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"Game of Thrones": Irre Königin im Anmarsch auf Königsmund

Game of Thrones Staffel 8 Folge 4
In der vierten Folge der achten Staffel "Game of Thrones" sehen sich Jon und Dany der Partei Cersei und Euron gegenüber Sender / Montage

Die vierte Episode der letzten Staffel "Game of Thrones" stellt die Weichen für den Krieg der Menschen, nachdem der Nachtkönig und die Armee der Toten besiegt werden konnte. Aber Achtung: Nicht nur eine "Irre Königin" ist im Anmarsch.

Die vierte Episode der achten Staffel "Game of Thrones" ist seit der Nacht vom 05. Mai auf den 06. Mai in Deutschland verfügbar. Bei Sky Go und Sky Ticket auf Abruf (auch auf Deutsch) oder um 3 Uhr nachts bei Sky Atlantic. Montags zeigt der Pay-TV-Sender eine Wiederholung um 20.15 Uhr bei Sky Atlantic HD in synchronisierter Fassung. Hier findet ihr einen detaillierten Programmplan zu den aktuellen Folgen.

Nun aber Vorsicht: Spoilerstufe rot! Wir besprechen die neueste Folge der preisgekrönten HBO-Serie ohne Rücksicht auf Verluste. Episode 71 trug den Titel "The Last of the Starks" ("Die letzten Starks") und drehte sich mit ihrer knapp 74-minütigen Laufzeit vorrangig um den nächsten Schlachtplan. Die große Konfrontation mit Cersei Lannister wird zwar erst in der vorletzten Folge "Game of Thrones" zu sehen sein, doch die ersten Vorboten haben es in sich.

Die Trauer ist groß in Winterfell

Dany flüstert dem gefallenen Jorah Mormont ihre Worte der Trauer zu, Sansa weint um den Verlust von Theon Graufreud und überreicht ihm die Ehrennadel der Familie Stark. Für den so arg gebeutelten Mann der Eiseninseln, der sich in seiner letzten Schlacht für Bran opferte, ist es eine Geste der Versöhnung. Theon geht in Frieden. So herrscht in den Anfangsminuten der neuen Folge vor allem Trauerstimmung: Zwar ist der Krieg gegen den Nachtkönig und seine Armee der Toten gewonnen, doch die zahlreichen aufgebahrten Leichen vor der Festung von Winterfell singen ein letztes, verlustreiches Lied, während Sansa, Daenerys, Jon, Samwell, Grauer Wurm und Arya sie mit ihren Fackeln per Asche in den Himmel steigen lassen.

"Wir sind hier um uns zu verabschieden: Es ist uns eine Pflicht und eine Ehre, sie in Erinnerung zu halten. (...) Sie waren der Schild der Menschheit und ihresgleichgen werden wir nie wieder sehen!", intoniert Jon als Trauerredner. Eine angemessene, rührende Rede eines Mannes, der König von Westeros sein könnte. Auch um diese Thronfrage dreht sich die Folge "The Last of the Starks", denn Jon berichtet nicht nur Sansa und Arya von seiner Herkunft, er hat auch ein schwieriges, sehr kontroverses Gespräch mit Daenerys Targaryen. Doch dazu später.

Erst einmal wird gefeiert, gesoffen und getanzt. Die große Party beginnt mit einer Feierlichkeit: "Ihr seid Lord Gendry Baratheon von Sturmkap!" Die Drachenmutter gibt sich königlich und überreicht dem tapferen Schmied Gendry die Ländereien der Baratheons. Danach wird nach allen Regeln der Feierei die Sau rausgelassen. Tyrion und Jamie spielen mit Brienne und Podrick Wahrheit oder Pflicht, bei dem sich schlussendlich herausstellt, dass Brienne von Tarth noch Jungfrau ist. Spoiler: Das ändert sich noch in der gleichen Nacht, als Jaime Tormund den Weg abschneidet und vor prasselndem Kaminfeuer bei der Ritterin landet. Eine Romanze, die trotz ihrer Vorsehbarkeit gefühlvoll und gelungen iszeniert ist.

