"Pushing Daisies"
Bryan Fullers verträumte Mysteryserie über einen Kuchenbäcker (gespielt von Lee Pace aus "Der Hobbit"), der Tote vorübergehend wieder zum Leben erwecken kann, ist eine meiner absoluten Lieblingsserien. Die Dialoge sind wortwitzig, die schrulligen Figuren allesamt liebenswert und die Bildkomposition und Farbgebung eine wahre Augenweide. Leider stellte der US-Sender ABC die Serie nach nur zwei Staffeln ein. Seither gibt es immer wieder Gerüchte eines Revivals, ob in Form eines Films wie bei Veronica Mars, auf Netflix, oder gar am Broadway. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
- Anna Rinderspacher, Jahrgang 1989
- Anna Rinderspacher, Jahrgang 1989
"Die Wilden Siebziger"
In den USA ein TV-Hit, blieb die Serie aus den Nuller-Jahren hierzulande ein bisschen unter dem Radar. Und das, obwohl man dort späteren Filmstars beim Erwachsenwerden zuschauen kann. Ganz pausbäckig und flaumbärtig beginnen dort u. a. Ashton Kutcher, Mila Kunis und Topher Grace ihre Karriere als Teil einer Highschool-Clique in einem Kaff in Wisconsin. Über Jahre verfolgten wir, wie die Truppe sich in Erics Keller zum Labern, Fummeln und Kiffen trifft. Acht Staffeln lang ertrugen wir das grausliche 70er-Jahre-Interieur zwischen Schiet-Braun und Popelgrün, orangefarbenen Toastern und gelben Telefonen, und auch die On-/Off-Beziehung zwischen Jackie und Kelso, gespielt von Mila Kunis und Ashton Kutcher, die dann immerhin irgendwann im echten Leben zueinander fanden. Nachdem die Serie im Jahr 1979 endete, die Cordhosen-Zeit also überstanden ist, sind wir alle bereit für Schulterpolster und asymmetrische Haarschnitte. Auf in die 80er und Antworten bitte auf viele offene Fragen: Könnte Donna am College nicht Sängerin in einer New-Wave-Band sein? Und wird es noch mal was mit Eric? Aus welchem Land stammt Fez eigentlich wirklich? Wechselt Led-Zeppelin-Fan Hyde zur Punkmusik und legt sich endlich 'ne Frisur zu? Wird der strenge Vater Red als Grummel-Rentner in Florida den jungen Leuten weiter den Marsch blasen? Entdeckt die fidele Mutter Kitty nach schwerem Wein nun bunte Cocktails? Hauptsächlich aber wollen wir sehen, wie schön Ashton Kutcher dieses Mal vom Wasserturm fällt, was er in der alten Serie mindestens einmal pro Staffel schaffte.
- Rogert Kortum
- Rogert Kortum
"Die Rebellen vom Liang Shan Po"
Heute, in der "goldenen Ära" der TV-Serie, ist nur noch schwer vorstellbar, wie einzigartig die Fantasy-Abenteuerserie bei ihrer deutschen Erstausstrahlung war, Anfang der 80er-Jahre, irgendwann am späteren Sonntagnachmittag in der ARD (1973 - 1974). Furiose Kampfszenen, opulente Bilder, märchenhafte Kostüme - 26 Folgen lang "lebte" ich damals für eine Dreiviertelstunde im China des 12. Jahrhunderts. Wobei nach zehn Folgen erstmal Schluss war, weil die ARD bemerkte, dass der oft drastisch dargestellte Kampf zwischen Freiheitshelden und korrupter Obrigkeit nicht so recht zur Sendezeit passt. Aber das ist eine andere Geschichte... Jedenfalls hat die auf dem (schon mehrfach filmisch aufgegriffenen) chinesischen Volksbuch "Die Räuber vom Liang-Schan-Moor" basierende Serie ein Remake längst verdient. Ein Eastern, der ewig aktuelle Themen wie Machtmissbrauch und gesellschaftliche Ungerechtigkeit aufgreift und in atemberaubende Optik verpackt - ein Projekt wie geschaffen für die Global-Streamer Netflix und Amazon!
- Frank Steinberg, Jahrgang 1966
- Frank Steinberg, Jahrgang 1966
"Rosowski"
"Rosowski" irgendwer? Mitte der Achtziger begeisterte der genialisch veranlagte Michael Wittenborn ("Wir sind die Neuen") sechs Folgen lang als "der singende Rechtsanwalt" - ein leider vergessener deutscher Comedy-Versuch um ein naives, uncooles Bürgersöhnchen, das in die (Arbeits-)Welt hinauszieht und (unter anderem in Tiefseetaucherschuhen) Erfahrungen sammelt (Frauen, Ruhm usw.). Herrlich neben der Spur, machte sich die Serie daran, die Grenze zwischen grobem Unfug und Feinsinnigkeit zu verwischen, stieß dabei aber auf nur mäßiges Interesse. Für mich wird sie immer das Programm bleiben, bei dem ich meine Mutter einhaltlos kichernd auf der Familiencouch vorfand, weil ein Serienscherz in ihr mit soviel Schmackes implodiert war, dass sie sich einfach nicht mehr einkriegte. Klar, "Kir Royal" und "Monaco Franze" hatten damals auch ihre Momente, aber so kultig-lustig wie "Rosowski" waren die deutschen Serien-80er nie wieder. Ich würde ja sagen: Diese Serie war ihrer Zeit voraus. Wie diese wunderbare treudeutsche Type Max Rosowski sich in seinem Leben geschlagen hat, was aus ihm wurde, könnte mich glatt hinter meinem Streaming-Ofen hervorlocken, liebes deutsches Fernsehen...
