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Blockbustaz, Hindafing, Acht Tage: Wie super sind die?

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"BLOCKBUSTAZ" Staffel 2 Sender

Die Jungs der Produktionsfirma NEUESUPER wollen deutsche Serien auf die internationale Karte packen, mit Fantasie und ohne Nazis und DDR.

Erfolgsgeschichten beginnen im Keller. Oder an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen, wo sich die Sonnyboys Rafael Parente, Korbinian Dufter und Simon Amberger kennenlernen und 2010 die ­Produktionsfirma NEUESUPER gründen. Kein englisches Media-Wischiwaschi im Titel. Der amerikanische Writers' Room wird eingedeutscht. Es geht um einheimische, autorengetriebene Stoffe mit internationalem Anspruch.

2014 lümmeln sich die drei damit zum ZDF-"TVLab"-Gewinner und werfen mit der ersten und nun anlaufenden zweiten Staffel "Blockbustaz" innovativen Gettoklamauk auf den Markt. Bayern machen sie 2016 in der Serie "Hindafing" zum Drogenumschlagplatz, und Ende 2018 soll in der Sky-Produktion "Acht Tage" die Welt untergehen. Die TV-Sittenwächter sind gewarnt.

Das Interview mit den "NEUESUPER"-Machern

Welche Serien könnt ihr empfehlen?
Simon Amberger: Richtig gut gefallen hat mir die Netflix-Produktion "Ozark" mit Jason Bateman. Man kann der Story vielleicht vorwerfen, dass sie "Breaking Bad 2.0" ist, aber sei's drum.
Korbinian Dufter: Ich wähle mal die deutsche Serie "Dark". Ich fand es erfrischend zu sehen, welche Schauspieltalente es noch in Deutschland gibt.
Rafael Parente: Auf jeden Fall "4 Blocks". Die Milieuschauspieler wie Veysel Gelin sind da ziemlich beeindruckend.

Eure Serie "Blockbustaz" ist auch eine Art Milieustudie. Plattenbaucomedy pur und mit Rapper Eko Fresh ungewöhnlich besetzt. Wie lief die Stoffentwicklung ab?
Parente: Bisher hatten wir noch nicht das Glück, dass jemand mit einer sehr guten Produktion auf uns zugekommen ist. "Block­bustaz" haben wir zusammen mit Autor Niklas Hoffmann entwickelt. Niklas kam damals zu mir und meinte, er würde gern eine Serie machen, die im Hochhausblock spielt. Ich selbst wollte gern eine Art Comicserie über einen jungen Gangster machen. Etwa wie Sido zu "Mein Block"-Zeiten. Als Kopf der Serie wollten wir keinen Schauspieler, sondern jemanden aus dieser Welt. Und Eko Fresh hat einfach ein wahnsinniges Comedytalent.

Ist das ein Vorteil, dass Leute nicht auf euch zukommen, sondern ihr solche Ideen frei
entwickeln könnt?

Dufter: Wir sind durch unsere Erfahrungen als Autoren, Regisseure und Produzenten breit aufgestellt. Wir wissen, was die Sender suchen, und das gibt uns einen entscheidenden Startvorteil.
Parente: Da wir jeden Stoff selbst entwickeln, haben wir aber auch keinen so großen Output wie manch andere größere Player. Wir müssen uns unsere Zeit gut einteilen und können nicht auf Filmveranstaltungen rumhängen und netzwerken, sondern sitzen mit Autoren im Writers' Room.
Foto: PR
Wie kann man sich bei euch ­einen Writers' Room vorstellen?
Parente: Wir haben verschiedene Modelle ausprobiert und drei ­Serienprojekte auf diese Art produziert. Bei "Hindafing" war einer der Autoren auch Regisseur. Bei "Acht Tage" versuchten wir es mit drei Autoren und zwei ­Regisseuren, und bei der letzten "Blockbustaz"-Staffel waren wir sogar wieder acht Autoren. Allen Projekten gemein ist, dass wir die Folgen im Writers' Room bauen. In Deutschland wird häufig das Wort Writers' Room in den Mund genommen, aber im Endeffekt schreiben da nur mehrere Autoren unterschiedliche Folgen einer Serie. Für uns bedeutet Writers' Room aber, in einer Gruppe einen ganzen Plot auszuarbeiten.

Ziehen die Sender bei solch ­kühnen Vorhaben mit?
Amberger: Jeder Sender hat ­natürlich andere Zwänge, denen er unterliegt. Man nehme nur die Jugendschutzregelung bei den Öffentlich-Rechtlichen. Wenn die Stoffe dort über eine bestimmte Altersgrenze gehen, haben die Probleme damit, die Sendungen in ihrer Mediathek auszuwerten. Das ist ein strukturelles Problem, das sich am Ende auf den Inhalt auswirkt. Wir machen aber die Erfahrung, dass jeder Sender ­etwas wagen möchte. Es muss sich aber aus dem Kern des ­ Senders entwickeln.

In Amerika scheint der Gipfel des Serienbooms erreicht. Geht es in Deutschland jetzt erst richtig los?
Dufter: Diese neuen Modelle der Zusammenarbeit gibt es bei uns erst seit Kurzem. Und egal, ob der Serienhype dann früher oder später abflacht, Deutschland wird danach in der Film- und Fernsehlandschaft anders dastehen.

Mit einer ganz neuen deutschen Handschrift?
Parente: Der nächste Schritt muss jetzt sein, Projekte auch mal abseits des Nationalsozialismus und der DDR zu realisieren, die aber trotzdem was genuin Deutsches haben.
Dufter: Was typisch deutsch sein kann, gerade wenn man in der Filmgeschichte wühlt, sind fan­tasievolle und pompöse Geschichten. Man denke nur an Fritz Langs "Metropolis" vor knapp hundert Jahren.
Parente: Deutschland hat eine wahnsinnig starke Genrevergangenheit. Nur liegt die leider schon ein Weilchen zurück. Wir sollten uns trauen, jenseits aller politischen Aufarbeitungen wieder mehr Fiktives zu wagen.
Wie kamt ihr eigentlich auf den Namen NEUESUPER?
Dufter: Wir wollten nie einen ­typischen Namen haben wie "Amberger-Dufter-Parente Produktion". In unserem allerersten Büro, einem kleinen Verschlag ohne Heizung in München, hing das Plakat eines Marlene-Dietrich-Films, der von der Superfilm verliehen wurde. Die Firma ist dann pleitegegangen, und wir haben uns einfach die NEUE­SUPER genannt.