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Rote Rosen: Joachim Kretzer war vom Rollen-Aus selbst überrascht

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Joachim Kretzer verabschiedet sich von "Rote Rosen". ARD/Thorsten Jander, Montage: TVSPIELFILM

In Serien gehören sie einfach dazu: die tragischen Serientode. Auch Schauspieler Joachim Kretzer kennt das, er spielte zehn Jahre lang Torben Lichtenhagen bei "Rote Rosen". Jetzt ist Schluss - dabei wäre er gerne länger geblieben. Wir haben mit ihm über seinen Abschied gesprochen.

Eigentlich war er nur für ein paar Monate engagiert, er blieb am Ende zehn Jahre: Joachim Kretzer ist eine der wenigen Nebenrollen bei "Rote Rosen", die seit Jahren zum festen Stamm der ARD-Telenovela gehören, während die Hauptfiguren staffelweise wechseln. Doch bevor sich Claudia Schmutzler, Herbert Ulrich und Co. verabschieden, ist auch für Joachim Kretzer Schluss. Sein Engagement bei "Rote Rosen" ist vorbei, sein letzter Drehtag liegt schon einige Wochen zurück. Wir haben mit ihm über den Abschied und seine schönsten Erinnerungen gesprochen.

Achtung: Es folgen inhaltliche Anmerkungen, wie Tobias aus der Serie geschrieben wurde. Wer sich überaschen lassen möchte, sollte jetzt nicht weiterlesen!

"Es hat viele überrascht, aber das musste ich so akzeptieren"

TVSPIELFILM.de: Ihre Rolle Torben Lichtenhagen stirbt überraschend den Serientod bei "Rote Rosen". War es eine gemeinsame Entscheidung mit der Produktion, dass sie aussteigen?

Joachim Kretzer: Gemeinsame Entscheidung ist immer eine sehr romantisierte Vorstellung. Nein, es war nicht mein Wunsch, die Sendung zu verlassen. Die Entscheidung haben andere getroffen und wurde mir dann mitgeteilt. Es hat viele überrascht, aber das musste ich so akzeptieren. 

Wie war ihr Abschied bei "Rote Rosen"?

Ursprünglich sollte ich meinen letzten Drehtag im Mai haben, wegen der Corona-Produktionspause war es dann Mitte Juni so weit. Das ist unter diesen Bedingungen natürlich relativ spaßbefreit. "Rote Rosen" ist eine Herzschmerz-Serie, also eigentlich Kontaktsport (lacht). Einige Sachen kann man umstellen, aber nicht alles. Als ich in der Szene erschossen wurde, musste meine Spielpartnerin eineinhalb Meter Abstand halten, das ist natürlich etwas doof. Aber immerhin können wir noch arbeiten, viele andere drehen ja gar nicht mehr.

Amelie und Torben haben ja gerade erst zueinander gefunden. Wie schwierig ist es, so eine beginnende Liebe zu spielen, wenn man sich nicht berühren darf?

Es ist sehr schwierig. Gewisse Dinge lassen sich über den Schnitt oder die Kameraeinstellungen lösen, aber Umarmungen oder einen Heiratsantrag mit eineinhalb Meter Abstand … das geht eigentlich nicht. Ich habe die Szenen noch nicht gesehen, aber mir wurde gesagt, es ist ganz okay geworden (lacht).

Torben muss als trauriger Höhepunkt des Stalker-Dramas sterben. Eine Rückkehr ist damit ausgeschlossen. Man hätte Ihre Rolle auch anders ausscheiden lassen können, in dem er Lüneburg einfach verlässt. Finden Sie das schade oder präferieren Sie ein richtiges Ende?

Ich muss ehrlich sagen, dass ich es nicht gut finde und ich auch nicht verstehen kann, warum das sein muss. In solchen Serien ist es schon fast ein ungeschriebenes Gesetz, dass diese Figuren nicht sterben. Da fragt man sich natürlich schon, warum das so erzählt wird. Es konnte mir auch keiner erklären. Torben hätte auch einfach nach Australien oder Kanada auswandern können.