- Holger L., Jahrgang 1968
- Holger L., Jahrgang 1968
"Eine schrecklich nette Familie"
Genau 20 Jahre ist es jetzt her, dass die "Schrecklich nette Familie" vom Bildschirm verschwand. Ein idealer Anlass für ein Comeback. Man würde nur zu gern wissen, was die Familie um Al Bundy, dem Prototyp des abgehängten weißen Mannes, unter einem Präsidenten Trump treiben würde. Als die Teenager Kelly und Bud erwachsen geworden sind, ging damals der Reiz der Serie etwas verloren. Das Problem könnte man heute elegant lösen, indem man eine Enkelgeneration einführt, während sich Al und Peggy in der Rente das Leben zur Hölle machen.
Als Jugendlicher habe ich die "Bundys", wie wir die Serie umgangssprachlich nannten, unschuldig für ihren frechen Humor geliebt, die politisch-unkorrekten, frauenfeindlichen Gags müsste man heute natürlich entschärfen. Als ich vor kurzem nach langer Zeit noch mal eine Folge sah, war ich überrascht über die Radikalität der Serie: Während zum Beispiel die "Simpsons" immer eine Moral von der Geschichte haben, war "Eine schrecklich nette Familie" Nihilismus pur, eine bitterböse, subversive Abrechnung mit kleinbürgerlichen Werten, die ausgerechnet der erfolglose Schuhverkäufer Al vertritt, die von seiner Frau immer wieder elegant unterlaufen werden.
- Sebastian Milpetz, Jahrgang 1982
Als Jugendlicher habe ich die "Bundys", wie wir die Serie umgangssprachlich nannten, unschuldig für ihren frechen Humor geliebt, die politisch-unkorrekten, frauenfeindlichen Gags müsste man heute natürlich entschärfen. Als ich vor kurzem nach langer Zeit noch mal eine Folge sah, war ich überrascht über die Radikalität der Serie: Während zum Beispiel die "Simpsons" immer eine Moral von der Geschichte haben, war "Eine schrecklich nette Familie" Nihilismus pur, eine bitterböse, subversive Abrechnung mit kleinbürgerlichen Werten, die ausgerechnet der erfolglose Schuhverkäufer Al vertritt, die von seiner Frau immer wieder elegant unterlaufen werden.
- Sebastian Milpetz, Jahrgang 1982
"Kickers"
Fußball hier, Fußball da. Jede lahme Benefizveranstaltung wird gezeigt, jeder noch so müde Testkick von Bundesligisten ins Winter- oder Sommerpausenprogramm gehievt. Aber wie wäre es mit flotter Unterhaltung? Die japanische Anime-Serie "Kickers" versprühte Leichtigkeit und war ansteckend bis in die letzte Rasenstolle. Dabei ging es weniger um die temporeich zusammengeschnittenen Spiele, als viel mehr um die einzelnen Figuren. Der selbstlose Gregor, der neu zu Stadt und Mannschaft stößt. Die Zwillingsbrüder Jeremy und Charlie, die sich als verschworenes Duo aus jeder Klemme befreien. Der Mädchenschwarm Mario oder Sascha, der übergewichtige Kerl mit den rekordverdächtigen Einwürfen.
Sympathisch gezeichnete Figuren mit ihren täglichen Sorgen und Ängsten. Zugegeben: Die Serie müsste hier und da gründlich poliert werden. Das ewig gleiche Muster, wonach die "Kickers" ständig in Rückstand geraten und dann die furiose Aufholjagd beginnen, braucht kein Mensch. Klar, die Spiele sollten weiterhin Mittel sein, um den gewachsenen Teamgeist, den Zusammenhalt und die Kraft des Willens zu symbolisieren. Aber sie können an heutige (davon gibt es echt genug) Kuriositäten aus der Fußballwelt angepasst werden und facettenreicher daherkommen. Schön wäre es auch, wenn die Serie in leichfüßigem Ton aktuelle Probleme thematisiert. Sei es Homosexualität im Fußball, Leistungsdruck oder die wachsende kommerzielle Bedeutung. Potential, das die Serie in der heutigen Zeit erzählenswert macht.
- Steven Sowa, Jahrgang 1990
Sympathisch gezeichnete Figuren mit ihren täglichen Sorgen und Ängsten. Zugegeben: Die Serie müsste hier und da gründlich poliert werden. Das ewig gleiche Muster, wonach die "Kickers" ständig in Rückstand geraten und dann die furiose Aufholjagd beginnen, braucht kein Mensch. Klar, die Spiele sollten weiterhin Mittel sein, um den gewachsenen Teamgeist, den Zusammenhalt und die Kraft des Willens zu symbolisieren. Aber sie können an heutige (davon gibt es echt genug) Kuriositäten aus der Fußballwelt angepasst werden und facettenreicher daherkommen. Schön wäre es auch, wenn die Serie in leichfüßigem Ton aktuelle Probleme thematisiert. Sei es Homosexualität im Fußball, Leistungsdruck oder die wachsende kommerzielle Bedeutung. Potential, das die Serie in der heutigen Zeit erzählenswert macht.
- Steven Sowa, Jahrgang 1990