Wie es sich für eine gute Serie gehört, verabschiedete "Walking Dead" seine treuen Zuschauer zum Staffelstark direkt wieder mit einem Ciffhanger: Carol (Melissa McBride) stand plötzlich Todfeindin Alpha (Samantha Morton) gegenüber, entschlossen, der Whisperer-Anführerin den Garaus zu machen. Wer gespannt ist, wie es an dieser Stelle weitergeht, der darf diese Folge flott überspringen: Das offene Ende von Folge 1 ist auch das offene Ende von Folge 2. Diese Woche ist Timeout angesagt und wir nehmen uns Zeit für die quälende Frage: Wer sind die gemeingefährlichen Whisperer eigentlich?

Achtung SPOILER zur Folge "Wir sind das Ende der Welt" (We Are the End of the World)!

Was motiviert unsere Feinde des Monats dazu, sich statt Gürcken auf die Augen lieber abgeschnittene Zombiehäute ins Gesicht zu legen? Und wie kam es zum ersten Treffen zwischen Alpha und Beta? Die Rückblendenfolge gibt die erwartbare Auskunft: Vor sieben Jahren streifte Alpha mit ihrer Tochter Lydia durch die Apokalypse und suchte in einem Krankenhaus vor Streunern Zuflucht. Hier traf sie auf Beta (mit modischer Skimaske), der ihr unter die Arme greift – u.a. auch, als Töchterchen sich im Alleingang fast vom Beißern anknabbern lässt.

Verstörend wird's, als Alpha heimlich in Betas Quartier geht und dort zerkratzte Fotos, den gruseligen Spruch "Wir sind das Ende der Welt" – und einen Haustier-Zombie vorfindet, der sie aus dem Nichts angreift. Als Alpha ihn tötet, scheint Beta richtig erboßt darüber, fast zärtlich dem Toten gegenüber. Weil er sich von seinem Zombie-Buddie nicht trennen will, schneidet er ihm kurzerhand das Gesicht ab und setzt es als Maske auf – die Geburt der Whisperer. Für Comicfans der Beta-Figur und seiner Geschichte ein interessanter Twist, doch letztlich kommt bei der Folge wenig rum, was die fast ausschließliche Rückblenden-Erzählweise rechtfertigt.

Zombies im Gamma-Quadrant

Natürlich beschränkt sich die Folge aber nicht ganz auf die ferne Vergangenheit, denn wie wir aus den Teasern wussten, muss eine neue Figur eingeführt werden: Die Schwestern Frances (Juliet Brett) und Mary (Thora Birch) aus Hilltop werden in der Gegenwart von den Whisperern gefangen genommen. Als Beta die schwächelnde Frances hinrichten will, zeigt ausgerechnet die harte Alpha Gnade. Frances dankt es ihr mit einem brutalen Angriff – und wird von ihrer eigenen Schwester Mary an Zombies verfüttert. Zum Dank steigt sie in den dritthöchsten Whisperer-Rang auf: Nach Alpha und Beta folgt – na logisch – Gamma!

Eine reine Whisperer-Folge also, in der Norman Reedus, Danai Gurira und Co. nur in den Credits genannt werden, aber nicht auftauchen. Ich bin mir sicher, die Episode wird spalten: Die einen werden sich freuen, mehr von den Flüsterern zu erfahren, die anderen werden die Folge als Zeitverschwendung sehen. Grundsätzlich tut "The Walking Dead" richtig daran, sich immer wieder auf charakterzentrierte Folgen zu beschränken, doch wenn man ehrlich ist: Viel rum kam bei diesem Porträt nicht. Alpha und Beta waren offenbar schon immer Psychos und ihr Nachwuchs ist sogar noch verrückter. So what?

Zum Schluss liefern sich Alpha und Carol nochmal ihr Blickduell, dem in Folge 3 hoffentlich auch ein physischer Kampf folgen wird. Wobei: Vielleicht verlegen die Autoren dies ja um noch eine Folge. Wie wäre es mal mit einer ganzen Episode über Negans Kindheit oder Daryls wilde Zeit in einer Bikergang? Die Möglichkeiten sind grenzenlos – ob die Zuschauer dabei bleiben, ist eine andere Frage.