Sind wir doch mal ehrlich: "Lucifer" ist eine konventionelle Serie - bis dato. Drei Staffeln lang bestraft Tom Ellis als Höllenfürst fehlgeleitete Seelen, aber so richtig gekracht hat es doch nie. Zugegeben: Verbal hatte "Lucifer" schon immer freche Pointen, gut geschriebene One-Liner ("Ein Penner mit imdb-Eintrag!") und unverblümte Zoten zu bieten. Zu sehen bekamen wir allerdings eine Serie, wie sie typischer nicht sein könnte für das US-amerikanische Network-Fernsehen. Kaum nackte Haut, wenig Sex und sehr sparsam eingesetzte Gewaltszenen.

Der US-Sender Fox hat "Lucifer" nun abgesetzt und vermutlich erweist sich der Umzug zu Netflix als Glücksfall für alle Fans, die schon immer das freche Potential der Serie schätzten, aber gerne noch viel mehr davon gesehen hätten. Beim Streamingdienst gibt es keine strengen Vorgaben, wie es im Fernsehen durch die Werbepartner üblich ist. Der Teufel könnte seine Scheuklappen ablegen, Showrunner Tom Kapinos seine Zurückhaltung.

Lucifer Staffel 4: Netflix setzt gerne auf Sex

Tom Kapinos hat mit der Showtime-Serie "Californication" sieben Jahre lang gezeigt, worin seine Stärke besteht: Freizügigkeit, Frivolität, derbe Dialoge. "Lucifer" wirkte dagegen, als hätte Kapinos mit angezogener Handbremse arbeiten müssen. Wer auf Netflix-Serien wie "Orange Is the New Black", "Altered Carbon" oder "Luke Cage" blickt, wird sich schnell darin bestätigt sehen, dass der Streamingdienst bei seinen Eigenproduktionen gerne und reichlich auf Sex und Gewalt setzt.

Bezeichnend dafür ist eine Szene aus der 1. Staffel "Lucifer": Tom Ellis entblößt sich für eine Geliebte, doch im Fernsehen sieht der Zuschauer lediglich den nackten Oberkörper. Gegenüber dem US-Dienst TVLine sprachen die beiden Co-Showrunner Ildy Modrovich und Joe Henderson nun über ihre ursprüngliche Vision für diese Szene: "Wir wollten nichts Verrücktes anstellen, aber wir wollten schon sein Hinterteil sehen", erklärte Modrovich mit einem Lachen. Ihr Kollege Henderson fügte hinzu: "Er hat einen wunderbaren, wunderbaren Allerwertesten. Warum ihn also nicht zeigen? Aber wir durften nicht." Deutlich offener dürfte Netflix mit solchen Ideen umgehen: Kreative Freiheit und sichtbare Freizügigkeit könnten bei "Lucifer" bald Hand in Hand gehen.

Neben dem Thema der nackten Haut geht es auch um den Anteil an Gewaltszenen. Dazu meint Henderson: "Unser Blut darf nun ein bisschen echter aussehen, und der Horror ein bisschen horrormäßiger. Es wird alles weiterhin zum Ton der Serie passen, aber wir werden auf alle Fälle diese Kleinigkeiten auskosten, die auch schon einen großen Unterschied machen können."

Brutaler und blutiger, betont pikant: Die vierte Staffel wird nicht nur dem dandyhaften, exentrischen Charakter von Tom Ellis mehr Raum zur Entfaltung geben - so viel dürfte jetzt schon feststehen. Ein Startdatum gibt es allerdings noch nicht, dafür können Fans die 3. Staffel der Serie nun auch in deutscher Synchro auf Amazon genießen.