Game of Thrones, Westworld, The Walking Dead - was, hast du nie gesehn? Wer auf Party über die einschlägigen Serien nicht mitreden kann ist raus. Und wer wirklich cool sein will, muss The Unbreakable Kimmy Schmidt und Black Mirror kennen. Und dann gibt es noch The Night Manager und American Crime Story und...

HBO, Netflix und Co. überschwemmen den Markt mit Serien, die man angeblich alle sehen muss. Die Buchreihe "1001... die sie kennen müssen" hat gerade einen Band über Serien herausgebracht. Und 1001 Serien sind nur ein kleiner Teil des gegenwärtigen Serien-Outputs. Wann soll man das schaffen, ohne seinen Job kündigen zu müssen? (Schlafen ist sowieso nur was für Weicheier)

In Insiderkreisen kursiert gerade ein Zauberwort, das einem beim Serienfressen helfen soll: Speed Watching. Wer mit Hilfe eines Videoplayers eine Folge in 1,2- oder 1,5-facher Geschwindigkeit abspielt hat mehr vom (einsamen) Leben. Du hast am Wochenende eine Staffel The Wire durchgesuchtet? Schön, aber mit Speed Watching kannst du in der selben Zeit zwei Staffeln schaffen.

Klingt wie ein Aprilscherz, der unsere ständige Jagd nach einem effizienterem Leben veralbern will, ist es aber nicht. Entdeckt wurde Speed Watching, wie so viele Erfindungen, durch Zufall. Der ehemalige Jurastudent Alexander Theoharis drückte versehentlich eine Taste, die einen Film schneller abspulte - und er kam trotzdem mit der Handlung mit. Mittlerweile ist Theoharis so gut trainiert, dass er The Office mit 2,4-facher Geschwindigkeit, mit Untertiteln.

Schon das Binge Watching von Serien war ein zweckentfremdendes Missverständnis. Eine Staffel an einem Stück durchzuziehen geht an dem Prinzip einer Serie, also einer Reihe, die aus verschiedenen Teilen besteht, vorbei. Die Spannung, auf die nächste Folge zu warten geht flöten.

Wer Speed Watching betreibt hat noch weniger verstanden als der Leser, der bei einem Krimi nach dem ersten Mord zur Auflösung am Ende blättert. Es geht nicht darum, zu erfahren "worum es geht" sondern wie es gemacht wird. Es geht um den Weg und nicht um das Ziel.
Autor: Sebastian Milpetz