Seit 2013 ist Waldi, so Walter Heinrich Lehnerts Spitzname, fester Bestandteil des Händlerteams von "Bares für Rares". Und ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Dafür gäbe es für ihn nur einen Grund, wie er Nico Gutjahr in der Webtalkshow sagte: "Ich habe immer gesagt, und dazu stehe ich auch, sollte der Horst mal aufhören, dann höre ich sofort mit auf." Dann sei "Bares für Rares" nicht mehr "Bares für Rares".

Und Händler Waldi wäre nicht Waldi ohne sein Erstgebot von 80 Euro für Objekte jeder Preisklasse.

Vom Pferdewirt zum Fernsehstar

Der 1967 in Prüm geborene Lehnertz machte eine Ausbildung zum Pferdewirt, weil es für seinen Traumberuf Tierpfleger keine Lehrstelle gab, und jobbte später auch auf dem Bau. Von 1998 bis 2002 betrieb der Eifeler ein eigenes Unternehmen für Gartenbau und Landschaftsgestaltung. Bereits 1998 schnupperte er erste Stallluft als Antiquitätenhändler – seine damalige Frau betrieb die "Schatztruhe" in Kommern, in dem Geschäft stieg er nach seinem zweiten Bandscheibenvorfall 2007 ein. Seit 2016 ist Lehnertz Geschäftsführer von "Waldi's Eifel Antik", spätestens seit seinem Einsatz als "Bares für Rares"-Händler ist es ein boomendes Geschäft. Sein Verkaufstalent hat er aber bereits als 12-Jähriger entdeckt, als er Sonderangebote aus dem Kaufhaus aufkaufte und mit Gewinn veräußerte – selbst an seine Schwester.

Doch ganz so glatt lief Waldis Leben nicht, der 53-Jährige, der zweifacher Papa ist, hat auch schwere Zeiten hinter sich: Gesundheitliche Probleme, 2013 die Scheidung von seiner Frau, die auch den Jobverlust bedeutete, Insolvenz mit seiner Immobilienentwicklungsfirma …

Doch seinen Humor hat Waldi nie verloren, das merken nicht nur die "Bares für Rares"-Zuschauer.

 

"80-Euro-Tourismus" zu Walter Lehnertz

Der Trödelhof, den Waldi mit seiner Lebensgefährtin in Krekel betreibt, wird von Besuchern nahezu überrollt - im wahren Sinne des Wortes: Inzwischen bieten gleich mehrere Busunternehmen "80-Euro-Waldi-Touren" an. Er hat dann "5000 Jahre Lebenserfahrung auf dem Parkplatz stehen", wie er Gutjahr verrät. Und die bekommen was geboten für ihr Geld. Nicht nur ein Stück Kuchen, sondern jede Menge coole Sprüche, so dass sie mit Tränen vor Lachen wieder vom Hof gehen. Auch Kuscheln gehört zum Programm: Auf den "härtesten Schenkeln der Eifel" dürfen auch immer ausgewählte Damen Platz nehmen.

Eigentlich findet Lehnertz ja, dass sich sein Leben durch "Bares für Rares" nicht großartig geändert hat. Gut, Schnäppchen auf dem Flohmarkt kann er aufgrund seiner Bekanntheit nicht mehr machen. Aber das stört ihn nicht weiter. Bekannt ist er nicht nur durch sein Gesicht, sondern vor allem auch durch seine schnoddrigen Sprüche und den Dialekt. Als er nach einer verlorenen Wette mit Glatze im Urlaub war, blieb er unerkannt, "bis ich meine Hackfresse aufgerissen habe…".

Händler mit Leib und Seele

Zu den beeindruckendsten Exemplaren, die Walter Lehnertz bei "Bares für Rares" erworben hat, gehört die Samurai-Rüstung, die er 2017 für 2500 Euro erstanden hat. Bemerkenswert auch die zwei Porzellanfiguren, die er von einem "Oppa" gekauft und die er immer noch hat. Bei dem Deal hat sich Waldi ganz von seinen Emotionen leiten lassen und dem Verkäufer 180 Euro gegeben. Dem "Oppa", einem 76-jährigen Ex-Bergmann, hat er gesagt: "Du hast uns 30 Jahre den Strom hochgeholt, die Dinger kauf' ich dir ab". Dabei kauft er ungern Porzellan, weil man damit kein Geld verdienen kann. Es geht mehr zu Bruch als über den Verkaufstresen geht.

Und das "80-Euro-Gebot"? Das entstand, als ein Verkäufer für Lehnertz' Empfinden die Nase etwas zu hoch trug. Dem bot er für ein ein 2000-Euro-Teil mal eben jene 80 Euro, in der Folgezeit auch all denen, die ihm irgendwie unsympathisch waren. Und daraus wurde dann das Markenzeichen, das er konsequent beibehält, auch wenn er dabei blutet: "Ich hab schon viel Zeug gekauft, das 30 Euro Wert ist und ich hab trotzdem meine 80 rausgeprügelt."

"Kleine Krawallmütze" am Händlertisch

Wieso kam Walter Lehnertz als Quereinsteiger eigentlich zum Fernsehen? Vorgeschlagen hat ihm das ein Kumpel, der Kameramann war. Lehnertz sprang nicht vor Freude an die Decke, schließlich war es ein ganz neues Format und nicht der Quotenknaller von heute. Nach Demo-Aufnahmen - gecastet wurden 70 Händler – entschied sich das ZDF für ihn. Nach ein, zwei Sendungen war nicht Schluss, wie Waldi dachte, er ist heute noch dabei. Nicht zuletzt Dank seiner Art ("Ich bin eine kleine Krawallmütze"), schließlich sind Waldi und seine Kollegen die heimlichen Stars von "Bares für Rares". Und dazu gehört bei Lehnertz eben der Dialekt. Hochdeutsch zu reden kommt für ihn nicht in Frage.

Wer Walter Lehnertz in Aktion erleben will: "Bares für Rares" läuft montags bis freitags um 15.05 Uhr.