Der Fall Schlesinger brachte eine Lawine ins Rollen: Vetternwirtschaft, Verschwendung, Selbstbedienungsmentalität – nur einige der Vorwürfe, denen sich die ARD und der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk jetzt stellen müssen.
Sachsen-Anhalts Medienminister Rainer Robra (CDU) stellte in der Wochenzeitschrift "Die Zeit" fest: "Wenn es selbst jetzt nicht gelingt, die ARD zu reformieren, geht die Akzeptanz gegen null."
Konkrete Vorschläge zur Umgestaltung des gebührenfinanzierten Rundfunks kamen jetzt auch von den Liberalen. Am Montag, 26. 9., beschloss das Präsidium der FDP fünf Reformvorschläge "für einen modernen, leistungsfähigen und transparent öffentlich-rechtlichen Rundfunk."
1. Konzentration auf Bildungs- und Informationsauftrag
2. Aussetzung der Erhöhung der Rundfunkbeiträge
Angesichts des Potentials für Kosteneinsparungen durch Kooperationen innerhalb der ÖRR-Sender sollen die Erhöhungen der Rundfunkbeiträge ausgesetzt werden.
Um politische Einflussnahme auf die Berichtserstattung zu verhindern, sollen die Gebühren aber weiterhin von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) festgelegt werden.
3. Selbstverpflichtung zur Gehaltsdeckelung
4. Kontrolle der Rundfunkanstalten
Anstatt des bisherigen Systems fordert man, dass über die Ausweitung des Funktionsauftrags des ÖRR anstaltsexterne, unabhängige Dritte (etwa die Landesmedienanstalten) entscheiden.
Ebenfalls auf der Agenda: mehr Transparenz und strengere einheitliche Compliance-Regeln, die dem zunehmenden Vertrauensverlust entgegenwirken.
Auf den Prüfstand gehören auch die Privilegien des ÖRR gegenüber privaten Wettbewerbern und, wichtig für Beitragszahler: Beitragsbefreiungen (etwa bei Empfang von Sozialleistungen) müssen ab Vorliegen der Voraussetzungen und nicht erst nach Antragstellung wirksam sein.