Folge 2 ist bei jeder Serie eine der allerschwierigsten Herausforderungen. Im Auftakt stellt man seine Figuren, ihre Geschichte und ihre Welt vor und erweckt Interesse. In Folge 2 muss man dieses Interesse weiter ausbauen – kann aber in der Regel noch nicht in die Vollen gehen. "Game of Thrones" hatte vielleicht eine der besten zweiten Folgen der Serien-Geschichte, baute die offenen Fragen aus dem Auftakt mustergültig aus und etablierte für den Verlauf der Serie wichtige Figuren wie Joffrey Baratheon auf spannende Art und Weise.

Hat jetzt auch das neue Westeros-Epos "House of the Dragon" eine der seltenen gelungenen zweiten Folgen parat? So viel sei verraten: Die mit großen Erwartungen gestartete Fantasy-Serie macht sich die eh schon schwierige Aufgabe nur noch schwerer als sie eh schon wäre – denn statt direkt an die dramatischen Ereignisse des Auftakts anzuschließen, wagt "House of the Dragon" direkt einen Zeitsprung.

Folge 2: So geht es bei "House of the Dragon" weiter

Ein halbes Jahr ist seit der ersten Episode vergangen, in der die Königin Aemma verstarb und Prinzessin Rhaenyra (Milly Alcock) darüber informiert wurde, dass sie aktuell als Erbin für den Eisernen Thron vorgesehen ist. Seitdem versucht sie energisch, sich dieser Verantwortung als würdig zu erweisen. Doch die Männer des Reiches sind mit einer weiblichen Nachfolgerin von König Viserys I (Paddy Considine) nicht einverstanden und insbesondere Daemon Targaryen (Matt Smith), der Bruder des Königs, hat bereits seine ersten Intrigen begonnen. Und wie hieß es in "Game of Thrones" damals gleich in Staffel 1? "Wenn man das Spiel der Throne spielt, gewinnt man oder stirbt."

Es wird also blutig werden, auch wenn Folge 2 sich mit Action und Gewalt zurückhält. Im Mittelpunkt steht der König Viserys, der nach dem Tod seiner Frau mit seiner Pflicht konfrontiert wird: Er muss erneut heiraten und Erben zeugen, um die Blutlinie zu erhalten. Aber wäre das wirklich der beste Schritt? Seine Berater haben alle ihre eigene Ansicht und es macht großartigen Spaß, den leidgeplagten Considine dabei zuzusehen, wie er diesen verzweifelten König spielt.

Ausbaufähig: Worin "House of the Dragon" noch besser werden muss

Allgemein lässt sich sagen, dass "House of the Dragon" es sich leisten kann, langsam die Figuren in Stellung zu bringen. Die fehlende Action lässt sich nämlich in dem Moment verschmerzen, in dem solch grandiose Schauspielleistungen geboten werden. Paddy Considine ist schlicht eine Wucht in seinem Part, und auch Matt Smith zeigt in seinen wenigen Auftritten in Folge 2, dass er das Potenzial hat, ein Fan-Favorit zu werden. Schade ist nur, dass sie beide bislang recht wenig zu tun bekommen – hier muss "House of the Dragon" noch zulegen.

Denn insbesondere die Debatten und verschwörerischen Dialoge, die "Game of Thrones" von Beginn an auszeichneten, sind hier noch etwas zu zahm und bislang nicht pfiffig genug geschrieben. Es mangelt dafür vielleicht auch etwas an Kontrast: Während die Mutterserie zwischen verschiedenen Ortschaften, Häusern und Völkern wechselte, bleibt hier alles im royalen Umfeld. Der große Zeitsprung direkt in Folge 2 ist ebenfalls unglücklich, da man so das Gefühl bekommen kann, relevante Entwicklungen der Figuren "zwischen den Folgen" verpasst zu haben.

Trotzdem wollen wir fair bleiben: "House of the Dragon" sieht nach wie vor fantastisch aus, drückt akustisch, visuell und musikalisch (dank Komponisten-Genie Ramin Djawadi) die richtigen Knöpfe und macht alleine mit der mysteriös-unheimlichen Einstiegsszene Lust auf mehr – wer weiter dabei sein will, kann jetzt eines der Sky-Entertainment-Pakete buchen, denn dort läuft immer montags um 20:15 Uhr die neue Folge bei Sky Atlantic. Wer die Serie jedoch streamen möchte, braucht ein Abo bei WOW oder Sky Go, dort erscheinen die Folgen schon in der Nacht von Sonntag auf Montag gegen 4:15 Uhr.