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"Winnetou" nicht mehr politisch korrekt: Professorin beklagt Darstellung

Winnetou und Old Shatterhand im Tal der Toten
"Winnetou und Old Shatterhand im Tal der Toten" ddp images

Das Indianerbild - welches in "Winnetou" vermittelt wird - müsse heute anders sein, als noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. So lautet das Urteil von Mita Banerjee, Professorin für Amerikanistik am "Obama Institute for Transnational American Studies" in Mainz.

Ärger um das Bildnis von Indianern gibt es immer wieder. Das zeigte nicht zuletzt die Diskussion an Fasching in diesem Jahr: Eine Kindertagesstätte empfahl Eltern, Kinder zu Fasching nicht als Indianer zu verkleiden und direkt brach der Protest los. Nun ist es die Professorin Mita Banerjee, die dieser Debatte neuen Zündstoff liefert. Aufhänger diesmal: "Winnetou" und die alljährlichen Karl-May-Festspiele von Bad Segeberg, die ab dem 29. Juni beginnen.

Die Professorin für Amerikanistik am "Obama Institute for Transnational American Studies" in Mainz finde die Darstellung des fiktiven Häuptlings der Apachen "kolonialistisch, klischeehaft und wirklichkeitsfern." Gegenüber der BILD-Zeitung gräbt die vor allem auf den Gebieten der Postkolonialismusforschung und der Critical Race Theory als Expertin geltende Akademikerin das Kriegsbeil aus. Banerjee sagte der Boulevardzeitung: "Es schadet, dass ausschließlich ein fiktionales Bild vom Indianer wiederholt vervielfältigt wird und unsere reale Vorstellung prägt." Indianer seien unterdrückt und in Missionsschulen "umerzogen" worden. "Wenn in den USA erst indianische Kulturen zerstört wurden und dann hauptsächlich ein klischeehaftes Bild von ,dem Indianer‘ zirkuliert, nimmt man Menschen indigener Herkunft ihre Selbstbestimmung.", so Banerjee.

Kulturgut "Winnetou": Diskussion nimmt kein Ende

Foto: Imago, Pierre Brice als Winnetou in "Der Ölprinz"
Die Abschaffung der Karl-May-Festspiele fordert sie nicht, allerdings sollte man heutigen Indianern mindestens ebenso viel Respekt entgegenbringen, wie man es hierzulande mit den Werken des "Winnetou"-Autors mache.

Bei den Festspielen, die letztes Jahr von rund 400.000 Besuchern aufgesucht wurden, zeigt man sich verwundert und verweist darauf, dass auch Informationen zu der bitteren Realität der Vergangenheit und Gegenwart von Indianern angeboten werden. Dabei stehe allerdings weniger die indianische Kultur als vielmehr "die Traumwelt des Schriftstellers Karl May" im Mittelpunkt. Veranstalterin Ute Thienel sagt gegenüber BILD: "Unsere Stücke erfüllen die Sehnsucht der Zuschauer, dass am Ende das Gute gewinnt."

Auch der ehemalige Kult-Schauspieler Gojko Mitic (79), der "Winnetou" in den DEFA-Filmen der DDR und bis 2006 in mehr als 1000 Aufführungen in Bad Segeberg verkörperte, kann mit der Kritik der Professorin nichts anfangen: "Es braucht keine Schlauberger, die an ihren Schreibtischen darüber diskutieren, ob man Indianer auf einer Bühne noch Indianer nennen darf." Die Werke von Karl May und ihre filmischenn Adaptionen seien Kulturgut und auch Hella Brice, die mit dem 2015 verstorbenen "Winnetou"-Darsteller Pierre Brice verheiratet war, meint: "Die Jugend braucht heute mehr denn je die Werte, die Karl May durch Winnetou und Old Shatterhand überliefert hat."

Der Streit um den richtigen Umgang mit der indianischen Kultur wird weitergehen. Spätestens wenn die nächste Verfilmung oder TV-Adaption folgt. Auch beim TV-Dreiteiler "Winnetou" (2016) mit Nik Xhelilaj als Winnetou und Wotan Wilke Möhring als Old Shatterhand kamen kritische Stimmen auf. Doch wie hieß es dort so vielsagend im Beititel? "Der Mythos lebt".