Auch Tormund und Co. veranstalten Trinkspiele, doch eher die Art von Komasaufen, die heutzutage durch Sangria-Eimer am Ballermann verpönt sind. Schön, dass die Drehbuchautoren David Benioff und D.B. Weiss hier geschickt einen Gegenwartsbezug herstellen, indem sie Jon an dieser Technik des Trinkens zweifeln lassen. "Sich zu erbrechen hat doch nichts mit feiern zu tun!", meint Jon und wird von dem Wildling Tormund zurechtgewiesen: "Doch, Na klar!" Der Grad der Zivilisiertheit lässt sich an der Art des Betrinkens messen.

Die Drachenmutter ist allein auf weiter Flur

Foto: Sender
Nur ein Charakter sitzt isoliert und einsam an der langen Tafel und beobachtet das bunte Treiben um sich herum. Keiner scheint Notiz von Daenerys zu nehmen, nur ihr Berater Lord Varys sitzt im Schatten hinter ihr und erkennt die Zeichen. Als Tormund Jon als Krieger und potentiellen König feiert ("Ein Verrückter oder ein König?"), sehen wir Zuschauer aber auch Varys das Zucken in Danys Gesicht. Der Meister der Flüsterer bekommt mit dieser vierten Folge ohnehin so viel Raum und Text, wie in den gesamten drei Folgen zuvor nicht.

Nur eine Sache stört in dieser Szene: Ein Kaffeebecher einer berühmten Franchise-Kette steht vor Daenerys auf dem Tisch. Entweder hat Winterfell sich schnell zu einer modernen Zivilisation gemausert, nachdem nun endlich die Bedrohung der Toten aus dem Weg geschafft wurde oder die teuerste Serie der Welt hat etwas im Schnittraum übersehen. Asche auf dein Haupt David Nutter, Regisseur der vierten Folge GoT.

Was bei den Festlichkeiten im Saal von Winterfell noch passiert: Podrick stellt seine Künste im Flirten unter Beweis und hat am Ende gleich zwei Damen in den Armen. Tormund heult sich beim Bluthund aus, nachdem Jamie ihm zuvorgekommen ist: "Ich meine es ernst Clegane, mein Herz ist gebrochen!" Und Sansa sorgt für das männliche Wohl, indem sie die verbliebenen Mädchen des Nordens als Huren in den Saal lässt. Nur Sandor Clegane hat keine Lust auf Leibesertüchtigung und knurrt sein zugewiesenes Fräulein derart grob an, dass sie die Flucht ergreift. Daraufhin entwickelt sich ein schönes Gespräch zwischen Sansa und dem Bluthund. Als Clegane zur Stark-Tochter meint, sie hätte sich viele Strapazen sparen können, wäre sie damals mit ihm aus Königsmund geflohen, erwiedert sie: "Aber ohne Kleinfinger, Ramsay und den Rest wäre ich mein Leben lang ein kleiner Vogel geblieben." Bäm. Die Frau hat von ihrem Bruder Bran gelernt und weiß, wie wertvoll ein kurvenreicher Lebenslauf sein kann.

Der wichtigste Dialog folgt jedoch im stillen Kämmerlein, zwischen Dany und Jon. Es ist das erste Mal, dass die Beiden in Ruhe reden können, nachdem sie am Ende von Folge 2 abrupt vom Anmarsch des Nachtkönigs unterbrochen wurden und in Folge 3 alle Hände voll mit dem Kampf gegen ebendiesen zu tun hatten. "Wenn ich nichts wüsste, wäre ich jetzt glücklich.", kommt es nun der Drachenmutter über die Lippen, die sich in diesem Gespräch überraschend offenherzig und flehend ( "Ich habe noch nie um etwas gefleht, aber jetzt flehe ich: Sage es ihnen nicht. Bitte!") präsentiert. Ihr Plan: Jon solle gefälligst den Mund halten, Sam und Bran zum Schweigen bringen und mit ihr die inzestiöse Liebe feiern, glücklich werden, die Sieben Königslande erobern und an ihrer Seite sitzen, während sie als Targaryen-Königin vom Eisernen Thron aus regiert. Blöd nur, dass Kit Harington von Anbeginn an einen treuen, zutiefst loyalen Charakter spielt in "Game of Thrones": "Ich schulde ihnen die Warhheit!", bekräftigt der Stark-Targaryen-Sprössling, "Wir sind eine Familie, wir können alle zusammenleben!" Darauf erwidert Daenerys nur kühl: "Das können wir: Ich habe dir gerade gesagt, wie!"

