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"Das Wunder von Kapstadt": Drama um erste Herztransplantation im Ersten

55 Jahre liegt "Das Wunder von Kapstadt" zurück. Im Dezember 1967 gelang dem südafrikanischen Chirurgen Christiaan Barnard die erste Herz-Transplantation. Ein ARD-Drama erinnert an die Pionierleistung und verknüpft sie geschickt mit der Apartheidsgeschichte.

Der Südafrikaner Christiaan Barnard hat 1967 mit der ersten Herz-Transplantation Medizingeschichte geschrieben. Der Chirurg wurde international zum Star. Das TV-Drama "Das Wunder von Kapstadt" zeichnet die Leistung Barnards nach, es beruht auf wahren Begebenheiten. Teil der Wahrheit ist aber auch: Barnard schaffte den Erfolg nicht allein, sondern im Team - dazu gehörte Hamilton Naki. Als Schwarzer durfte Naki jedoch unter dem Apartheidsregime offiziell nicht als Arzt arbeiten. Der Film - zu sehen am Samstag um 20.15 Uhr im Ersten - beleuchtet also auch das Thema Apartheid in Südafrika.

Regisseurin Franziska Buch rückt aber nicht Christiaan Barnard (Alexander Scheer) in den Mittelpunkt des Geschehens, sondern eine fiktionale Protagonistin. Die junge, talentierte Ärztin Dr. Lisa Scheel (Sonja Gerhardt) soll stellvertretend für jene Frauen stehen, deren Leistung in der Geschichtsschreibung unterging. Zudem zeigt der Film aus der Sicht Scheels den damaligen Forscherwettstreit sowie den alltäglichen, brutalen Rassismus und die Armut in Südafrika.

Lisa Scheel arbeitet in Berlin für den Arzt Dr. Kohlfeld (Fritz Karl), der ebenfalls die erste Herz-Transplantation plant. Als sie von einem Kollegen unfair ausgebootet wird, macht sich Scheel auf den Weg zu Barnard nach Kapstadt, um dort als Chirurgin durchstarten zu können. Lebemann Barnard macht Scheel eindeutige Avancen, wovon sich die junge Frau aber nicht beirren lässt. Und der Chirurg erkennt die Fähigkeiten der Deutschen.

"Ich versuche Medizingeschichte zu schreiben"

Scheel wird schon kurz nach ihrer Ankunft in Kapstadt mit der strikten Trennung zwischen Weißen und Schwarzen konfrontiert - gleichermaßen naiv wie idealistisch versucht sie dagegen anzukämpfen. Durch Zufall kommt sie dahinter, dass der Gärtner Hamilton Naki (Loyiso MacDonald) heimlich für Barnard arbeitet, der Starchirurg lässt sich von dem Schwarzen gar schulen - was zu der Zeit eigentlich undenkbar ist. Scheel setzt sich für Naki ein und bringt dadurch diesen und sich selbst in massive Schwierigkeiten.

Barnard sieht zwar, dass Naki ungerecht behandelt wird, verhält sich aber opportunistisch: "Ich versuche Medizingeschichte zu schreiben", geht er Scheel an und fordert sie auf, ihr "moralisches Getue" zu unterlassen. Die junge Frau leide wohl unter einem "unheilbaren Helfersyndrom" und einem "Weltretterkomplex", regt sich Barnard auf. Lisa Scheel steht vor der Resignation: "Für Frauen und Schwarze ist einfach kein Platz auf dieser Welt. Das muss man hinnehmen", sagt sie, als sie unfreiwillig ihre Koffer packen muss.

"Das Wunder von Kapstadt" lässt mit starken Darstellern und vor authentischer Kulisse ein Stück Zeitgeschichte lebendig werden. Der Patient, dem damals das Herz transplantiert wurde, überlebte drei Wochen. Ob Hamilton Naki an der Operation tatsächlich beteiligt war, gilt als umstritten. Jedoch räumte Barnard kurz vor seinem Tod 2001 ein, dass Naki einen wesentlichen Beitrag zu dem Erfolg geleistet habe. Im Jahr 2003 erhielt Naki die Ehrendoktorwürde der Universität Kapstadt verliehen, zwei Jahre später starb er.

Beim Filmfest Hamburg wurde "Das Wunder von Kapstadt" 2022 mit dem Produzentenpreis für Deutsche Fernsehproduktionen ausgezeichnet.