Wie haben sie das nur gemacht? Diese Frage stellt sich der Zuschauer bei "Game of Thrones" immer wieder. In aller Regel bezieht sie sich auf Dinge, die man sieht: Kostüme, Sets und Spezialeffekte. Die größte Leistung lässt sich allerdings nur vom Hörensagen wahrnehmen: die Sprachen der
fremden Kulturen. Anders als bei "Star Trek", wo das Klingonisch zu Beginn nur aus einigen zusammenhanglosen Wortfetzen bestand, steckt hinter dem Dothraki und dem Valyrisch aus der Serie ein phonetisches Gerüst, das der Hobbit-Welt aus J. R. R. Tolkiens Romanen an Komplexität in nichts nachsteht.
Ein Verdienst des 36-jährigen David J. Peterson. Der Linguist und Dozent an der Berkeley University ist Hollywoods erster Ansprechpartner für Sprachkreationen und zeigte seine Vokabelarbeit in Marvels "Doctor Strange" oder "Thor - The Dark Kingdom". Zum Start der siebten Staffel von "Game of Thrones" baten wir ihn zum Sprachgespräch.
fremden Kulturen. Anders als bei "Star Trek", wo das Klingonisch zu Beginn nur aus einigen zusammenhanglosen Wortfetzen bestand, steckt hinter dem Dothraki und dem Valyrisch aus der Serie ein phonetisches Gerüst, das der Hobbit-Welt aus J. R. R. Tolkiens Romanen an Komplexität in nichts nachsteht.
Ein Verdienst des 36-jährigen David J. Peterson. Der Linguist und Dozent an der Berkeley University ist Hollywoods erster Ansprechpartner für Sprachkreationen und zeigte seine Vokabelarbeit in Marvels "Doctor Strange" oder "Thor - The Dark Kingdom". Zum Start der siebten Staffel von "Game of Thrones" baten wir ihn zum Sprachgespräch.
Sie müssen in der Schule ja ein Sprachgenie gewesen sein...
David J. Peterson: Kein bisschen. Ich hatte überhaupt kein Interesse an Sprache, bis ich 17 war. Bis heute spreche ich nur Englisch und Spanisch. Aber ich habe etwa 20 weitere Sprachen studiert.
Wie sind Sie dann darauf gekommen, Sprachen zu erfinden?
Als ich Linguistik studiert habe, begann ich, Sprachen zu vergleichen. Damals hatte ich zum ersten Mal die Idee, eine eigene zu erschaffen.
Wie lange brauchen Sie in etwa, bis der Wortschatz groß genug ist?
In meine eigenen Sprachen habe ich Jahre investiert. Wenn ich für Hollywood-Produktionen arbeite, habe ich weniger Zeit. Ich hoffe auf zwei bis drei Monate, manchmal bekomme ich nicht mal das.
Wie sind Sie bei "Game of Thrones" reingerutscht?
Es gab einen Wettbewerb für Spracherfinder, um Dothraki für die erste Staffel zu kreieren.
Wie viele Bewerber gab es?
Zu Beginn hatten etwa 40 Leute Interesse bekundet. Vielleicht 30 davon reichten einen Vorschlag ein, die wurden dann bis auf fünf Favoriten ausgesiebt. Einer zog zurück, und unter den vieren behielt ich die Oberhand.
Warum wollte man überhaupt eine echte Sprache? Hätten Sie nicht einfach irgendein Kauderwelsch hinschreiben können?
Genau das haben sie zuerst versucht. Und sie haben schnell gemerkt, dass es schrecklich klingt. Bei so viel Dialog bemerkt das jeder. Nicht weil man die Sprache versteht, sondern weil man mit einer gewissen Anzahl an Sätzen herausfinden kann, ob eine Sprache authentisch klingt. Sprachen haben viele sich wiederholende Elemente. Selbst wenn man nicht weiß, was sie bedeuten, erkennt man es. Präpositionen, lautmalerische Sachen, Betonung. Wenn man so etwas auf die Schnelle macht, stürzt alles ein. Dann sollte man lieber gleich alles auf Englisch machen.
Womit beginnen Sie, wenn Sie eine Sprache kreieren?
Ich starte normalerweise mit dem Lautsystem, und von da gehe ich zur Wortbildungslehre der Nomen über. Gibt es einen Plural? Groß- und Kleinschreibung? Weibliches und männliches Geschlecht? Wenn ich das gelöst habe, gehe ich zu den Verben. Man überlegt, ob es verschiedene Zeiten gibt, und wenn ja, welche. Und danach beschäftige ich mich mit den komplexeren Fällen.
Müssen Sie auch die Sprache an die Schauspieler vermitteln?
Nicht richtig. Sie lernen die Sprache ja nicht. Ich nehme die Zeilen auf, und sie hören es sich vor dem Filmen an und sprechen es nach.
Verbocken sie es manchmal?
Sehr oft.
Hätten Sie je gedacht, Sie könnten damit Geld verdienen?