"Es war eine wirklich schöne Zeit!"

Wie würden Sie die Zeit bei den "Roten Rosen" beschreiben?

Mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich hatte eine tolle Rolle mit vielen Facetten, Höhen und Tiefen. Auch die gesamte Arbeit mit dem Team war großartig. Für einen freischaffenden Schauspieler ist es eine große Ausnahme, so lange an einem Stück und an einem Ort zu arbeiten. Viele Kollegen schreckt das ab, die wollen mehr verschiedene Sachen machen. Aber ich habe schon so viel Unterschiedliches gemacht und mir hat es sehr gut gefallen, auch mal am selben Ort zu sein und auch dort zu leben, wo ich arbeite. Es war eine wirklich schöne Zeit!

Es war aber nicht von Anfang an klar, dass Sie so lange bleiben – oder?

Ich bin im Oktober 2010 zur Sendung gekommen. Zunächst hatte ich nur einen Vertrag für eine Staffel, also zehn Monate. Ich kannte die Sendung zwar als das Angebot reinkam, aber hatte sie noch nie gesehen. Für mich war es auch eine Reise in die vermeintliche Provinz, aber es hat mir sehr schnell gut gefallen. Der Redaktion ebenfalls und so wurden es dann insgesamt fast zehn Jahre bei den "Rosen".  

Torben war stets bodenständig, meistens sehr vernünftig. Welche Reaktionen haben Sie auf die Rolle bekommen?

Ich verfolge nicht so sehr, was in den sozialen Medien geschrieben wird, aber die Zuschauerreaktionen, die mich erreicht haben, waren immer sehr positiv. Auch wenn ich in der Stadt angesprochen wurde, war es immer mit großer Begeisterung. Da habe ich auch gemerkt, dass wir über unsere klassische Zielgruppe hinaus Zuschauer in allen Altersklassen und Gesellschaftsschichten haben.

Torben ist ja Anwalt, wie oft wurden Sie denn von Zuschauern um anwaltlichen Rat gebeten?

Sie meinen den Wussow-Effekt während der Schwarzwaldklinik? (lacht) Nee, tatsächlich ist mir das nur im Spaß passiert.

"Das ist hier nicht Hollywood und ich bin nicht Robert DeNiro"

Welche Geschichten werden Ihnen in Erinnerung bleiben?

Oh, da ist in den Jahren einiges zusammengekommen! Die Ehe mit Carla Saravakos war natürlich eine schöne Geschichte, weil das Arbeiten mit Maria Fuchs auch immer sehr angenehm war. Auch die Doppelrolle als Torbens Halbbruder Toni war schön, weil es schauspielerisch eine Herausforderung war.

Wie geht es für Sie jetzt weiter?

Ich habe erstmal zwei Wochen Urlaub auf Lanzarote genossen. Ich arbeite seit über 30 Jahren als Synchronsprecher und habe das auch neben "Rote Rosen" immer weiter gemacht. Neben dem Schauspiel ist es meine zweite Passion, das habe ich jetzt intensiviert und mache es hauptberuflich erstmal weiter. Da kann ich Teil von großartigen Produktionen sein, die Bandbreite ist riesig – zwischen Hollywood, Arthouse und Comic ist alles dabei. Ich hänge die Schauspielerei aber nicht an den Nagel, ich bin für alles offen!

Gibt es eine Traumrolle für Sie?

Nee, da muss man aber auch realistisch sein. Das ist hier nicht Hollywood und ich bin nicht Robert DeNiro (lacht). Es ist nicht so, dass man jeden Tag zehn Drehbücher auf dem Tisch hat. Die Branche ist leider in den letzten Jahren und Jahrzehnten noch schwieriger geworden, da muss man schon gucken, was einem überhaupt angeboten wird.

Vielen Dank für das Interview!

Die Episoden rund um den tragischen Serientod von Torben werden in Folge 3158-3160 erzählt, voraussichtlich am 14.,17. und 18. August im TV. "Rote Rosen" läuft montags bis freitags um 14:10 Uhr im Ersten.