überbordende Skills in Sachen Mikro-Gesten verraten, dass die Sinnsuche in punkto Herzdame so langsam an der Kondition nagt. Und nicht nur bei ihm - auch auf der anderen Seite des Bildschirms hat man nach einer halben Stunde das Gefühl, die Sendung läuft schon seit drei Tagen.

Umso wichtiger, dass die Senderkreativen sich entsprechend schlafüberbrückendes Entertainment zurechtbasteln. Diesmal ging es für den Freiersfüßigen und sein Rest-Halbes-Dutzend nach New Orleans zum Karneval. Gin Tonic, schummriges Licht, Straßenkünstler und Jazzgedudel, so laut, dass man dankenswerterweise den Smalltalk des sparsam bekleideten Rest-Inventars kaum noch versteht.

Mit Clea Lacy wird ein wenig unter freiem Himmel gezüngelt. "Es sind Emotionen im Spiel", muss da sogar der Bachelor einräumen, oder wie Viola es auf den Punkt bringt: "Ich würd mal sagen, es war romantisch!" Drinnen ist man ob der Balkon-Balzerei not amused. "Ihr wart ja ganz schön lange draußen", entfährt es den Ungeküssten unisono. Nein, werte Damen und Herren, das hier ist keine Klassenfahrt der Unterterzia, das sind erwachsene Leute.

Und wenn einem soviel Anbahnungswillen wird präsentiert, das ist schon einen Besuch bei den Schwiegereltern wert. Nun ja, bei den möglichen zumindest. In Rastatt bekommt es Sebastian mit den beiden Schwestern von Clea Lacy zu tun, aber wer hier Kreuzverhör erwartete, der wurde ebenso enttäuscht wie Vollzugsverwöhnte. Schüchterne Küsschen, halbgare Geständnisse, sie will wohl, er wohl nicht. Morgen ist auch noch ein Tag.

In Bayern beweist Violas Vater, dass man sich den Namen des Schwiegersohns nicht unbedingt merken muss, bei Erika gibt es Kuchen in Kuchen (so heißt der Heimatort) und Komm-unter-meine-Decke-Kuscheln, bei Kattia in Kassel, das ist die Lektion für Sebastian, geht es längst nicht so temperamentvoll zu wie beim Salsa-Workshop in den Seitenstraßen Havannas. Der Mühe Undank: Kattia kann die Koffer packen. Die näherrückende Ziellinie darf sie von der heimischen Couch aus in Augenschein nehmen. Und Sebastian muss noch ein wenig durchhalten.

Autor: Ingo Scheel