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The Real Housewives of Munich: "Warum in aller Welt soll ich mir das ansehen?"

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ca_851 RTL

Meinung | Die "Real Housewives of Munich" sind größtenteils weder Hausfrauen noch sonderlich unterhaltsam. Auch die letzte Doppelfolge zeigt die sechs Frauen vor allem als oberflächlich und humorbefreit.

Ab Samstag streamt RTL+ die (vorerst) letzte Doppelfolge seiner Reality-Show über sechs Luxus-Ladies der Münchner High Society. Man muss sagen: Reicht dann auch. Anders als bei den großen Vorbildern aus Amerika - die US-Erfolgsgeschichte begann vor 18 Jahren und hat zahlreiche ikonische Memes hervorgebracht - fragte man sich mit jeder Folge mehr: Warum in aller Welt soll ich mir das ansehen?

Sechs offensichtlich gecastete Frauen, deren einzige Verbindung ist, dass sie zu viel Geld besitzen, und die sich gegenseitig mit absurden Ideen, sorry "Events", übertrumpfen, um es möglichst auffällig loszuwerden. Beispiele? In der aktuellen Doppelfolge scheut Unternehmerin Carina keine Kosten und Mühen, um ihre "Görls" zur Trendsportart Puppy Yoga einzuladen. Welpen werden dabei dazu genötigt, zwischen Menschen herumzutapsen, die Posen wie "Herabschauender Hund" einnehmen und es "voll süß" finden, wenn sie dabei von Welpen umringt sind.

Doch, Schockschwerenot! Die versprochenen Puppies wurden gerade geimpft und sind leider nicht anwesend. "Hoffentlich bringen die Girls mich dafür nicht um", fürchtet Carina und zückt sofort ihren Plan B aus den Leggings: Aperol-Yoga. Ja, es ist genauso absurd, wie es klingt.

Ebenfalls unverzichtbarer Teil des Alltags der sechs Society-Ladies: Beauty-Anwendungen. "Die gehören einfach dazu", lautet das Credo. Während einer "Whitening Session" bei einer Zahnärztin gibt Neu-Münchnerin Natalie ihre banalen Lebensweisheiten zum Besten: "Zähne sind das Wichtigste im Gesicht", findet die Frau, die sich nach eigenen Angaben alle zwei Jahre die Brüste machen lässt. Ihren ersten Helikopterflug (mal kurz nach Südtirol) beschreibt sie mit den tiefgründigen Worten: "Man verliert einfach den Boden unter den Füßen!" Könnte lustig sein, aber den doppelten Boden sucht man hier vergeblich.

The Real Housewives of Munich: Konflikte wie im Kindergarten

Der Rest der Zeit wird mit Konflikten ausgetragen, von denen Kindergärtnerinnen weltweit ein Liedchen singen können: Die hat mich nicht mitspielen lassen, deshalb ist sie nicht mehr meine Freundin! Außenseiterin Joana (verzichtet auf Botox, hat sich ihr Geld angeblich ganz allein erarbeitet) lädt zu einer Party demonstrativ zwei Frauen der Glamour-Girlgang nicht ein, was die Übergangenen dazu veranlasst, direkt eine Gegenveranstaltung am selben Tag zu planen. Perfide aber, dass Joana in letzter Sekunde doch noch eine Einladung für die Gedissten ausspricht. Da stehen sie nun mit ihrem Champagnerglas in der Hand und wissen nicht wohin mit ihrem Frust. Was liegt da näher, als erneut einen Streit anzuzetteln, dieses Mal miteinander.

Und so poltert die psychologisch-belesene Seher, dass sie Natalie "nicht mehr aus dem Mitgefühlfenster sehen" wolle. Kurze Zeit später hat sie eine Diagnose parat: "Du bist böse, ganz böse." Carina kommentiert das Bauerntheater in Chanel-Klamotten überraschend scharfsinnig: "Viel Drama um nichts, wie immer halt."

Wenn das Drama wenigstens unterhaltsamer wäre oder man für die ein oder andere der sechs Frauen auch nur einen Funken echte Sympathie oder Antipathie entwickeln könnte - aber die Geschichten sind einfach zu lieblos aneinander gereiht, wirken stark geschnitten und deutlich vorgegeben. Das größte Problem an "The Real Housewives of Munich" aber ist, dass die sechs Protagonistinnen bis zum Schluss auch nicht zu wissen scheinen, was sie überhaupt miteinander anfangen sollen. Um es mit einer Standard-Floskel aus einem ungleich unterhaltsameren Reality-Format, "First Dates" auf VOX, zu sagen: "Der Funke ist einfach nicht übergesprungen."