"Bei Konsischtenzen bin ich Perfektionischt": Welch eine Wohltat, nach zwei Abenden mit abgebrühten, überkultivierten Alleswisser-Foodies im Designer-Ambiente einen gemütlich vor sich hinschwäbelnden jungen Vater und angeblichen Fleischverkäufer im Supermarkt zwischen Kinder-Hochstuhl und haufenweise eingefrorenem Babybrei beim Kochen und Anrichten zuzusehen.
In Weissach nahe bei Stuttgart will Paul "dem Profi zeigen, dass ein Hobbykoch auch nicht auf der Brotsuppe dahergeschwommen sein muss". In "jungen Jahren", so der 28-Jährige, habe er nur gekocht, "um satt zu werden". Erst als er an Pflege und Verpflegung seiner Oma beteiligt war ("Sie hatte eben ihren Standard"), "tastete ich mich langsam heran". Am vorläufigen Höhepunkt dieses Wegs steht ein fulminantes Menü:
Vorspeise: Tomaten / grüner Pfeffer / Gurke / SpitzpaprikaHauptspeise: Rind / Petersilienwurzel / ZwiebelNachspeise: Avocado / Mango / Kokos
"Danke, dass ich so etwas essen darf"
Und siehe da: Bei der Vorspeise müssen der stets skeptische Unternehmensberater und selbst ernannte "Erfolgstyp" Thomas (41), der oft diffus genervt wirkende Synchron-Regisseur Stefan (60), die manchmal allzu rustikale Jägerin Tine (56) und die betont feinsinnige Ärztin Daniela (60) einknicken. Ganz leise wird Stefan bei der Vorspeise aus Tomaten-Tatar mit gegrillter Spitzpaprika, Grüner-Pfeffer-Mayonnaise und eingelegter Mini-Gurke: "Danke, dass ich so etwas essen darf."
Tine wird da lauter: "Wenn du nicht schon eine Freundin hättest, würde ich dich dafür heiraten", so ihr enthusiastischer Kommentar zum Dessert aus Mango-Grießflammeri-Praline, Spicy Avocado und Kokoseis: "Und ich will ein Kind von dir." Darauf lässt sich Paul nicht wirklich ein ("An mir soll's nicht scheitern, aber vielleicht an dir?"), denn er hat mit dem einzig negativen Feedback zu tun: "Warum hatte ich keinen Kapernapfel auf dem Teller", grämt sich Thomas nur vordergründig über die Vorspeise.
So angetan sind alle von Pauls Menü, dass sich bereits einen Tag vor dem Finale der Profi-Vorhang lüftet. Was am Schluss alle vermuteten, ist wirklich so: "Paul" ist in Wirklichkeit Alex, Profi durch und durch, ehemaliger Chef der Partie im Sternrestaurant "Burg Staufeneck" in Salang und heute Chef de Cuisine im Gasthaus Zum Löwen in Backnang. An der Metzgertheke hat er seinerzeit tatsächlich seine Ausbildung gemacht. Dass er vorzeitig enttarnt und dazu mit der Höchstwertung von 40 Punkten dekoriert wurde, kommt ihm entgegen: "Weiter den Hobbykoch zu spielen, hätte mein kleines Ego nicht länger gepackt."
Das Original zu diesem Beitrag "40 Punkte für Wahnsinns-Menü: Dann lüftet "Perfektes Dinner"-Koch sein Geheimnis" stammt von "Teleschau".