Aufgeben ist keine Option. Auch nach 22 Jahren nicht. So lange liegt ein brutaler Raubüberfall auf eine Taxifahrerin in Leverkusen zurück. Die Kripo wertet die Tat als "versuchten Raubmord" - und auch der verjährt wie Mord nie. Deshalb bleibt die "Cold Case"-Einheit der Kriminalpolizei Köln am Ball. In "Aktenzeichen XY" (ZDF) veröffentlichte sie nun eine Tonbandaufnahme. Per Notruf meldete sich ein Mann ungefähr drei Stunden nach der Tat bei der Polizei. War es der Täter selbst, der anrief?
"Ja, guten Abend. Ich weiß, wer in Schlebusch die Frau umgebracht hat. Derjenige wird sich morgen früh stellen kommen. Danke." Nach diesen Worten legte der Unbekannte auf. Aber gestellt hat er sich nie. Die Kripo hofft, dass jemand die Stimme - und somit womöglich den Täter - erkennt. Hinweise werden an die Telefonnummer 0221/2290 erbeten.
Aktenzeichen XY: Kripo will 22 Jahre alten Fall lösen
Der Fall: Am Freitag, 8. Februar 1991, trat die Taxifahrerin Ute H. (42) gegen 17.30 Uhr ihre Abendschicht an. Sie hatte mehrere Fahrten. Die, die sie gegen 20.15 Uhr am Friedrich-Ebert-Platz in Leverkusen antrat, wäre beinahe ihre letzte geworden. Am Taxistand stieg ein junger Mann ins Taxi. Er lotste die Taxifahrerin in den Stadtteil Schlebusch und dort in eine kleine Nebenstraße (Nittumer Weg).
Die Abrechnung der Fahrt erfolgte anders als erwartet, nämlich auf "unfassbar brutale" Art, wie XY-Moderator Rudi Cerne vermerkte. Der Fahrgast forderte zunächst: "Gib mir dein Geld!" Als Ute H. es ausgehändigt hatte, drehte sich der Täter plötzlich nochmals zu ihr um und stach mehrmals auf sie ein. Ute H. konnte einen Notruf an die Taxizentrale absetzen, Kollegen machten sich sofort auf die Suche. Einer von ihnen kam zum Tatort. Der mutmaßliche Täter, in seinem Tun gestört, blieb eiskalt. Er sprach den Taxifahrer sogar an: "Rufen Sie die Polizei, da hat jemand 'ne Frau niedergemacht." Während der entsetzte Taxifahrer nach seiner Kollegin schaute, floh der Unbekannte.
Tatwaffe wurde am Tatort gefunden
Die Indizien: Etwa drei Stunden nach der Tat ging bei der Polizei der besagte Notruf ein. Er erfolgte aus einer Telefonzelle in einer Wohnsiedlung im Stadtteil Wiesdorf, keine zehn Kilometer vom Tatort entfernt. Ute H. identifizierte noch in der Tatnacht, nachdem ihr Leben bei einer Not-OP gerettet werden konnte, die Stimme als die des Täters. Diesen beschrieb sie als "etwa 25-jährigen Mann, blond, kräftig, etwa 1,80 Meter groß, leichter rheinischer Dialekt". Es wurde ein Phantombild angefertigt.
Direkt am Tatort wurde die Tatwaffe, ein Messer der Marke "Röhr, extra scharf" mit schwarzem Kunststoffgriff und 16 Zentimeter langer Klinge, gefunden. Unweit davon legte der Täter seine Jacke (Marke Adam, Größe 60) und einen Sony-Kopfhörer (nicht aber den Walkman) vor einem Mehrfamilienhaus ab. Zu Fingerabdrücken wurden keine Angaben gemacht.
Die Kripo hat 5.000 Euro Belohnung ausgesetzt
Die Kripo meint, dass "aufgrund der Gesamtumstände außer der Raubkomponente auch ein sexuelles Motiv des Tatverdächtigen nicht ausgeschlossen" werden könne. Der, heute wohl zwischen 50 und 60 Jahre alt, hatte, so ergaben die Ermittlungen, den Taxistand in der Innenstadt länger beobachtet und erst ein Taxi gewählt, als er eine Frau am Steuer wahrnahm.
Die Kripo hat 5.000 Euro Belohnung ausgesetzt und wendet sich nicht nur an Zeugen. Markus Weber, 1. Kriminalhauptkommissar und Leiter der "Cold Case"-Einheit der Kripo Köln, sprach auch potenzielle ehemalige Mitwisser an. "Es ist möglich, dass der Täter damals über die Tat sprach", meinte er und wies darauf hin, dass eventuelle Mitwisser mit Straffreiheit rechnen könnten, denn "strafvereitelnde Maßnahmen" seien inzwischen verjährt. Im Gegensatz zum Mordversuch.
Das Original zu diesem Beitrag "Aktenzeichen XY: Täter wollte sich nach Raubüberfall angeblich stellen" stammt von "Teleschau".