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Outlander Staffel 4: Gründe für Vergewaltigung sind nachvollziehbar

Outlander Staffel 4
Ist Stephen Bonnet der Vater von Briannas Kind? Sender/Montage

In der Serie "Outlander" wird mit einer Vergewaltigung anders umgegangen, als es die US-amerikanische Autorin Diana Gabaldon noch in der Vorlage "Der Ruf der Trommel" tat. Damit beweist die vierte Staffel einen feinen Geschmackssinn.

Emmy-Preisträger Ronald D. Moore ("Stark Trek", "Mission Impossible") hat "Outlander" für den US-amerikanischen Pay-TV-Sender Starz zu einer weltweit erfolgreichen Zeitreise-Serie gemacht.

Doch auch ein Erfolgsstoff mit Stars wie Caitriona Balfe und Sam Heughan kommt nicht ohne Kontroverse aus - die HBO-Fantasysaga "Game of Thrones" kann ein Lied davon singen. So sorgten bei "Outlander" die expliziten Sexszenen, besser gesagt: die Vergewaltigungsszenen, in der Vergangenheit für Diskussionen. In der vierten Staffel - ACHTUNG: SPOILERGEFAHR - kam es ebenfalls zu einer heiklen Szene. Allerdings anders, als gedacht.

Das passiert in Folge 8

Brianna und Roger treffen im Jahr 1769 in Wilmington, North Carolina, aufeinander. Die beiden heiraten spontan und verbringen eine leidenschaftliche Hochzeitsnacht. Doch nach der heißen Romantik folgt das kalte Drama: Brianna gerät in einem Lokal an Stephen Bonnet, der in Besitz des Eherings ihrer Mutter ist. Sie will Bonnet den Ring abkaufen. Der stimmt nur unter einer Bedingung zu: Brianna soll im Tausch für den Ring mit ihm schlafen.

Als Brianna einen Fluchtversuch unternimmt, überwältigt Bonnet sie und reißt sie zu Boden. Die Serie wählt bei der Inszenierung einen Mittelweg: Sie spielt schreckliche Schreie Briannas ein, die eine brutale Vergewaltigung auf der Audio-Ebene transportieren - ein akkustischer Albtraum. Der Missbrauch ist nicht in Szene gesetzt. Die Zuschauer bekommen dabei die schmierigen Männer im Lokal zu sehen, die die unüberhörbaren Hilferufe ignorieren und sich scheinbar ungestört ihrem Kartenspiel widmen und weiter besaufen.

Die Szene endet in Stille: Bedrückenderweise hört der Zuschauer nichts, während die traumatisierte und verletzte Brianna das Lokal verlässt. Ein jeder Zuschauer kann ihre Schmerzen förmlich spüren, der fehlende Ton verstärkt diese Wirkung noch.

Showrunner wollten Buchvorlage ernstnehmen

Foto: Sender, Bei "Outlander" sind sowohl Männer als auch Frauen schon Opfer von Missbrauch geworden, Jaime traf es in der 1. Staffel
Die 4. Staffel "Outlander" basiert auf dem vierten Highland-Band "Der Ruf der Trommel". Gabaldon beschreibt die Szene mit Brianna im Buch noch anders. Auf ihrer Reise wird die Frasers-Tochter von dem Psychopathen Stephen Bonnet (Ed Speleers von "Downton Abbey") vergewaltigt. Im Buch wird die Szene, die bei einer Überfahrt auf einem Schiff stattfindet, in schonungsloser Brutalität geschildert.

Zwar hat die Serie "Outlander" in der Vergangenheit schon mehrere Vergewaltigungsszenen gezeigt, unter anderem wird in der 1. Staffel Jamie durch Jack Randall (Tobias Menzies) missbraucht, in Staffel 2 trifft es Claire und zuletzt ist Young Ian (John Bell) in Staffel 3 beteiligt. Doch die gesamt-gesellschaftliche Stimmung hat sich geändert: Solch ein Thema ist in der Zeit von #MeToo und #Time'sUp hochsensibel. Showrunner Moore erklärt die Hintergründe: "Wir werden es nicht in der Weise angehen wie bisher. In gewisser Art erzählt es viel über die Zeit und den Ort, an dem wir uns befinden. Wir wollen damit eine Geschichte und das Thema der Staffel erzählen, nicht nur eine Momentaufnahme."

Für die Serienmacher war es vor allem deshalb schwierig, auf die Vergewaltigung zu verzichten, weil Brianna im Verlauf des vierten Buchs schwanger wird, möglicherweise mit Bonnets Kind.

"Wie bei allem, was wir mit dieser Show machen, wie Jamies Vergewaltigung in der ersten Staffel, versuchen wir nicht, etwas zum Selbstzweck zu inszenieren", erklärt die Ausführende Produzentin Maril Davis dem Hollywood Reporter. Als Zuschauer müsse man nachvollziehen können, warum bestimmte Figuren solche eine Persönlichkeit entwickelt haben: "Wir versuchen, Dinge so darzustellen, wie sie in dieser Zeit wirklich passiert sind." Ein Missbrauch würde die Biographie eines Charakters entscheidend beeinflussen. Dies könne nicht ignoriert werden, vor allem da sexuelle Gewalt in der Zeit des 18. Jahrhunderts eine alltägliche Gefahr darstellte.

Unterschiede zum Buch

Foto: Sender, Stephen Bonnet (Ed Speleers) und Claire Fraser (Caitriona Balfe) in der Auftaktepisode der 4. Staffel
Schon bevor die Serie ausgestrahlt wurde, fragten sich viele: Wird "Outlander" eine Vergewaltigung wie im Buch überhaupt umsetzen? In der Serie erscheint Bonnet von Beginn an anders als im Buch. Gabaldon beschreibt ihn als charmanten Dieb. Sein Motto: Einen Menschen würde er nur töten, wenn dieser sein Leben bedroht. In der ersten Folge der Serie ist das anders: Er raubt Jamie und Claire aus und schlitzt Jamies Freund Lesley erbarmungslos die Kehle auf. Ein krasser Unterschied zum Buch.

Er raubt sie zwar auch aus, lässt aber alle überleben und erscheint insofern wie ein Kleinkrimineller, nicht wie ein Vergewaltiger oder Mörder. Wollten die Serienautoren Bonnet vom Start weg zu einem vollwertigen Bösen machen, so dass sie die Vergewaltigung gar nicht bildlich zeigten mussten? Schließlich weiß jeder Zuschauer bereits, zu was der Sadist alles fähig ist.

Ganz klar wird das nicht, allerdings steht nun fest, dass auch die Serie nicht gänzlich auf die Vergewaltigung verzichten kann. Zu wichtig scheint die Schwangerschaft von Brianna für den weiteren Verlauf von "Outlander" zu sein. Denn so stellt sich die spannende Frage: Ist der Vergewaltiger Bonnet tatsächlich der Vater des Kindes?

Hier gibt es den Sendeplan von VOX: Die vierte Staffel ist bereits vollständig abgelaufen und auch beim VoD-Angebot TV Now nicht mehr verfügbar. Auf Netflix sind momentan drei Staffeln "Outlander" zu sehen, wann die DVD zur neuen Staffel erscheint, muss sich noch klären.