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Das Verschwinden von Madeleine McCann: Netflix-Doku mit neuen Erkenntnissen

Madeleine McCann Netflix
Madeleine McCann-Fall in neuer Netflix-Doku aufgerollt dpa/Montage

Der tragische Fall um die bis heute vermisste Maddie McCann wird in einer Netflix-Doku neu aufgerollt. Im Jahr 2007 verschwand das damals dreijährige Mädchen in Portugal spurlos.

Einer der bis heute schrecklichsten Vermisstenfälle der Welt wird in der Netflix-Doku "Das Verschwinden von Madeleine McCann" neu aufgerollt - 12 Jahre später. Am 3. Mai 2007 verschwindet in den frühen Abendstunden die dreijährige Madeleine McCann aus dem portugiesischen Ferienressort in Praia de Luz.

Für die Eltern Gerry und Kate McCannEs beginnt der Albtraum um circa 22 Uhr Ortszeit. Gemeinsam mit Freunden haben sie sich auf der Hotelanlage in ein Restaurant gesetzt, um Abend zu essen und etwas zu trinken. Die Kinder liegen alle in den Hotelzimmern, weswegen sich die Erwachsenen mit Kontrollgängen abwechseln. Alle zwanzig Minuten schauen sie, ob bei den Kindern - also auch bei Maddie - alles in Ordnung ist. Um 22 Uhr ist Kate McCann dran und findet ein leeres Hotelzimmer bei offenen Fenstern vor. Die Mutter schreit um Hilfe und seitdem: Keine Spur von Madeleine.

Ungereimtheiten im Fall Maddie McCann

Die Doku arbeitet den Fall in fast acht Stunden minutiös auf. Angefangen bei der Chronologie der Ereignisse, über die wechselnden Verdachtsmomente bis hin zur Rolle der Medien. In "Das Verschwinden von Madeleine McCann" kommen Journalisten zu Wort, Ermittler berichten über ihre Arbeit, Bewohner des kleinen portugiesischen Küstenortes Praia de Luz sprechen über ihre Erinnerungen.

Schnell wird klar: Dieser Vermisstenfall ist hoch-komplex, undurchsichtig und vertrackt. Auch deshalb ist das Verschwinden 12 Jahre später immer noch brandaktuell. Die Eltern haben die Suche nach ihrer Tochter bis heute nicht aufgegeben, gerieten zwischenzeitlich selbst in Verdacht und ließen über einen Sprecher mitteilen, dass sie von der Ausstrahlung der Netflix-Doku nicht begeistert sind. Beide haben mehrmalige Anfragen der Dokumacher abgelehnt und sich nicht mit Interviews beteiligt.

"Maddie McCann lebt!"

Foto: Screenshot, Mit diesem Foto suchte die Polizei nach Maddie
Die 8-teilige Doku-Serie liefert dennoch viele neue O-Töne und lässt Beteiligte zu Wort kommen, die bislang nicht gehört wurden. Für Aufsehen sorgt außerdem ein Phantombild, welches in der Doku gezeigt wird. Es wirkt angesichts der angestrengten Suche geradezu grotesk. Schließlich zeigt es kaum mehr als einen eierförmigen Kopf mit Haaren. Ob Menschen anhand dieses Bildes einen Täter identifizieren können, ist mehr als fraglich.

Auch deshalb bleibt nach Sichten der Doku die Frage: Wo ist Maddie McCann? 12 Jahre und mehr als 11,75 Millionen Pfund (u.a. Spendengelder) später kann Netflix darauf keine Antwort geben. Doch es sind Sätze wie "Maddie McCann wurde entführt und lebt. Wir finden heraus, was mit ihr passiert ist" vom leitenden britische Ermittler Jim Gamble, die "Das Verschwinden von Madeleine McCann" sehenswert machen. Vor allem Gamble ist eine interessante Figur. War er es doch, der anfangs den Vater Gerry McCann im Verdacht hatte. In der Doku erläutert der Ermittler: "Statistisch ist es wahrscheinlich, dass die Eltern oder jemand aus der näheren Umgebung schuldig ist:"

Heute denke er anders über den Fall. Er sei inzwischen überzeugt, dass die Eltern nichts mit dem Verschwinden von Maddie zu tun haben. Er und viele andere Beteiligte an dem Fall haben sich entschieden an der Doku mitzuwirken, weil sie sich daraus einen entscheidenden Effekt erhoffen: Die hohe Reichweite des Streaming-Dienstes (159 Millionen Abonnenten weltweit) soll Menschen mit dem Fall konfrontieren, die womöglich hilfreiche Details liefern können. Die Serie der Londoner Produktionsfirma Pulse Film stellt vor allem die Theorie in den Fokus, dass das Mädchen von Menschenhändlern oder einem Phädophilenring entführt wurde. Sollte Madeleine McCann leben, wäre sie heute 15 Jahre alt.

Das Verschwinden der Maddie McCann

Am 3. Mai 2007 verschwand Maddie aus der Ferienanlage an der Algarve-Küste, während ihre Eltern nebenan mit Freunden zum Essen waren.

Nach einer breit angelegten Suchaktion in ganz Europa und dem Fund von Blutspuren in der Ferienwohnung und in einem Mietwagen gerieten die Eltern Anfang September 2007unter Verdacht.

Im Juli 2008stellte die portugiesische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ohne Ergebnisse ein. Im Mai 2009 richteten sich die Eltern u.a. bei US-Talkmasterin Oprah Winfrey an die möglichen Entführer.

Am 24. Juli 2008 veröffentlichte der Ex-Chefermittler Gonçalo Amaral ein Buch über den Fall: A Verdade da Mentira ("Die Wahrheit der Lüge"). Die McCanns klagten dagegen und ließen den Verkauf einstweilig stoppen. Die einstweilige Verfügung wurde später wieder aufgehoben.

Im Mai 2011 schrieb Maddie Mutter ein Buch über ihre Sicht der Dinge, der britische Premierminister David Cameron kündigte die Überprüfung der Ermittlungsakten an.

Im Oktober 2013 nahm eben der britischen auch die portugiesische Polizei die Ermittlungen wieder auf.