Die Armeen sind um die Hälfte geschrumpft

Foto: Sender
Szenenwechsel. Jon ist mit Danys Ansage nicht beizukommen. Er wird im Angesicht seiner Cousinen schwach und bittet Bran darum, Sansa und Arya die Wahrheit zu sagen. Entscheidend dafür ist Aryas Satz, der jedem langjährigen "Game of Thrones"-Fan ans Herz gegangen sein dürfte: "Du bist mein Bruder, nicht mein Halbbruder, nicht mein Bastard-Bruder, mein Bruder!" Davon dass Arya den Schwur hält, und niemandem von dieser Nachricht berichtet, darf ausgegangen werden. Sie gibt sich beim Ritt mit dem Bluthund gen Königsmund (Sandor: "Ich habe da noch was zu erledigen!" Arya: "Ich auch!") so wortkarg, wie es sich für einen Krieger gehört. Bei Sansa hingegen darf abgewartet werden, denn sie ist zur geschickten Machtpolitikerin gereift und dementsprechend schwer dürfte es ihr fallen, diese Kunde nicht für ihre Zwecke zu nutzen. Ihr Abschied von Tyrion lässt tief blicken: "Tyrion! Und wenn es Jemand anderen gäbe? Jemand Besseren?" Vielsagend wird die Szene abgeblendet und die In-Frage-Stellung von Danys Führungsqualitäten schweben im Raum.

Bei der Lagebesprechung stellt sich heraus, dass jede Teilarmee (Unbefleckte, Dothraki?, Nordmänner) beim Kampf gegen die frostige Bedrohung um die Hälfte geschrumpft wurde: "Die Kräfteverhältnisse sind beunruhigend ausgeglichen!" entweicht es da Lord Varys, der den anderen berichtet, dass die Goldene Kompanie mit 20.000 Männern in Königsmund eingetroffen ist. Daenerys ist das egal, sie bleibt fest entschlossen, den Eisernen Thron allein mithilfe ihrer Drachen und den restlichen Truppen zu erobern. Ein fataler Fehler, wie sich schnell herausstellen wird.

Die Flotte der Targaryens wird vor Drachenstein von Euron Graufreud mit gigantischen Speer-schießenden Geschützen überrascht. Zum Bedauern der Drachenmutter und ihrer Anhänger lässt Rhaegal dabei das Leben, der die Reise gen Süden bereits geschwächt antreten musste: "Rhaegal muss erst gesund werden, ich will ihn nicht belasten!", informierte Jon seinen Wildlingsfreund Tormund, woraufhin dieser nur lachte und ihm einen obszönen Spruch entgegenbrachte: "Du wiegst doch so viel wie zwei fickende Fliegen!" Nun gut, nicht nur Rhaegal ist tot, auch die Schiffe von Daenerys sind zerstört. Zwar können sich die meisten ans Ufer retten, doch Missandei nicht. Sie wird von Euron als Geisel nach Königsmund verfrachtet. Spoiler: Lange litt sie nicht am Schicksal einer drangsalierten Geisel. Die Folge endet mit ihrem Tod. Davor konnte sie auch Tyrions Appell an Cersei nicht bewahren: "Du bist kein Monstrum", lobt er seine bestialische Schwester Cersei überraschend gutherzig. Nicht ohne Grund, er will Mitgefühl wecken und sie zum Umdenken bewegen: "Du hast deine Kinder immer geliebt. Mehr als dich selbst, mehr als Jaime. Mehr als alles andere. Ich flehe dich an, wenn nicht für dich selbst, dann tue es für dein Kind. Deine Herrschaft ist vorbei, aber deshalb muss doch nicht dein Leben enden, deshalb muss doch nicht dein Baby sterben!"

