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ARD-Drama "Und ihr schaut zu" über Gaffer: Wenn das Mitgefühl fehlt

Eine Frau stirbt bei einem Verkehrsunfall - Umstehende filmen statt zu helfen. Das Drama "Und ihr schaut zu" greift das auf.

Gaffer, die einen Unfall filmen statt zu helfen. Der Film "Und ihr schaut zu" greift dieses Thema auf und zeigt, welche Auswirkungen das auf Betroffene haben kann. Das Erste strahlt das Drama am Mittwoch (20.15 Uhr) aus. Der Film ist Teil der ARD-Themenwoche "Wir gesucht! Was hält uns zusammen?".

Mia (Katharina Stark) ist eine lebensfrohe junge Frau und der ganze Stolz ihrer Mutter, der Bäckerin Jenni (Anja Schneider) aus Ulm. Auf der Rückkehr von einem Ausflug wird die Studentin an einer belebten Kreuzung überfahren. Ein Autofahrer erleidet am Steuer einen Herzinfarkt und gibt Vollgas. Mia stirbt am Unfallort. Passanten haben alles mitangesehen - doch statt zu helfen, filmen sie mit ihren Handys.

Wenig später entdeckt Mutter Jenni einige der Videos im Netz. Sie beginnt diese Menschen zu suchen, um sie zur Rede zu stellen. Doch niemand scheint sich eines Vergehens bewusst oder gar willens zu sein, es wenigstens zuzugeben.

Eindringliches, schwer auszuhaltendes Drama

Regisseurin Michaela Kezele ("Eine Liebe später") hat einen eindringlichen, schwer auszuhaltenden, aber wichtigen Film gedreht. Er verlangt dem Zuschauer allerhand ab - was zum einen am Thema liegt, zum anderen an der etwas sperrigen Machart. Immer wieder durchziehen sekundenlange Bilder vom Unfall den Film, zu sehen sind körperliche und seelische Zusammenbrüche, erschütternde Abschiedsszenen und die Versuche einer Bewältigung des schrecklichen Geschehens. Immerhin ein Mann hat Mia beigestanden - alle anderen standen nur da oder gingen weiter.

Anja Schneider ("Niemand ist bei den Kälbern") spielt die wütende und dünnhäutige Mutter mit großer Nachdrücklichkeit. Die Figur reagiert schroff und vor allem viel zu aggressiv, was sogar zur Sachbeschädigung führt - für Trauer scheint kein Platz. Erst als Jenni die resolute Anwältin Katarina Nolte (Bärbel Schwarz) einschaltet, nimmt das Geschehen eine entscheidende Wendung. Gemeinsam können sie die Schaulustigen vor Gericht bringen und so gegen die Postings vorgehen - doch die Betroffenen scheinen keinerlei Mitgefühl zu kennen und sagen Jenni ins Gesicht, sie brauche sich die Videos ja nicht anzuschauen.

Das Erste zeigt im Anschluss an den Film die Dokumentation "Filmen ohne Gnade - Die Lust am Leid der anderen".