Zunächst ahnte Walter Lehnertz noch nicht, dass er für ein altes Spielzeug tief in den Geldbeutel greifen würde. Doch der "Bares für Rares"-Händler wurde in der Dienstagsausgabe dann doch von Heimatgefühlen übermannt. Was sich in dieser alten Pappschachtel verbarg, schätzten die Verkäufer dabei nur auf wenige Euro. "Von der Wertigkeit sind wir ziemlich moderat", sagten die Freunde Ruth und Helmut. Sie schätzten ihr Mitbringsel auf nur 20 bis 30 Euro.
Das kleine Kistchen mit Holzpuzzle gehörte früher Ruths Mutter. "Ich habe als Kindheitserinnerung, dass sie es immer in ihrem Nachtschrank stehen hatte", erzählte die Verkäuferin über das hübsche Spielzeug in Originalkarton. Sie mutmaßte, dass das Erbstück aus dem Jahr 1932 stammte. Oder war diese Angabe nur der Zeitraum, wann es einst überreicht wurde? Der Experte stellte klar: "Dieses Geduldsspiel gibt es bereits seit 1912. Es könnte also auch ein paar Tage älter sein."
Neben dem Alter war auch das Spielzeug selbst ein kleines Rätsel. Detlev Kümmel löste es: Das 100 Jahre alte Geduldsspiel war zugleich eine komplette Puppenstube. Vorsichtig zerlegte er es - und zum Vorschein kamen Bänke, Stühle und ein winziger Tisch. "Is ja jeck!", entfuhr es Horst Lichter. "Gott, ist das süß."
Bares für Rares: Lehnertz zahlt das Zehnfache des Wunschpreises
Noch spannender wurde es, als Kümmel die Beschreibung öffnete. Er wusste, dass der Hersteller Johann Albert Sawinsky in Siegburg geboren wurde und 1960 in Krekel verstarb. Eine sehr verkaufsfördernde Info, denn: Händler Walter Lehnertz stammt aus der Nähe von Krekel und seine Frau wiederum aus Siegburg. Auch die Schätzung erfreute die Verkäufer: Laut Detlev Kümmel konnte das Spielzeug mit 100 bis 150 Euro deutlich mehr als den Wunschpreis von 30 Euro einbringen. Was würde Walter Lehnertz wohl dazu sagen?
"Man kann mich ja mit Puppenhäusern jagen, aber dat is ja schon richtig gut", lautete Lehnertz' erster Kommentar - und zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht einmal, dass das alte Spielzeug mit seiner Heimat zu tun hatte. Nachdem er die Info erhalten hatte, gab es allerdings kein Halten mehr. Bei hart umkämpften 320 Euro glaubte sich Lehnertz schon am Ziel. Da fuhr ihm Jos van Katwijk mit 330 Euro in die Parade. Würde das Puzzle auf den letzten Metern etwa nach Holland gehen?
"Dat muss in die Eifel", wehrte sich Lehnertz - und erhöhte auf 360 Euro. Das Spiel gehörte ihm. Ruth und "Waldi" strahlten gleichermaßen über den Ausgang des Bietergefechts. Der Wunschpreis für das "Krekeler Kulturgut" konnte mehr als verzehnfacht werden.
Überraschend hoher Preis für Werbeschilder aus Blech
Deutlich schwerer war das nächste Stück: Die signierte Bronze stammte vom deutschen Maler Georges Morin. Da das Kunstwerk sehr gut erhalten war, lag die Expertise bei 300 bis 500 Euro. Die Händler sahen das ganz ähnlich: Der Bronzekaufmann aus den Jahren um 1900 konnte vor allem bei Wolfgang Pauritsch punkten. Er zahlte 500 Euro.
Mit einem Erbstück kam Claus aus Dänemark angereist. Sein Opa und auch der Vater seiner Frau waren Goldschmied - einer von beiden hatte den edlen Armreif vermutlich in den 70er-Jahren kreiert. Heide Rezepa-Zabel schätzte ihn auf 2.200 bis 2.400 Euro. "Das sieht gigantisch aus", staunte Waldi Lehnertz. Das Rennen um den weißgoldenen Schmuck mit Brillanten machte jedoch seine Kollegin Elke Velten - für 2.300 Euro.
Das zweite Schmuckstück der Sendung war eine Goldkette, die einst vermutlich als Bauchkette konzipiert war. Ob jemand 1.800 Euro dafür zahlen würde? Sarah Schreibers Gebot von 1.650 Euro war das höchste. Egal, ob für den Bauch oder den Hals: Ihr gehörte nun die Goldkette.
In ähnlichen preislichen Sphären wähnten sich schon eine Oma und ihr Enkel mit der limitierten Schallplatte von Udo Lindenberg. 1.000 bis 2.000 Euro lautete ihr Wunschpreis. Bianca Berding musste sie enttäuschen: Da die Platte nämlich nicht wie angenommen handsigniert war, rief sie nur 100 bis 130 Euro auf. Oma und Enkel gingen ohne Verkauf von dannen.
Mehr Erlös als gedacht kam durch rostige Kunst in die Kasse: Die beiden alten Werbeschilder aus Blech - eines von Blendax, das andere von Persil - konnten laut Detlev Kümmel insgesamt 150 bis 220 Euro einbringen. Es waren am Ende sogar 500 Euro: Walter Lehnertz wollte die beiden Fundstücke aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts unbedingt haben.
Das Original zu diesem Beitrag "Bares für Rares: Händler von Heimatgefühlen übermannt" stammt von "Teleschau".