Niemand von uns Spracherfindern hat je daran gedacht. Diese Frage war nie Teil unserer Realität. Ich habe Sprachen erfunden, weil ich Spaß daran hatte.
Sie werden sicher oft nach Übersetzungen gefragt. Was war die seltsamste Anfrage?
Oh Gott, es gibt so viele. Das können Sie sich nicht vorstellen. Aber eine hat mein Gehirn geschmolzen. Es gab eine Sache auf Tumblr, wo die Leute Dinge mit einer Reihe Emojis und eingestreuten Wörtern kommentiert haben: Feuer-Emoji, Daumen hoch, dazwischen der Satz "Good Shit!" und dann noch mehr Emojis. Jemand bat mich, das auf Valyrisch zu übersetzen. Ich hatte keine Ahnung, wie man unseren kulturellen Hintergrund, der nötig ist, um diese Symbole zu verstehen, in die Sprache einer anderen Kultur übersetzen soll.
Game of Thrones
SA 10.2. RTL2 20.15 Uhr
David J. Peterson: Kein bisschen. Ich hatte überhaupt kein Interesse an Sprache, bis ich 17 war. Bis heute spreche ich nur Englisch und Spanisch. Aber ich habe etwa 20 weitere Sprachen studiert.
Wie sind Sie dann darauf gekommen, Sprachen zu erfinden?
Als ich Linguistik studiert habe, begann ich, Sprachen zu vergleichen. Damals hatte ich zum ersten Mal die Idee, eine eigene zu erschaffen.
Wie lange brauchen Sie in etwa, bis der Wortschatz groß genug ist?
In meine eigenen Sprachen habe ich Jahre investiert. Wenn ich für Hollywood-Produktionen arbeite, habe ich weniger Zeit. Ich hoffe auf zwei bis drei Monate, manchmal bekomme ich nicht mal das.
Wie sind Sie bei "Game of Thrones" reingerutscht?
Es gab einen Wettbewerb für Spracherfinder, um Dothraki für die erste Staffel zu kreieren.
Wie viele Bewerber gab es?
Zu Beginn hatten etwa 40 Leute Interesse bekundet. Vielleicht 30 davon reichten einen Vorschlag ein, die wurden dann bis auf fünf Favoriten ausgesiebt. Einer zog zurück, und unter den vieren behielt ich die Oberhand.
Warum wollte man überhaupt eine echte Sprache? Hätten Sie nicht einfach irgendein Kauderwelsch hinschreiben können?
Genau das haben sie zuerst versucht. Und sie haben schnell gemerkt, dass es schrecklich klingt. Bei so viel Dialog bemerkt das jeder. Nicht weil man die Sprache versteht, sondern weil man mit einer gewissen Anzahl an Sätzen herausfinden kann, ob eine Sprache authentisch klingt. Sprachen haben viele sich wiederholende Elemente. Selbst wenn man nicht weiß, was sie bedeuten, erkennt man es. Präpositionen, lautmalerische Sachen, Betonung. Wenn man so etwas auf die Schnelle macht, stürzt alles ein. Dann sollte man lieber gleich alles auf Englisch machen.
Womit beginnen Sie, wenn Sie eine Sprache kreieren?
Ich starte normalerweise mit dem Lautsystem, und von da gehe ich zur Wortbildungslehre der Nomen über. Gibt es einen Plural? Groß- und Kleinschreibung? Weibliches und männliches Geschlecht? Wenn ich das gelöst habe, gehe ich zu den Verben. Man überlegt, ob es verschiedene Zeiten gibt, und wenn ja, welche. Und danach beschäftige ich mich mit den komplexeren Fällen.
Müssen Sie auch die Sprache an die Schauspieler vermitteln?
Nicht richtig. Sie lernen die Sprache ja nicht. Ich nehme die Zeilen auf, und sie hören es sich vor dem Filmen an und sprechen es nach.
Verbocken sie es manchmal?
Sehr oft.
Hätten Sie je gedacht, Sie könnten damit Geld verdienen?
Niemand von uns Spracherfindern hat je daran gedacht. Diese Frage war nie Teil unserer Realität. Ich habe Sprachen erfunden, weil ich Spaß daran hatte.
Sie werden sicher oft nach Übersetzungen gefragt. Was war die seltsamste Anfrage?
Oh Gott, es gibt so viele. Das können Sie sich nicht vorstellen. Aber eine hat mein Gehirn geschmolzen. Es gab eine Sache auf Tumblr, wo die Leute Dinge mit einer Reihe Emojis und eingestreuten Wörtern kommentiert haben: Feuer-Emoji, Daumen hoch, dazwischen der Satz "Good Shit!" und dann noch mehr Emojis. Jemand bat mich, das auf Valyrisch zu übersetzen. Ich hatte keine Ahnung, wie man unseren kulturellen Hintergrund, der nötig ist, um diese Symbole zu verstehen, in die Sprache einer anderen Kultur übersetzen soll.
Game of Thrones
SA 10.2. RTL2 20.15 Uhr