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"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"

Echte Spritzen und große Verantwortung: "Christiane F."-Darstellerin Jana McKinnon im Interview

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Die Clique in "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Constantin Television/Mike Kraus

Amazon bringt die Geschichte von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" in einer neuen Serie zurück. Wir haben mit Jana McKinnon über ihre Rolle als Christiane F. und die große Verantwortung hinter der Serie gesprochen.

Die Geschichte von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" dürfte in Deutschland über alle Generationen hinweg einfach jeder kennen. Jetzt hat Amazon sich erneut an den Stoff gewagt und eine Serie produziert, die uns wieder mitnimmt in das dreckige West-Berlin und in die Welt der jungen Christiane F. Gespielt wird die Hauptrolle von Jana McKinnon, die bereits im "Tatort" und "Dunkelstadt" zu sehen war. Jetzt tritt sie in große Fußstapfen und spielt eine Rolle, die sich tief ins Gedächtnis der Deutschen eingebrannt hat. Welche Verantwortung das mit sich bringt und wie sie sich auf die Rolle vorbereitet hat, verrät die junge Schauspielerin im Interview mit TVSPIELFILM.de.

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo: Echte Spritzen und die Vorteile der Serie

Foto: Constantin Television/Mike Kraus, Jana McKinnon als Christiane während der Dreharbeiten.

TVSPIELFILM.de: Wie hattest du dich auf die Rolle vorbereitet?

Jana McKinnon: Ich habe mir erst mal den Film angeschaut und natürlich die Drehbücher, die sind am wichtigsten, um so eine Figur zu entwickeln. Der Film hat mir aber auch sehr viel gegeben, ich habe sehr genau zugeschaut, wie Natja Brunckhorst das gemacht hat. Da sie beim Dreh damals erst 13 Jahre alt war, schimmert bei ihr immer wieder noch so eine Unschuld durch, auch in den schlimmsten Momenten und das hat mich sehr berührt. Ich habe ihr dabei zugeschaut, wie sie die Welt sieht und davon habe ich mich sehr inspirieren lassen. Ich habe aber auch sonst sehr viel Recherche betrieben, habe Filme und Dokumentationen geschaut, habe Blogs gelesen, Erfahrungsberichte gesammelt, einfach alles, was ich in die Finger bekommen habe. Daraus habe ich mir dann Aspekte rausgenommen, die ich in meine Rolle einbauen wollte. Wichtig war auch ein Drogenberater, der selbst ehemals süchtig war und den wir alles fragen konnten. Er war sehr offen und hat ganz frei von seiner Drogenzeit erzählt, das war definitiv sehr wichtig. Er hat uns beigebracht, wie man mit Spritzen umgeht und wie man sich selbst die Drogen verabreichen würde. Das war wichtig, um geübt darin auszusehen und einfach mal die Erfahrung gemacht zu haben, auch wenn ich davor eine große Spritzenphobie hatte.

Foto: Constantin Television/Mike Kraus, Christiane mit ihrer Clique.

Welche Chancen bietet die Serie, die der Film nicht hatte?

Der Film hat natürlich nur eineinhalb Stunde Zeit, um die Geschichte zu erzählen und ist sehr auf Christiane und ihre Geschichte fixiert. Bei uns in der Serie ist genügend Platz, um die Geschichten aller Protagonisten zu erzählen. Die Familiengeschichten, die Hintergründe, das können wir erzählen und das finde ich sehr schön.

Jana McKinnon im Interview: Die Bedenken und Gefahren, Christiana F. zu spielen

Foto: Constantin Television/Mike Kraus, Die Kinder vom Bahnhof Zoo auf dem Weg zum Bowie-Konzert.

Der Stoff von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" ist noch immer brisant. Der dargestellte Drogenkonsum und die Geschichte der jungen Süchtigen Christiane F. gelten seit Jahren als abschreckendes Beispiel für die Welt der Drogen. Wir wollten wissen: Was sind da die ersten Gedanken, wenn man so eine Rolle spielen kann?

Es ging alles wahnsinnig schnell. Ich hatte am Freitag vom Casting erfahren, habe am Samstag den Text bekommen, Montag war ich da und am Dienstag hatte ich die Zusage für die Rolle. Als ich es erfahren hatte, musste ich mich erst mal hinsetzen, weil das für mich auch so ein großer Name ist. Es ist eine Rolle, die so viele Höhen und Tiefen durchmacht und der man ganz viel geben kann. Ich habe mich einfach wahnsinnig gefreut auf diese Reise, aber hatte natürlich auch Bedenken. Darf ich sie so spielen? Ist es für die Menschen okay so, weil jeder seine ganz eigene Vorstellung von Christiane hat? Davon musste ich mich erst befreien und habe beschlossen, die Christiane zu spielen, die ich am besten spielen kann und will. Ich kann nur hoffen, dass die Menschen sie ins Herz schließen werden. Ich werde es mit dieser Rolle nicht allen recht machen können und damit muss man leben.

Eingängige Musik, coole Klamotten und der Ruf von West-Berlin. Geht von der Serie nicht auch die Gefahr aus, eine gewisse Anziehungskraft für die Drogenszene zu sein?

Die Serie wird aus der Sicht der Jugendlichen erzählt, dadurch steht nicht die dreckige Stadt im Mittelpunkt, sondern die Orte, die ihnen wichtig sind. Das "Sound" und auch der Bahnhof Zoo sind so Orte, die ein "Zu Hause Gefühl" für sie darstellen. Die Macherinnen haben das "Sound" bewusst wie eine Kathedrale wirken lassen, wo sie sich treffen können und loslassen. Deshalb strahlt dieser Ort auch so. Weil es aus einer empathischen Ebene aus der Sicht der Figuren erzählt ist. Man macht die Reise mit ihnen durch, da ist nicht von Anfang an dem moralischen Zeigefinger erhoben. Drogen üben schon immer eine Anziehungskraft auf Menschen aus, der Wunsch nach Rausch ist etwas sehr Menschliches. Diese Anziehungskraft wird sehr deutlich und auch der Spaß, den die Figuren zuerst haben, wird sehr deutlich, aber die Konsequenzen werden nicht ausgespart. Man fliegt mit den Figuren, aber man stürzt auch mit ihnen ab. Das finde ich sehr realistisch. Wenn man einen Film über Drogen macht, kann man nicht aussparen, dass das am Anfang auch toll ist und eine Anziehungskraft hat. Gerade auf junge Menschen, die ihre eigenen Grenzen noch nicht so kennen.

Die Serienadaption "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" startet am 19. Februar exklusiv bei Amazon Prime Video in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Amazon Prime Video