Seit Kurzem kann man die Netflix-Eigenproduktion "Luckiest Girl Alive" (deutsch: "Ich. bin. so. glücklich.") mit Mila Kunis in der Hauptrolle bei dem Streamingdienst ansehen. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Jessica Knoll und erzählt die Geschichte der erfolgreichen Journalistin Ani Fanelli, deren Leben gerade nicht besser laufen könnte: Die 28-Jährige lebt in New York City, hat einen neuen Job bei der renommierten Zeitung "New York Times" in Aussicht und wird in Kürze ihren Traummann heiraten. Als ein True Crime-Dokumentarfilmer beginnt, in ihrer Vergangenheit zu wühlen, bringt er ihr perfektes Leben ins Wanken. Ani wurde als Jugendliche von mehreren ihrer Mitschüler vergewaltigt und danach zum Stillschweigen gezwungen. Kurz darauf wurde sie auch noch Zeugin bei einer der tödlichsten Schulschießereien der US-Geschichte – bei der sie eine mutige Tat begeht, die sie bis heute verfolgt und über die sie mit niemandem je gesprochen hat. Nun will der Dokumentarfilmer genau das ändern.
"Luckiest Girl Alive": Triggerwarnung kommt zu spät
Was wie die Handlung eines guten Thrillers klingt, ist in Wahrheit ein Drama über sexuellen Missbrauch und Gewalt gegen Frauen – eine Tatsache, die potenziellen Zuschauern allerdings vorenthalten wird. Der Trailer gibt weder einen Hinweis auf die Schulschießerei noch auf die Vergewaltigungsszenen, die ungewöhnlich detailreich und ohne Vorwarnung im Film gezeigt werden. Die Netflix-Nutzer werden mit den traumatischen Szenen aus dem Nichts überrascht – was sie im Netz zu Recht kritisieren. Sie warnen vor den Gewaltszenen und fordern eine angemessene Triggerwarnung, denn die Vergewaltigungen werden unangenehm detailliert gezeigt. Ani wird von drei ihrer männlichen Klassenkameraden missbraucht, darunter auch von ihrem Freund Liam. Besonders eine Szene ist für die Zuschauer kaum zu ertragen: Ani blutet und schreit mehrmals "Nein", bis es ihr schließlich gelingt, den Jungen von sich zu stoßen.
"Luckiest Girl Alive": Kritik der Netflix-Nutzer:innen, die Vergewaltigungs-Szenen kommen aus dem Nichts
Zwar gibt es eine winzig kleine Triggerwarnung zu Beginn des Films – Netflix weist für ein paar Sekunden am Bildschirmrand auf "sexuelle Gewalt" und "Bedrohung" hin – diese reicht vielen Netflix-Nutzern angesichts der Brutalität der dargestellten Szenen aber nicht aus. Eine Twitter-Userin schreibt empört: "Die Übergriffsszene ist so erschütternd und lang und realistisch und hat KEINE Triggerwarnungen." Besonders für Menschen, die selbst traumatische Erfahrungen gemacht haben, kann es retraumatisierend sein, die Szenen ohne Vorwarnung mit ansehen zu müssen. Bisher hat sich Netflix allerdings noch nicht zu dem Shitstorm geäußert.
"Luckiest Girl Alive": Angemessene Reaktion von Netflix erhofft
Es bleibt zu hoffen, dass der Streamingdienst umgehend reagiert und entsprechende Triggerwarnungen an den Beginn dem Filmes "Luckiest Girl Alive" packt, um seinen Nutzern ein traumatisierendes Filmerlebnis zu ersparen. Fraglich ist auch, ob es für die Handlung des Filmes wirklich nötig war, die Szenen so realistisch und detailliert zu zeigen. Eine ähnliche Diskussion gab es bereits zur Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht", bei der der Suizid eines jungen Mädchens in einer Badewanne ebenso detailreich anzusehen war. Die Sorge vieler Kritiker hierbei: Die explizite Darstellung eines Suizids ist nicht nur traumatisierend – sie birgt auch eine potenzielle Nachahmungs-Gefahr für Suizidgefährdete. Immerhin: Bei "Tote Mädchen lügen nicht" gab es zumindest eine angemessene Triggerwarnung vor der grausamen Szene.
Der "Luckiest Girl Alive": Zuschauer warnen vor Vergewaltigungs-Szene wird veröffentlicht von BUNTE.de.