"Bares für Rares" hat sich mal wieder eine XXL-Ausgabe in der ZDF-Primetime gegönnt. Da putzt sich Horst Lichter natürlich heraus: Zu sehen war er mit dunkelblauem Sakko samt weißen Nadelstreifen, gelben Socken, einer gelben Krawatte und farblich passender Einsteckblume.
Ein Objekt dürfte er aus dieser Ausgabe besonders in Erinnerung behalten. Rentnerin Ursula brachte einen "wunderschönen Kabinenroller" (Lichter) des Messerschmitt-Werks mit ins Kloster Eberbach. Anfang der 90er-Jahre hatte sie sich in das rote Gefährt "sturzverliebt", es gekauft und anschließend mit großem Eifer und viel Geld selbst restauriert. "Ich nähere mich dem letzten Viertel meines Lebens, und da sitzt man nicht mehr so bequem, wenn man so bodennah unterwegs ist", erklärte sie, warum sie sich nun von dem Fahrzeug trennen wollte.
Die Preise schellen in die Höhe – aber kommt es zum Verkauf?
"Leute haben sich drüber lustig gemacht", sagte Experte Sven Deutschmanek zu dem flotten Mobil, dessen Front an ein Froschgesicht erinnert. Trotz zweier Kratzer verortete er den Zustand des Rollers im "sehr guten Zweierbereich". Ursulas Wunschpreis von 28.000 Euro erhöhte er folglich auf 35.000 bis 40.000 Euro.
"Kinder, was jetzt kommt, ist großartig", holte Lichter die Händlerinnen und Händler nach draußen. Julian Schmitz-Avila nahm direkt begeistert in dem Gefährt Platz, während Kollege Wolfgang Pauritsch bläute: "Wie viel Geld haben Sie da reingesteckt? Das war bestimmt teuer." Das Interesse war zwar groß, doch weiter als die 26.000 Euro von Schmitz-Avila wagte sich niemand aus der Deckung. Zu wenig für Monika, die den Kabinenroller wieder mitnahm.
"Das hat sich noch niemand getraut", flachst Horst Lichter
Einem anderen Verkäufer wollte Horst Lichter schon einen Orden verleihen, bevor die Expertise überhaupt startete. Jörgs Hingabe für dessen Beruf als Intensivpfleger brachte ihm neben Lichters Lob auch einen Sonderapplaus des Publikums ein. Bei seinem Mitbringsel war der Moderator hingegen ahnungslos: "Es ist das erste Mal bei 'Bares für Rares XXL', dass jemand mit einem Stein kommt. Das hat sich noch niemand getraut."
Der Moderator flachste: "Bist du am Renovieren?" War Jörg selbstredend nicht, stattdessen stammte die Skulptur "Weltempfänger" von der mittlerweile verstorbenen Künstlerin Isa Genzken, der einstigen Ehefrau von Gerhard Richter und einer guten Freundin Jörgs.
"Mein Geschmack ist es eigentlich nicht so", erklärte der Gast seinen Verkaufswunsch. Derweil leitete Experte Detlev Kümmel zur Wertfindung über: "Sollen wir mal eine Verbindung schaffen?" Die Grundidee hinter den Exponaten sei, "dass die Weltempfänger eine Verbindung zwischen den einzelnen Sammlern schaffen", fuhr Kümmel erklärend die Antennen des Betonklotzes aus. "Mindestens 30.000 Euro" wolle er für das Einzelstück aus dem Jahr 2011 haben, meinte Verkäufer Jörg. Kümmel korrigierte die Preisvorstellung gar bis auf 35.000 Euro nach oben. Lichter schnaufte: "Ich bin ziemlich geplättet."
Im Händlerraum riet man indes erst einmal wild - und Daniel Meyer begrüßte den Verkäufer mit einem Augenzwinkern: "Sie haben uns ein Radio in einem Betonklotz mitgebracht." Auch Wolfgang Pauritsch war in Scherzlaune und kalauerte: "Meine Großmutter hat mir geraten, ich soll ein gewisses Vermögen in Betongold umwandeln."
