Sebastian, Vater von zwei Kindern im Alter von acht und zwölf Jahren, hat große Träume, wenn seine Kinder aus dem Haus sind: Er plant eine komplette Bücherwand in seinem Haus. Bis dahin begnügt er sich mit ein paar Bücherregalen und bringt seine intellektuellen Ambitionen und seine Vorliebe für Alliterationen auch in die Küche ein.
Als "inauthentisch indonesisch" bezeichnet er sein Menü, das er auch seinen Großeltern widmet: "Vor über 60 Jahren sind sie aus Indonesien nach Deutschland geflohen und hatten in München das Restaurant 'Bali Grill'. Seit es geschlossen ist, gibt es hier nicht mehr viele indonesische Restaurants." Für Sebastians Gäste also eine seltene Gelegenheit, Spezialitäten aus dem Inselstaat zu verkosten - wenn auch offenbar nicht ganz "echt".
Die Vorpseise besteht aus Lemper, Lumpia und Pangsit, ehe Sebastian mit "Nasi Goreng Deluxe" überzeugen will. Zum Menüabschluss serviert er beim Dessert "Jajan Pasar".
Das perfekte Dinner bei Sebastian: Die kulinarische Verbindung von Philosophie und Kreativität
Seine Doktorarbeit schrieb Sebastian, der heute am Innovationszentrum der Münchner Hochschule für angewandte Wissenschaften die Forschung leitet, über "Transformation in Literatur und Kultur". Auch in seiner Speisenfolge zeigt er Spaß an Veränderung. Sein Vorspeisen-Dreierlei aus Variationen von Frühlingsrolle, Wan Tan und Klebereisbällchen mit Yuzu-Mayonnaise, Sambal und Süßsauer-Soße bleibt in Asien verankert. Das berühmte Resteessen Nasi Goreng veredelt der Pescetarier mit Jakobsmuscheln, Garnelen und Tintenfisch zu einer "Deluxe"-Version - und reicht dazu eine recht europäische Spinat-Hollandaise. Das Dessert besteht aus süßen Klebereisbällchen, Kokos-Pfannkuchen mit Erdbeer-Minz-Füllung sowie gebratener Banane. "Sie und Nasi Goreng sind die Gerichte meiner Kindheit", erinnert sich Sebastian, der tatsächlich selbst noch nie in Indonesien war.
Mit der Schärfe und den unterschiedlichen Texturen seiner Komponenten begeistert Sebastian vor allem Nataly (31), die am liebsten in seiner roten Würzsoße "baden" würde. Der sonst als souveräner Alleswisser auftretende Lutz (45) knickt hier beim Schärfegrad ein. Nataly bleibt das nicht verborgen: "Da bleibt ihm die Spucke weg." Was er beim Essen sucht, ist etwas anderes: "Mir fehlt ein wenig die Vollkommenheit."
Die Form der Wan Tans erinnern ihn an "bayerische Lumpensäcke wie von Knecht Ruprecht". Dennoch zückt der Kritiker die Neun-Punkte-Karte und kommt mit den anderen Gourmets auf 34 Punkte für Sebastian - inklusive seines eigenen Hangs zur Wortspielerei: "Wir alle sind schon wie ein Teig verklebt, werden aufgeschlagen und geknetet, bis wir eine stabile Masse sind."
Das Original zu diesem Beitrag "Sebastian verbindet Philosophie und kulinarische Kreativität" stammt von "Teleschau".