"Ich habe keine Ahnung, was das ist", gestand Horst Lichter beim Anblick eines Kunstwerks in der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares". Der Moderator fragte lieber nach: "Ist das in Ordnung?" Bianca Berding musste aber leider verneinen. Denn die Leinwand hatte sich von der Bahre gelöst, erklärte die Expertin. "Das ist aber nicht so schlimm", denn anscheinend konnte der Mangel behoben werden. "Den Mangel habe ich begriffen, ich weiß aber immer noch nicht, was es ist", stutzte Lichter weiter. Danach erklärte Marianne, die mit ihrem Schwiegersohn Franz in die Sendung gekommen war, dass sie das Kunstwerk vor rund 35 Jahren als Wertanlage in einer Berliner Galerie gekauft hatte.
Leider wurde das Werk aber nie ausgestellt, sondern landete nur im Keller von Verkäuferin Marianne. Das erklärte die Schäden an der Serigrafie. Dabei handelte es sich um eine Bahre aus der Serie von 1990 "Bahre zur Verbrüderung", die laut Bianca Berding von dem deutschen Künstler Via Lewandowsky stammte. Das war die Bahre Nummer zwei. Insgesamt wurden zwölf Exemplare geschaffen. "Und jedes ist ein Unikat", erläuterte die Expertin weiter. Dargestellt sei "eine zerrissene, kaputte menschliche Existenz", beschrieb Berding. Neben einer Handgranate mit Metzgerhaken war ein Schädel abgebildet, dem Teile fehlten. Aus dem Mund kam eine lange Zunge oder auch Schwanz.
"Wir gucken Sie lieber im Fernsehen"
"Der Anblick ist erstmal verstörend und abschreckend", gestand Berding, betonte aber auch die aktuelle Dringlichkeit des Themas: Menschen im Krieg. Zudem interpretierte der Künstler das Thema auf einer Bahre, die "die menschliche Existenz ins Krankenhaus bringt, wo ihr geholfen wird", schloss Berding das Thema ab. Für das signierte und datierte Werk wünschte sich die Verkäuferin 4.000 Euro. Wegen des mangelhaften Erhaltungszustandes schätzte Berding das Bild aber nur auf 2.600 bis 2.800 Euro. Denn auch die Griffe und der Stahlrahmen waren beschädigt. Nach reiflicher Überlegung stimmte die Verkäuferin zu - mit der Hoffnung auf mehr Erlös im Händlerraum.
Doch leider kam das limitierte Siebdruckwerk nicht wie gewünscht an. "Das ist Kunst, die total an mir vorbeigeht", gestand Roman Runkel, als er die Darstellung sah. "Ich tu mich auch ein bisschen schwer", erklärte Julian Schmitz-Avila, bot aber dennoch 1.000 Euro. "Für mich ist es leider nichts", winkte Susanne Steiger gleich ab. Auch Sarah Schreiber hatte zugegebenermaßen Probleme mit dem "aggressiven Motiv" und Händler Runkel bekräftigte noch: "Ich komm da gar nicht mit klar. Ich kann da gar nicht hingucken." Schmitz-Avila stimmte ihm still zu und fragte dann gleich nach der Expertenschätzung. Doch auch danach meldete sich niemand mehr mit einem weiteren Gebot.
"Eine angespannte Verkaufssituation", fasste Schmitz-Avila zusammen. Der Verkäufer rückte nicht von der neuen Schmerzgrenze, 2.800 Euro, ab. "Darunter würde es weh tun, denn dann hätten wir echt einen Verlust", erklärte der Verkäufer. Zwischen seinem Gebot und dem Wunschpreis lag "zu viel Luft", meinte Schmitz-Avila, der seine 1.000 Euro nicht erhöhte. Nachdem klar wurde, dass kein Verkauf stattfinden würde, bot Schmitz-Avila an: "Wir helfen beim Raustragen" und fügte freundlich hinzu: "Kommen Sie gerne wieder." Doch die Verkäuferin lachte: "Wir gucken Sie lieber im Fernsehen." Trotz der Enttäuschung hatten Schwiegermutter und -sohn aber Verständnis und wollten das Werk nun anderweitig anbieten.
Das Original zu diesem Beitrag "Bares für Rares: Händler kann bei Gemälde "nicht hingucken"" stammt von "Teleschau".