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US-Remakes europäischer Filme: Die besten und schlechtesten Neuauflagen

Ziemlich beste Freunde, Omar Sy François Cluzet
Omar Sy (l.) und François Cluzet sind "Ziemlich beste Freunde" Verleih

Mit den US-Version von "Ziemlich beste Freunde", "Honig im Kopf" und "Einer nach dem anderen" starten nun drei Neuauflagen europäischer Filmhits in den Kinos. Braucht kein Mensch? Es gibt auch gelungene Beispiele für Remakes

Als Hollywood dem französischen Regisseur Luc Besson anbot, das US-Remake seines Thrillers "Nikita" doch der Einfachheit halber selbst zu inszenieren, ­lehnte der mit der ebenso simplen Erklärung ab, er habe diesen Film bereits gedreht.

Beim norwegischen Filmemacher Hans Petter Moland klingelte gleich am Tag nach der Berli­nale-Premiere seiner schwarzen Rachekomödie "Einer nach dem anderen" 2014 Hollywood an, einen Star – Liam Neeson – hatte man bereits im Visier. "Hard Powder" (Kinostart am 28. Februar) verlegt die Story nach Colorado und hält sich in Szenen und Dialogen fast eins zu eins an die Filmvorlage.

Warum aber die Kopie, wenn es das Original gibt? Die Antwort: In den USA kennt kein Mensch diesen tollen dänischen oder chinesischen Independentfilm, dort wird auch kaum untertitelt oder synchronisiert. Mit entsprechend großen Namen können Remakes ein kalkulierter Erfolg sein.

Ob allerdings ab dem 21. März erneut über ­sieben Millionen Menschen in Til Schweigers Remake seines eigenen Hits "Honig im Kopf" gehen, ist fraglich.
Orginal vs. Remake
Kevin Hart und Bryan Cranston im ziemlich schwachen US-Remake
"Ziemlich beste Freunde" (2011) vs. "Mein Bester & Ich" (2017)
US-Regisseur Neil Burger ("Divergent") siedelte den französischen Erfolgsfilm in den USA an, mit Bryan Cranston und Kevin Hart, ohne echten Mehrwert. 2016 gab es schon ein indisches und argentinisches Remake.
Fazit: Punkt fürs Original

"Einer nach dem anderen" (2014) vs. "Hard Powder" (2018) In dem lakonischen norwegischen Film mit dem schönen Originaltitel "Kraftidioten" legt sich Schneepflugfahrer Nils (Stellan Skarsgård) mit Gangstern an. In der US-Version pfügt sich Liam Neeson durch die Schurken. Das Remake ist okay, im fehlt aber die melancholische Lakonie und der schwarze Humor des Originals.
Fazit: Punkt fürs Original

"Honig im Kopf" (2014) vs. "Headfull of Honey" (2018) Mit der Demenzroadmoviecomedy lieferte Til Schweiger einen seiner rührendsten Film, auch dank des Zusammenspiels von Dieter Hallervorden mit Schweigers Tochter Emma. Obwohl Til Schweiger sich in manchen Szenen eins zu eins an sein Original hielt wurde, wurde die amerikanische Version mit Nick Nolte von der US-Kritik zerfetzt.
Fazit: Punkt fürs Original

"Nightwatch – Nachtwache" (1994) vs. "Freeze – Alptraum Nachtwache" (1997)
Lange vor "Game of Thrones" debütierte Nikolaj Coster-Waldau in Ole Bornedals dänischem Thriller. Auf das maue US-Remake mit Ewan McGregor und Nick Nolte ließ sich Bornedal vor allem auf Drängen von Harvey Weinstein ein.
Fazit: Punkt fürs Original

"Funny Games" (1997) vs. "Funny Games U.S." (2007)
Michael Haneke rekonstru­ierte seinen beängstigenden Thriller zehn Jahre später Szene für Szene mit Starbesetzung (Naomi Watts, Tim Roth), man hielt sich sogar exakt an die Abmessungen des Hauses.
Fazit: Punkt für beide

"Bella Martha" (2001) vs. "Rezept zum verlieben" (2007)
Martina Gedecks Rolle einer eigenwilligen Köchin aus Sandra Nettelbecks Romanze übernahm in Scott Hicks' US-Remake Catherine Zeta-Jones, das zwar mehr Starpower, aber weit weniger Charme hatte.
Fazit: Punkt fürs Original

"Brothers" (2004) vs. "Brothers" (2010)
Susanne Biers dänisches Familiendrama verlegte der Ire Jim Sheridan in die USA, mit größeren Namen (Tobey Maguire, Jake Gyllenhaal, Natalie Portman) und Buchbearbeitung von David Benioff ("Game of Thrones").
Fazit: Punkt für beide

"So finster die Nacht" (2009) vs. "Let Me In" (2010) Das schwedische Gruseldrama über die Freundschaft eines kleinen Außenseiters und einem Vampirmädchen gilt als einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre. Matt Reeves ("Cloverfield") gelang das Kunststück, ein gleichwertiges Remake vorzulegen, dass noch mehr politischen Subtext besitzt.
Fazit: Punkt für beide

"Verblendung" (2009) vs. "Verblendung" (2011): Bei Buchverfilmungen ist es immer schwierig von Original und Remake zu sprechen. Bei der Adaption des Kultkrimis von Stieg Larsson prägte die schwedische Erstverfilmung aber wesentlich das international Bild der Hacker-Heldin Lisbeth Salander. Während sich das "Original" mit Noomi Rapace sich "nur" auf gehobenem TV-Krimi-Niveau bewegt, ist David Finchers Remake ein echter Kino-Höllenritt mit der subtileren Salander Rooney Mara.
Fazit: Punkt fürs Remake