"Oh mein Gott im Himmel!", frohlockte Horst Lichter. "Ein Paradies für den Sammler", schwärmte er weiter. Der Moderator kannte kein Halten: "Das ist Augenparty, das ist unglaublich!" Was genau sprach das Kind im Manne derart intensiv an? Wer Horst Lichter schon öfter als Moderator der Trödel-Kultshow im TV beobachtet hat, konnte sicher sein, dass es entweder um Motorisiertes oder um Spielzeug gehen musste. In diesem Fall traf beides zu: Es handelte sich um Spiele-Sets mit Autos.
Ein Ehepaar brachte die Montagekästen mit Modellautos aus Mannheim mit. Rolands Hobby: Modellbau und Spielzeugautos. Allein seine Sammlung von DDR-Spielzeugautos bestand aus rund 3.000 Fahrzeugen. "Nein!", staunte Horst Lichter erneut. "Eva, du bist glücklich darüber?", fragte der Moderator die Gattin des Sammlers. "Nicht so", gab Eva zu. "Für mich ist es zu viel", gestand sie. Vermutlich wünschte sie sich daher den heutigen Verkauf noch mehr als der eigentliche Besitzer.
Schuco, 1912 gegründet, sei "einer der bekanntesten deutschen Blechspielwarenhersteller", dozierte Experte Sven Deutschmanek. Drei vollständige und unbenutzte große Sets hatte Roland mitgebracht, dazu vier einzelne Autos und eine Tankstelle. Unterschiedliche Karosserien konnten die Spieler montieren und weitete Bauteile kombinieren. Elektrik sorgte für Vorder- und Rücklicht sowie den Motorantrieb. Deutschmanek schwärmte zudem von den vernickelten Stoßstangen und den Radsätzen. "Die Kästen waren dafür gedacht, dass die Kinder inspiriert werden, händisch zu arbeiten", wusste der Experte. Für die Steuerung gab es einen sogenannten Fernlenkdraht und eine Fernsteuerung. Sogar rückwärts Einparken war möglich.
Roland erhoffte sich 1.000 Euro für sein Konvolut. "Das ist das beste Schuco, was ich je bei mir am Pult gesehen habe", adelte Deutschmanek die Sammlung. Er empfahl bis zu 2.500 Euro. Als die beiden den Raum verließen, äußerte Lichter einen absurden Plan: "Ich geh mich jetzt umziehen, weil ich muss in den Händlerraum", erklärte der Moderator. "Warum?", fragte Deutschmanek. "Ich bin heute der sechste Händler", behauptete Lichter. Deutschmanek hielt ihn auf und tastete ihn ab. Lichter: "Ich habe nix mitgenommen!" Eine Comedy-Einlage!
"Bares für Rares"-Händler: "Wirklich was Besonderes"
Netter Versuch, doch als Moderator der Sendung durfte Lichter bekanntlich nicht selbst mitbieten. Jan Cizek und Julian Schmitz-Avila dagegen schon. "Da ist ja alles dabei, es fehlt gar nichts, unfassbar", war Cizek angetan. "Toll", fand Schmitz-Avila die Raritäten.
"Wir sind der Meinung, dass die Händler uns diese Schuco-Kästen regelrecht vom Tisch reißen", hatte Roland selbstbewusst verkündet, bevor das Paar vor die Händler trat. Auch dort zeigte sich Roland als talentierter Verkäufer: "Ich habe es nie montiert, es ist nie aus dem Kasten rausgekommen", berichtete er. Er zitierte Deutschmanek, der von einer "absoluten Sensation" gesprochen habe. So etwas "gab es bei 'Bares für Rares' auf seinem Tisch überhaupt noch nicht", habe der Experte gesagt.
"Das haben wir noch nie gesehen, das ist wirklich was Besonderes", glaubte auch Jan Cizek. Sein Kollege Julian Schmitz-Avila startete mit 400 Euro. Cizek folgte. David Suppes stieß später dazu. "Für mich ist es nichts, aber ich finde es toll", sagte Steve Mandel. Suppes bot 1.500 Euro. Mandel fragte Roland nach seinem Preiswunsch. "2.000", ließ der Verkäufer sich in die Karten schauen. Dann nannte er auch Deutschmaneks Schätzpreis von bis zu 2.500 Euro.
Julian Schmitz-Avila bot 1.700, doch Roland blieb hart: "Es ist selten", stellte er als Argument in den Raum. Schmitz-Avila biss an: "Das gibt es so wahrscheinlich nie wieder", dachte er laut. Als Schmitz-Avila 1.900 bot, gab Jan Cizek auf. "Gehst du noch drüber?", wollte Schmitz-Avila wissen. "Gehst du noch drüber?", wiederholte Suppes kampfbereit, stieg dann aber aus. Roland schlug 2.000 vor. Schmitz-Avila wollte sich nur auf 1.950 einlassen, doch sein Bargeld-Bestand sorgte für einen Sinneswandel. Der Händler hatte keine 50er-Scheine und bezahlte die von Roland erhofften 2.000 Euro. "Herzlichen Dank für dieses tolle museale Konvolut", so Schmitz-Avila. Die größte Freude hatte Roland mit dem Verkauf aber vermutlich seiner Frau gemacht.
5.000 Euro für seltene Medaillenbrosche
Exotisches Hilfsmittel für Gitarren-Anfänger: Statt mit den Fingern Akkorde zu spielen, reicht dank dieses Retro-Gadgets ein Druck auf einen Hebel, um Dreiklänge erklingen zu lassen. Der Verkäufer erhoffte sich 50 Euro. Deutschmanek taxierte auf 80. Jan Cizek bezahlte 70.
Kurios: Eine Bronzefigur des Bildhauers E. Wörner zeigte eine junge Frau auf einer Schnecke mit Teufelskopf. Der Verkäufer erhoffte sich 50 Euro. Expertin Friederike Werner hielt zu seiner Überraschung bis zu 1.000 Euro für realistisch. David Suppes bezahlte sogar 1.300 Euro.
Eine Vase mit Schlickermalerei des bekannten Keramikkünstlers Prof. M. Laeuger war aufgrund von Beschädigungen laut Dr. Friederike Werner 600 bis 800 Euro wert. Susanne Steiger kaufte das Steingut für 600 Euro.
Eine Medaillen-Brosche, die zwischen 1826 und 1840 insgesamt 170 Mal als Ehrenmedaille verliehen wurde, wollte ein Ehepaar veräußern. Wunschpreis 5.000 Euro. Experte Patrick Lessmann stimmte zu. David Suppes bezahlte den Wunschpreis.
Das Original zu diesem Beitrag "Bares für Rares: "Ein Paradies für den Sammler" - Horst Lichter will Händler sein" stammt von "Teleschau".