Wann hat je ein Autor innerhalb von fünfzehn Monaten einen größeren Absturz erlebt? Als Nic Pizzolatto 2014 die erste Staffel von "True Detective" ablieferte, galt er als neuer Stern am Krimi-Himmel. Der atmosphärische Thriller mit dem frischgebackenen Oscar-Gewinner Matthew McConaughey gewann fünf Emmys und wurde für vier Golden Globes nominiert. Stars standen Schlange, um mit Pizzolatto an einer zweiten Staffel zu arbeiten. Und HBO stattete ihn mit einem Zweijahresvertrag aus.

Doch der Umworbene war nicht zufrieden. Weil das Lob für die acht Folgen Regisseur Cary Fukunaga ("Maniac") einheimste, wollte Pizzolatto es mit Staffel zwei allen beweisen. Um das Rampenlicht nicht teilen zu müssen, engagierte er gleich sechs Regisseure. Allerdings hatte er nicht die Schattenseite bedacht. Als die wirr erzählte Story über eine korrupte ­kalifornische Vorstadt von der Kritik zerrissen wurde, blieb die Schmach am Schreiber hängen. Plötzlich stand er als egoistisches Hindernis da und galt als One-Hit-Wonder. Einzig HBO-Chef Michael Lombardo sprang seinem kreativen Kopf unterstützend zur Seite und übernahm Verantwortung: "Ich wollte den großen Erfolg im nächsten Jahr wiederholen. Aber wenn man jemanden zwingt, ein Datum einzuhalten, anstatt zu warten, bis die Geschichte reif ist, dann haben wir versagt."

Trailer zur dritten Staffel

Die dritte Staffel startet am Sonntag dem 13. Januar auf Sky Atlantic und ist parallel auch über den On-Demand-Dienst Sky Ticket abrufbar.

Nic Pizzolatto gegen den Rest der Welt

Im Mai 2016 verlor Pizzolatto allerdings auch seinen letzten Verteidiger. Lombardo musste seinen Platz als Programmchef räumen. Sein Nachfolger Casey Bloys strich reihenweise Altlasten aus dem Programm, und lange schien es, als würde Pizzolatto auch darunterfallen. "Wir sind offen dafür, die Serie mit einem anderen Autor weiterzuführen", verkündete Bloys. Ein weiterer Tiefschlag für das Ego des 43-Jährigen, der einst der "Los Angeles Times" sagte: "Ich bin nicht nach Hollywood gekommen, um mich der Vision eines anderen zu ­unterwerfen."

Doch ein Jahr später hatten sich die Wogen überraschend geglättet. Mit Veteran David Milch ("NYPD Blue") als Berater erhielt Pizzolatto eine letzte Chance. Und wieder lief die Produktion alles andere als reibungslos. Jeremy Saulnier, der sich mit Pizzolatto die Regie der acht Folgen teilen sollte, ging nach den ersten beiden Episoden von Bord - offiziell wegen Terminproblemen.

Die Erwartung an die neuen, in ­Arkansas spielenden Episoden sind dennoch groß. "Nic hat bemerkenswerte Drehbücher geschrieben", lobt Bloys. Und mit Mahershala Ali hat die Serie nach McConaughey erneut einen Oscar-Gewinner an Bord. Der "Moonlight"-Star schickte Pizzolatto Bilder seines Großvaters, der in den 60ern und 70ern als Polizist arbeitete, und überzeugte den Autor damit, die Rolle zu einem Afroamerikaner umzuschreiben. Die von Pizzolatto bisher unbekannte Flexibilität ist ein gutes Zeichen, dass Staffel drei wieder in die Spur zurückfindet.

Nach Sichtung der Auftaktepisode können wir sagen: Die dritte Staffel "True Detective" knüpft an den Erfolg der ersten Staffel an. Sie übernimmt im Wesentlichen Atmosphäre und dramaturgischen Aufbau vom Auftakt-Hit und bügelt die Schwächen der zweiten Staffel weg. Der Anfang macht Lust auf mehr, hoffentlich können die restlichen sieben Folgen das Niveau halten.

Darum drehten sich Staffel 1 und 2

Staffel 1
17 Jahre nachdem sie in Louisiana im Mord einer Prostituierten ermittelten, rollen Rust (Matthew McConaughey) und Marty (Woody Harrelson) den Fall noch einmal neu auf.

Staffel 2
In Los Angeles ge­raten drei Polizisten (Rachel McAdams, Colin Farrell, Taylor Kitsch) aus verschiedenen Abteilungen in ein Netz aus politischer und polizei­licher Korruption.