Die Waltons

Auf der Ponderosa hielt Ben Cartwright die Zügel in der Hand, in Dodge City schossen die "Rauchenden Colts" und "Die Leute von der Shiloh Ranch" kümmerten sich zupackend um ihre Rinderherden – bei den Waltons lag der Schwerpunkt auf Glaube, Liebe, Hoffnung: Die Familie hält zusammen, das Sägewerk muss laufen, geträumt werden darf natürlich auch. John-Boy zum Beispiel, der älteste Sohn, will Schriftsteller werden – als Off-Sprecher sorgt er für den erzählerischen Rahmen. Der wiederum stammt von Produzent Earl Hamner jr., dessen tatsächlichen Jugenderinnerung hier fiktiv aufbereitet wurden. Als Buch hatte er das Material bereis veröffentlicht, 1963 sogar unter dem Titel "Spencer's Mountain" (Sommer der Erwartung) für die Kino-Leinwand adaptiert.

Von 1972 an lief das Ganze als CBS-Serie in den USA, Anfang 1975 löste auch das ZDF sein Ticket in die Waltons Mountains. Bis 1981 erfreute man sich in den Staaten an stolzen 221 Folgen in neun Staffeln, hierzulande fand das beliebte Familienformat immer mal wieder den Weg auf den Bildschirm, mal bei Sat.1, später auch bei kabel eins und Sat.1 Gold. Wer jetzt direkt schauen will: Bei Amazon.de gibt es die Staffeln und Episoden zum Streamen, Staffel 1 ab 17,49 Euro. Wir machen uns jetzt auch auf den Weg in die Berge und blättern im Familienalbum der Waltons.

Ralph Waite als John Walton senior

Das Familienoberhaupt hält die Fäden zusammen und muss Nerven bewahren, nicht nur angesichts der vielen Kids, sondern auch der Großeltern, die mit auf der Farm leben. Schauspieler Ralph Waite hatte mit Filmen wie "Der Unbeugsame" oder "Chato's Land" einiges an Klassikern vorzuweisen, im TV war er sogar einmal bei "Bonanza" mitgeritten.

Auch nach dem Ende der Waltons war Waite gut im Geschäft, spielte in "Bodyguard" und "Cliffhanger" mit, auch in Serien wie "Navy CIS" (und dort jahrelang als Vater von Hauptfigur Gibbs) und "Grey's Anatomy" war der beliebte Schauspieler zu sehen. Im Februar 2014 starb Ralph Waite im Alter von 85 Jahren in seinem Haus in Palm Desert (Kalifornien).

Michael Learned als Olivia Walton

Mutter Walton ist streng gläubig, verteufelt den Schnaps, drückt aber, großherzig wie sie ist, schon mal ein Auge zu. Welch Ironie, dass sowohl Michael Learned als auch Waite während ihrer Waltons-Zeit Probleme mit Alkohol hatten. Vor den Waltons war sie in "Rauchende Colts" zu sehen, für ihre Rolle brachte sie beste Voraussetzungen, Michael Learned war in einer Großfamilie auf dem Land aufgewachsen.

Neben diversen TV-Specials nach dem Serienende lief es auch für Learned erfolgreich weiter, das Fernsehen blieb ihr Kerngeschäft, mit Auftritten in "Scrubs", "General Hospital", "Cold Case" und vielen mehr, zudem spielte sie häufig Theater. Im April 2020 feierte sie ihren 81. Geburtstag.

Richard Thomas als John-Boy

Die abendliche "Gute Nacht"-Sagerei, mit diesem kleinen Mundharmonika-Ton am Ende, ging in die TV-Geschichte ein, dabei war diese so anheimelnde Schlusspointe der jeweiligen Folge gar nicht einmal oft zu sehen. Im Gegensatz zu John-Boy selbst, der große Bruder, war einer der Dreh- und Angelpunkte der Serie. Dabei steht er für beides, den familiären Ankerpunkt, verlässlich, ehrlich, vernünftig, und die Sehnsucht nach der Welt da draußen, jenseits der Berge. Tatsächlich schafft er es aufs College, wird später Journalist – und ist nach einem Einsatz als Kriegsberichterstatter verschollen.