Kurze Zeit später schwingt der Berg Gregor Clegane das Schwert und der Kopf von Missandei landet vor den Füßen von Tyrion, Dany und Grauer Wurm. Ein Cliffhanger mit Sprengkraft, denn die Augen von Emilia Clarke sprechen in dieser Szene Bände: Sie wird zur Mad Queen. Der Clash der Mad Queens steht bevor, Cersei vs Daenerys.

Arya und Gendry: Bedauerliche Absage

Man hätte es ihnen so sehr gegönnt, aber am Ende des Tages ist es verständlich, dass Arya Stark nicht für das Leben einer Ehefrau geboren wurde. Als Gendry ihr einen Antrag macht: "Werde meine Frau, werde die Lady von Sturmkap!", weist ihn Arya bestimmt, aber höflich zurecht: "Ich bin keine Lady, ich bin nie eine gewesen, so bin ich einfach nicht!"

Das traurige Gesicht von Gendry erinnert an einen Welpen, der kein zweites Leckerli bekommen hat. Er muss sich mit dem ersten zufriedengeben: Er ist nun Lord von Sturmkap. Die passende Frau wird sich finden.

Messerscharfe Dialoge

Bronn ist back. In einer denkwürdigen Kneipenszene treffen sich Jamie, Tyrion und der Lord von Schnellwasser wieder. Letzterer will verhandeln und berichtet den Beiden vom Auftrag Cerseis: "Ihr seid zwei Blattgold-verzierte Wichser!" Eine tolle Dialogsequenz entspinnt sich, die so viele vortrefflich geschrieben Zeilen enthält, dass wir nur noch eine davon zum Besten geben wollen. Als Jamie einwendet, man könne Bronn den Meuchelmörder nicht zum Lord der Weite, also dem Herrn von Rosengarten, machen, entgegnet der: "Töte ein paar Hundert und du wirst Lord, töte ein paar Tausend und du wirst König!"

Die Szene endet mit dem Versprechen Tyrions, dass Bronn Rosengarten erhält, solange er ihn und seinen Bruder Jamie verschont. Um Königsmund mitkämpfen wird Bronn nicht, er verschwindet, wie er hereingeplatzt ist: Mit der Armbrust von Tywin Lannister unter dem Arm.

Wer hat gefehlt?

Foto: Sender
Yara/Asha Graufreud wird in der nächsten Folge eine sehr wichtige Rolle spielen, denn sie ist bislang der einzige Überraschungsmoment, den Dany und Jon in der Hinterhand haben. Obwohl: Wie Lord Varys andeutet, werden auch Truppen aus Dorne gegen Cersei Lannister in die Schlacht ziehen.

Ob Daenerys Targaryen die Hilfe von den Eiseninseln und aus Dorne noch als Anwärterin auf den Eisernen Thron erlebt? Die Dialoge zwischen ihren Beratern Tyrion und Lord Varys lassen erahnen, dass ihre Stunde geschlagen hat. Keiner vertraut ihr mehr. Es ist Jon, der nun als König von Westeros die Geschicke der Sieben Königslande leiten soll. Doch wie dies umgesetzt wird, bleibt die Aufgabe der Showrunner Benioff und Weiss. Die letzten Folgen übernehmen sie in voller Drehbuch-Verantwortung. Miguel Spaochnik, der Regisseur der epischen Schlacht in "Die lange Nacht", wird die nächste Folge inszenieren. Ergo: Es erwartet uns wieder ein kampfreiches Spektakel. Für die finale Episode GoT haben die Masterminds David Benioff and Dan Weiss sogar selbst auf dem Regiestuhl Platz genommen.

Vom 12. auf den 13. Mai ist die nächste Folge "Game of Thrones" in der Nacht um 3 Uhr auf Sky zu sehen. Es wird die fünfte und damit vorletzte Episode der achten Staffel sein.