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"The First" auf MagentaTV: Eine emotionale Reise in die Psyche

Sean Penn will hoch hinaus in The First
Sean Penn will hoch hinaus in "The First" Sender

Auf MagentaTV startet die Serie "The First" mit Sean Penn und Natascha McElhone in den Hauptrollen. Die erste bemannte Marsmission soll gezeigt werden, doch die Produktion des "House of Cards"-Machers Beau Willimon bleibt auf dem Boden der Tatsachen.

"Was so fern scheint, ist doch so nah. So nah, als wäre es in deinem Körper" - es sind Dialogzeilen wie diese von Sean Penn, die die HULU-Produktion "The First" zu einer bemerkenswerten Erzählung machen. Die Geschichte spielt in den frühen 2030er-Jahren, in einer nahen Zukunft, in der sprachgesteuerte Elektroautos, Fernseher und Handys längst zum Standardinventar gehören. Wenn es sein muss, greift der von Penn gespielte Astronaut Tom Hagerty zu seiner Augmented Reality-Brille, mit der Erinnerungen visualisiert und an andere weitergegeben werden können.

Serienschöpfer Beau Willimon ("House of Cards") hat über drei Jahre an "The First" gearbeitet und entschieden, nur eine Dekade vorauszuschauen: Ein visionäres Science-Fiction-Porträt mit spektakulären Bildern aus dem Weltall kriegt man in dem ruhig erzählten Drama nicht zu sehen. Vielmehr geht es um ein realistisches Szenario und die Frage, was eine Mission zum Mars für die Menschen auf der Erde bedeutet. Das Thema der Serie sei, "wie diese gewöhnlichen Menschen all die verschiedenen Dinge in ihrem Leben bewältigen, all die Hindernisse, die im Weg stehen bei der Reise zu einem fremden Planeten", erzählte Willimon bei der Vorstellung seiner Serie. Irdische Konflikte beim Blick in die Ungewissheiten des Alls.

"The First" in der Podcast-Kritik

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Ein Familiendrama, keine Space-Odyssee

Foto: Sender/Montage, Heimkino: Sean Penn blickt auf die Marsmission in "The First"
Eine gute Serie wird daraus, weil die Hauptfiguren harmonieren und Natascha McElhone ("Californication") als Missionsleiterin Laz Ingram neben dem Oscargewinner ("Milk", "Mystic River") Sean Penn nicht blass aussieht. Im Gegenteil: Die erfahrene Seriendarstellerin verkörpert eine ehrgeizige, starke Frauenfigur, die alles für den Erfolg der Mission tun würde - auch wenn es bedeutet, ihre eigenen Kinder zu vernachlässigen.

Die dysfunktionale Familie mit all ihren fragilen Nebenerscheinungen wird in "The First" wie eine Analogie zum komplizierten Aufbruch ins All konzipiert. Auf der einen Seite Schwierigkeiten bei Erziehung und emotionaler Bindung, auf der anderen Seite Fragen der technolgischen Realisierbarkeit. Die Crew von "The First" hat dafür eng mit der NASA, Astronauten, Wissenschaftlern und Ingenieruren zusammengearbeitet. Für das hohe Maß an Akkuratesse wurde Beau Willimon bereits bei seiner Arbeit an der Netflix-Serie "House of Cards" gelobt. Dass Weltraum-Experten auch nur Menschen sind, wurde dem Showrunner in der Vorbereitung auf die Serie schnell bewusst: "Viele Leute, mit denen wir gesprochen haben, hatten während der Columbia- und Challenger-Tragödien für die NASA gearbeitet und konnten mit uns darüber sprechen, wie die Atmosphäre war, wie sie sich anfühlte, wie verheerend es war und wie viel Entschlossenheit es brauchte, um wieder in Gang zu kommen", berichtete Willimon zum Start der Serie in den USA.

Tatsächlich beginnt "The First" mit einer Katastrophe, die sehr stark an das Challenger-Unglück vom 28. Januar 1986 erinnert, als 73 Sekunden nach dem Start die Raumfähre zerbricht und alle sieben Besatzungsmitglieder ihr Leben verlieren. Daraus entwickelt sich in der Folge ein Familiendrama, weniger eine Serie über den Pioniergeist von Raumfahrtsmissionen. Das erinnert an den 2018 gestarteten Film "Aufbruch zum Mond" mit Ryan Gosling oder an "Interstellar" von Regisseur Christopher Nolan aus dem Jahr 2014 - Filme, die mit ihrem philosophischen Anspruch in der Tradition von Filmemachern wie Terrence Malick und Stanley Kubrick stehen. "Es gibt etwas universell Menschliches an all diesen Personen, die versuchen, diese unmögliche Mission zu realisieren" - dieser Satz von Beau Willimon beschreibt treffend der Kern seiner Serie.

Anna Jacoby Heron als Sean Penns Tochter ragt heraus

Foto: Sender/Montage, Anna Jacoby Heron (l.) bekommt in Folge fünf die Möglichkeit, die bewegende Backstory von Denise Hagerty zu erzählen
In der zweiten Episode der Serie wird der politische Konflikt thematisiert: Ist eine Marsmission bezahlbar angesichts so vieler realer, sozialer Probleme auf der Welt? Dürfen Milliarden Dollar in die Luft geschossen werden, wenn man mit dem Geld auch die Erde retten könnte? Willimon ist sich sicher, dass dies "die Geschichte unserer Spezies" ist. Immer schon habe der Mensch nach Höherem gestrebt: "Wir haben unsere Höhle verlassen, wir haben unsere Kontinente verlassen, wir haben die höchsten Berge bestiegen, wir sind zum Mond aufgebrochen ... der Mars ist einfach der nächste Schritt in dieser Geschichte."

Doch "The First" wagt diesen Schritt nicht, lange bleibt die Serie auf dem Boden verhaftet - beim zuständigen US-Streamingdienst HULU wollte man offenbar mehr Science-Fiction-Abenteuer und erteilte der zweiten Staffel eine Absage. Dabei sind es die leisen, langsam ausgebreiteten Familiendramen, die "The First" sehenswert machen. In einer herausragenden Standalone-Episode (Folge 5) wird aus der Sicht von Sean Penns Serientochter Denise Hagerty eine bewegende Geschichte mit origineller Erzählperspektive vorgeführt: Während das Mädchen in Erinnerung an ihre verstorbene Mutter ein Porträt zeichnet, taucht sie in ihre eigene Vergangenheit ab und verarbeitet malerisch das traurige Schicksal, in frühen Jahren ihre wichtigste Bezugsperson verloren zu haben. Es sind die Bilder, die diese Storyline besonders machen, aber es ist die Darstellerin, die es zum Erlebnis macht. Anna Jacoby Heron ("Finding Carter") spielt das Mädchen auf so sensible Art und Weise, dass man fast vergisst, wer die eigentlichen Hauptdarsteller sind.

Am 7. März startet "The First" in Deutschland auf MagentaTV - mit Sean Penn und Natascha McElhone als Hauptdarsteller und Newcomerin Anna Jacoby Heron, der auf unserem Planeten noch eine große Zukunft bevorsteht.

Trailer zu "The First"