"Willkommen in Thailand, das Land der Farben, tropischen Strände, opulenter Königspaläste, alten Ruinen und reich verzierten Tempeln": Mit diesen Worten stimmt Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen) die Gäste an Bord der MS Amadea und vor dem Fernseher auf das Oster-Ziel ein. "Was das Land so beeindruckend macht, sind seine Menschen, aber natürlich auch die Naturschönheiten. Weltberühmt ist auch die schmackhafte und gesunde Küche Thailands und die Herzlichkeit, die dem Königreich den Beinamen ‚Land des Lächelns‘ einbrachte."

Das "Traumschiff" ist stets eine Art Reiseprospekt im Bewegtbildformat, und vieles, was diesmal im Drehbuch steht, klingt so, als habe es die thailändische Tourismusbehörde diktiert. Doch keine Sorge, es wird nicht nur gelächelt: An Bord der MS Amadea sind auch wieder ein paar Problembären. Etwa Rentner Klaus Sturm (Andreas Schmidt-Schaller), der überraschend die Hochzeitsreise seiner Tochter Melly (Marija Mauer) und ihrer Ehefrau Annika Ehler (Maxine Kazis) "bereichert". Immerhin: Papa Sturm freundet sich an mit Jonah, dessen Mutter einst bei einer Kreuzfahrt ertrank und der das Erlebte nun mit Tante Kerstin (Simone Thomalla) verarbeiten soll. Weil es das Drehbuch so will, bekommt Jonah am Strand eine Chance zur Trauma-Therapie: Spontanheilung dank Tante und "Traumschiff"-Ticket.

TV-Koch Nelson Müller und Riccardo Simonetti dabei

Zwischentöne sucht man beim "Traumschiff" stets vergebens: Der Zuschauer im Osterbraten-Koma bekommt alles wenig subtil ins Bewusstsein gehämmert. Um mitzubekommen, dass Schiffscrew-Neuling Oliver Sander (Maximilian Gehrlinger) nichts Gutes im Schilde führt, muss man kein Sherlock Holmes sein. Das ZDF geht dennoch auf Nummer Sicher, und beschriftet beispielsweise das Fläschchen, das Sander aus der Schiffsapotheke klaut, ostentativ mit "Schlaftropfen". Wer GEZ zahlt, sollte nicht auch noch nachdenken müssen.

Neben tatsächlich professionellen Schauspielern haben erneut einige Promis die Einladung aufs "Traumschiff" angenommen. TV-Koch Nelson Müller etwa lädt als Nelson Müller zum Kreuzfahrt-Kochkurs. Paradiesvogel Riccardo Simonetti leitet – überraschend unbunt – eine Elefantenauffangstation in Thailand. Etwas von Schauspielerei zu verstehen, war noch nie Voraussetzung für den Aufenthalt an Bord.

Das Maximum an Tiefgang

Alle Fäden in der Hand haben wieder Florian Silbereisen als Kapitän Parger sowie Barbara Wussow alias Hoteldirektorin Hanna Liebhold. Beide mischen sich – kennt man ja von einem Großbetrieb wie dem Kreuzfahrtschiff – ungefragt in die Problemzonen ihrer Gäste ein und sparen nicht mit klugen Ratschlägen. Wenn Tante Kerstin klagt, Jonah wolle mit ihr partout nicht über die tote Mutter reden, greift Liebhold tief in die psychotherapeutische Erklärkiste: "Sie fehlt ihm eben."

Auch an Ostern weicht das "Traumschiff" nicht vom gewohnten Kurs ab: schöne Menschen vor schöner Kulisse, ein bisschen Liebe, ein wenig Krimi, dazu Dialoge, die so flach sind wie das Meer bei Flaute. Dass die aalglatte Influencerin Sophia Blum sich als einsames Waisenkind entpuppt, ist diesmal bereits das Maximum an Tiefgang.

Das Ende garniert Parger beim Kapitänsdinner mit routinierten Sprüchen aus der Kreuzfahrt- und Kreuzstich-Poesie: "Man taucht in die Vergangenheit ein und gewinnt die Zukunft. Erkennt, dass das Band der Liebe, der Familie einzigartig ist. Wie das der Freundschaft. Man wechselt die Richtung und segelt gemeinsam weiter – im Wissen, sich immer auf den anderen verlassen zu können." Mehr Osterbotschaft geht im Zweiten nicht.

Der "Das Traumschiff" in Thailand: Wer GEZ zahlt, sollte nicht nachdenken müssen wird veröffentlicht von FOCUS online.