Dessen Startgebot von 500 Euro war rasch Geschichte. Fünfstellige Beträge warfen die Händler aber erst nach der Nennung der Expertise in den Raum. Bei Meyer reichte es nicht, dass er "über seine Grenzen" ging, überbot Susanne Steiger dessen finales Gebot doch nochmals. Für 16.000 Euro sicherte sie sich das Stück. Jörg freute sich: "Hauptsache, es ist in guten Händen und wird wertgeschätzt."
Katrin Müller-Hohenstein von hohen Geboten überrascht
Tradition bei "Bares für Rares XXL" ist auch prominenter Besuch. Dieses Mal gastierte Katrin Müller-Hohenstein in der ZDF-Sendung, der Horst Lichter umgehend Honig ums Maul schmierte. Sie sei die "beste Sportmoderatorin, die Deutschland im Fernsehen je hatte", holte er aus. "Ach, hör auf!", winkte sie geschmeichelt ab. Um Sport sollte es schließlich nicht gehen, sondern um eine Lampe aus der Art-déco-Zeit. Ihre antik-begeisterten Eltern hätten die Leuchte vor 40 Jahren im französischen Metz erworben, erinnerte sich Müller-Hohenstein.
Detlev Kümmel datierte das Stück mit drei Engelchen, die eine Weltkugel nach oben halten, auf Ende der 1910er-Jahre. "Es ist ein Material, was einer Bronze nachempfunden ist", erklärte er und wies auf die einstige Vergoldung hin, die mittlerweile größtenteils abgeblättert war. Trotzdem seien 250 bis 350 Euro drin, vermutete er.
"Jetzt verstehe ich! Das ist ein Fußball-Weltmeisterschaftspokal von 1911", begrüßte Daniel Meyer den berühmten Gast im Händlerraum. Dann schon jagte ein Gebot das nächste. "Gott, okay", konnte Müller-Hohenstein kaum Schritt halten. Im Sechskampf setzte sich am Ende Julian Schmitz-Avila durch und bezahlte 430 Euro. Kollegin Steiger scherzte: "Engel kommen zum Engel."
Fälschung taucht bei "Bares für Rares XXL" auf
Außerdem über den Händlertisch ging ein schickes Schmuckkästchen des Edeljuweliers Cartier. Das Stück von 1930 mit dem Motiv einer "fabelhaften, exotischen Tierwelt in persisch-indischem Stil" (Heide Rezepa-Zabel) führte nach der Schätzung auf 5.000 bis 6.000 Euro zu einem Damen-Duell im Händlerraum. Am Ende setzte sich Lisa Nüdling durch und zahlte 5.000 Euro: "Toll, toll, toll!" Nach Österreich zu Wolfgang Pauritsch ging dagegen eine Bronzestatue der Künstlerin Anna Maler, der Tochter von Gustav Maler. Das Stück war ihm 5.000 Euro wert.
Bei einem Kerzenhalter des französischen Künstlers André Dubreuil sprang Daniel Meyer über seinen Schatten. Trotz der höheren Expertise von 12.000 bis 15.000 Euro machte der Händler mit dem Endpreis von 9.500 Euro ein gutes Geschäft. Enttäuscht wurde dagegen Gast Clemens. Seinen Silberlöffel deklarierte Expertin Wendela Horz nach "einem Krimi" als Fälschung. Er durfte nicht in den Händlerraum.
Besser erging es Verkäuferin Konstanze. Den Ring ihrer Großtante Hilla von Rebay, der Mitgründerin des New Yorker Guggenheim-Museums, taxierte Heide Rezepa-Zabel auf bis zu 16.000 Euro. Am Ende verkaufte sie das Schmuckstück für 13.500 Euro an Susanne Steiger.
Das Original zu diesem Beitrag "Bares für Rares XXL: Horst Lichter traut Augen nicht – Kandidat schleppt Betonklotz an" stammt von "Teleschau".