Die neunte Folge der "Blind Auditions" bei "The Voice of Germany" (ProSieben/SAT.1) beginnt mit allzu Körperlichem: "Sehr unangenehm, die ganze Zeit mit nacktem Hintern auf diesem Gummi zu sitzen", beschwert sich Sarah Connor (41) über das hautunfreundliche Material ihres Coach-Sessels. "Bist du da ganz nackt?", zeigt sich Nico Santos interessiert, aber auch ein bisschen fassungslos. Sarah winkt ab: "Nicht ganz nackig, hab halt keine Hose an." Oha! Wäre das auch geklärt.
Was die Coaches sonst noch von sich preisgaben: Johannes Oerding (39) kämpft gerne mit Alpakas, Nico Santos (28) hatte in der Schule den größten Kopf. Mark Forster (38) resümiert stellvertretend fürs TV-Publikum: "Ich lerne hier Dinge über die anderen Coaches, von denen ich mein ganzes Leben gehofft hatte, sie nicht zu lernen."
Was die Talente betrifft, nimmt der anfangs vielfach verschmähte Forster mit seinem Team an Fahrt auf - und auch an schräger Note: "Endlich mal ein cooler Act in deinem Team", lobt Sarah Connor, als sich der von allen vier Coaches umworbene Stuttgarter Jonas Eisemann ("Ich finde euch alle geil") schließlich für Mark entscheidet. "Ihr tut, als seien meine Leute ein Zoo!", echauffiert sich Forster, gibt dann aber zu: "Es ist ein Auffangbecken für schräge Vögel. Wir werden viel belächelt, aber Achtung: Die Biene sticht von hinten!"
Ähnliches ließe sich auch auf Sarah Connor übertragen, die in dieser Folge gehörig austeilt. "Das kommt von zu viel Fernsehen", sagt sie über einen eifrigen, aber emotional ungelenk wirkenden Jung-Sänger: "Dann kennt man kein echtes Gefühl mehr." Das plastiklastige Outfit einer anderen Sängerin kommentiert sie mit "Stand ich 2002 auch voll drauf", und den zappligen Auftritt eines Dritten mit "Da geht mir keiner ab." Denn Musik, so Connor, sei am schönsten, wenn sie stimuliert: "Singen ist sinnlich", doziert die Pop-Diva, "wie wenn man sich mit jemandem gut fühlt, mal schneller, mal härter, dann ganz sanft. Liebe machen halt."
Sämtliche Zweideutigkeit verklingt jedoch mit der Geschichte eines Mannes, der 2015 mit dem Schlauchboot aus Syrien floh, dramatische Szenen miterlebte und vier Jahre später selbst zum Retter in der Not wurde: Als sich ein 19-Jähriger am Ludwigsburger Bahnhof mit seiner Mutter vor die S-Bahn stürzen wollte, verhinderte Mazen Mohsen die Verzweiflungstat.
Courage zieht sich als Leitmotiv durch das Leben des 27-jährigen Musikers, der bei "The Voice" das deutsche Volkslied "Die Gedanken sind frei" singt - inklusive einer Strophe auf Arabisch als "Brücke zwischen meiner alten und neuen Heimat". Mit dem Lied wolle er die Meinungsfreiheit in Deutschland ehren: "Dafür bin ich dankbar. In meiner Heimat gibt es sie nicht." Das geradlinige Statement bewegte Mark Forster ebenso sehr wie das Lied. Als Einziger dreht er sich für Mohsen um: "Ja, Mann, die Gedanken sind frei - und das soll auch so bleiben!"
"Schön, dass du weiter bist", glaubt Sarah Connor da, etwas verpasst zu haben. "Gut gemacht, Mark", lobt sie sogar ihr liebstes Stichel-Ziel: "Du hast eindeutig mehr Erfahrung." - "Ach weißt du", nutzt dieser Connors schwachen Moment: "Wenn man mal ein paar Jahre "The Voice" macht, hört man Sachen raus, die Laien leicht durchrutschen. Ich kann dich da gerne mal coachen und begleiten." Und zu Mohsen: "Du hast zweifellos was zu sagen und zu erzählen. Ich freue mich auf unsere gemeinsame Reise."
Das Original zu diesem Beitrag ""The Voice of Germany"-Kandidat floh aus Syrien und wurde zum Retter in Not" stammt von "Teleschau".