Schon mit sieben Jahren hatte Darsteller Richard Thomas am Broadway Theater gespielt, bis heute ist er vielbeschäftigt und populär – und auch in Sachen Look immer noch irgendwie der John-Boy von einst, und das mit 69 Jahren. Zuletzt war der Vater von fünf Kindern in "Good Wife", "The Blacklist" und "NCIS: New Orleans" zu sehen.

Oma und Opa Walton

Auch die Großeltern Samuel und Esther waren ganz vorn mit dabei. Will Geer spielte den Großvater, nach Auftritten in zahlreichen Hollywood-Klassikern wie etwa "Winchester 73". Tatsächlich starb Geer 1978 im Alter von 76 Jahren während seines Engagements bei den Waltons, seinen Serientod betrauerte die Familie drehbuchgemäß im Sommer 1941. Auch Ellen Corby, als Großmutter Esther, gehörte in Hollywood zu den Pionieren, war u.a. in "Die Wendeltreppe" zu sehen. Als knorrige Oma war sie äußerst beliebt, ein Schlaganfall 1976 beendete ihre Zeit bei den Waltons vorübergehend. Der Schlaganfall wurde ins Drehbuch geschrieben, so dass Corby immer mal wieder zu sehen war und ihre Rolle Esther selbst mit den Folgen eines Schlaganfalls zu kämpfen hatte. Corby starb 1999 im Alter von 87 Jahren.

Brüder und Schwestern

Judy Norton-Taylor spielte die älteste Tochter Mary-Ellen und damit so etwas wie den Wildfang des Clans, ihr Freiheitswille kollidierte immer mal wieder mit den eng gesteckten Grenzen des konservativen Elternhauses. Norton-Taylor ist heute in Serie zu sehen, 2014 in "Disorganized Zone". 2020 machte sie mit anderen Kinder-Stars das Zoom-Video-Projekt "The Quarantine Bunch".

Auch Erin zieht es in die Freiheit, wenngleich auch sie nicht so aufmüpfig erscheint wie ihre große Schwester. Schauspielerin Mary Elizabeth McDonough war in zahlreichen TV-Produktionen in Gastrollen zu sehen, darunter "Will & Grace", "Emergency Room" und "The West Wing". In "The New Adventures of Old Christine" war sie in acht Episoden zu sehen.

Bruder Jason war für das Musikalische auf der Farm zuständig, Schauspieler Jon Walmsley ist tatsächlich Gitarrist und arbeitet heute vermehrt als Synchronsprecher und Komponist. Eric Scott war 213 Folgen lang als Ben Walton zu sehen und zog sich von Beginn der Nuller Jahre mehr und mehr vom Bildschirm zurück.

James-Robert, genannt Jim-Bob, der jüngste Sohn, wurde von David W. Harper gespielt, auch von ihm findet sich zuletzt kaum etwas in punkto Karriere, auch Kami Cotler, die das entzückend sommersprossige Nesthäkchen Elizabeth spielte, hängte die Schauspielerei nach dem Ende der Waltons an den Nagel.

Da fehlt doch noch jemand?!

Ach na klar: Ike Godsey, der Mann aus Rockfish, dem die Kund*innen vertrauten, und der in seinem Krämerladen schon mal Drops in vier Teile zerhämmerte, wenn das Taschengeld der Walton-Kids mal wieder nicht reichte. Joe Conley, vor den Waltons bei "Lassie" und "Rauchende Colts" dabei, war im Anschluss an die Familiensaga leider nur noch sehr sporadisch zu sehen, unter anderem in "Cast Away". Im Sommer 2013 starb Conley im Alter von 85 Jahren in Newbury Park, Kalifornien.

Gute Nacht, ihr Waltons.
(Off-Ton: Mundharmonika)