In einem ausführlichen Porträt haben wir Kristen Stewart bereits vor über einen Jahr als "Die Unterschätzte" beschrieben. Eine Schauspielerin, die "sich auch für Nebenrollen nicht zu schade" ist. Doch auch wenn Stewart immer wieder Rollen annahm, die einen Kontrapunkt zu der aseptischen Vampirreihe "Twilight" darstellten - als Rochsängerin Joan Jett in "The Runawys" oder als Prostituierte in "Willkommen bei den Rileys" - blieb sie für die Öffentlichkeit immer Bella Swan.

Das Fatale: Kristen Stewart musste sich für ihre Darstellung der scheuen Teenagerin Bella viel Kritik anhören. Wie kam es also dazu, dass eine Schauspielerin, die sowohl vor "Twilight" als auch danach vor allem mit starken Charakterrollen vorzugsweise in Indie-Perlen besticht, bei solch einem Teenie-Franchise landet? "Twilight"-Regisseurin Catherine Hardwicke hat dem US-Portal CinemaBlend zum 10-jährigen Jubiläum der Vampir-Reihe beschrieben, wie es dazu kam.

Stewarts Performance in "Into the Wild"

Hardwickes Bericht liest sich nicht wie eine klassische Casting-Story à la "Sie kam rein und hat mich sofort mit ihrer Aura überzeugt". Vielmehr gibt die Regisseurin einen interessanten Einblick in ihre Filmrecherchen. Denn offenbar war es ein ganz spezielles Seherlebnis von Hardwicke, das zu einer Art Eingebung wurde und für Kristen Stewart letztlich den Ausschlag gab:

"Ich habe diese atemberaubende Perfomance von Kristen in einer früheren Fassung von Into the Wild gesehen. Ich sah, wie sie sich auf das Bett setzte, wie sie Emile Hirsch mit dieser Sehnsucht in ihren Augen anschaute. Ich dachte nur, 'Okay, sie ist großartig!' Sie ist atemberaubend. Sie kann wahrhaftig, ohne zu weit zu gehen, auf eine realistische Weise zeigen, dass sie mit diesem Menschen zusammen sein will, ohne es zu übertreiben und sich so geerdet anfühlen, so machtvoll ... ihre Gefühle."

Der schwärmerische Ton der Regisseurin ist vielleicht auch dem 10-jährigen Jubiläum der "Twilight"-Saga geschuldet. Im Nachhinein neigen Filmschaffende dazu, Dinge zu mystifizieren. Doch ihre Begeisterung für Stewart schien damals in der Tat bemerkenswert gewesen zu sein:

"Also habe ich mich sofort in einen Flieger gesetzt. Sie [Kristen Stewart] drehte gerade einen Film, Adventureland." Dann ging nach Aussage von Hardwicke auf einmal alles ganz schnell: "Ich muss nach Pittsburgh! Ich muss sie treffen, und sicher sein, dass wir miteinander arbeiten können.", dachte sie sich damals und setzte sich in den Flieger. Danach klappte es dann mit dem Engagement der Schauspielerin.

Heute kann man sagen: Was Catherine Hardwicke - die nebenbei bemerkt nach "Twilight" keine große Regie-Karriere mehr hinlegte - damals in Kristen Stewarts "Into the Wild"-Performance erkannte, versuchen heutzutage immer wieder Filmemacher wie Olivier Assayas zu erforschen. Der Regisseur gewann in Cannes 2016 mit dem Film "Personal Shopper" den Preis für die beste Regie - Kristen Stewart war seine Hauptdarstellerin in der Gespenstergeschichte. Für Stewart wird es nun nach langer Pause wieder auf die Blockbuster-Bühne gehen: Mit Elizabeth Banks dreht sie ein "3 Engel für Charlie"-Reboot.