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TV-Dreiteiler "Burning Bush"

HBO schreibt Geschichte

HBO schreibt Geschichte
"Burning Bush": Anwältin Buresova (Bildmitte) kämpft nach Jan Palachs tödlichem Protest gegen die sowjetische Okkupation der Tschechoslowakei um den guten Ruf des Idealisten HBO

HBO - drei Buchstaben erobern die Fernsehwelt: Mit "Burning Bush" stellt der US-Pay-TV-Gigant die erste fiktionale Eigenproduktion seines Europa-Ablegers vor. Hierzulande ist der Dreiteiler bei Arte zu sehen (DO/FR, 27./28.3., jeweils 20.15 Uhr).

Ein junger Mann trägt zwei weiße Kanister über den Prager Wenzelsplatz. Ohne einen Anflug von Panik, im Gegenteil, stoisch langsam gießt er deren Inhalt über sich - und zündet sich an. Mit dieser fast unerträglichen, auf Augenzeugenberichten basierenden Nachstellung der Selbstverbrennung des tschechischen Studenten Jan Palach am 16. Januar 1969 lässt Regisseurin Agnieszka Holland ("Klang der Stille") einen TV-Dreiteiler beginnen, dessen Kinofassung in Tschechien 2013 zum Film des Jahres gekürt wurde.
"Burning Bush" war 23 Jahre nach dem Zusammenbruch des Ostblocks die erste große fiktionale Produktion in Tschechien, die sich mit Palachs tödlichem Protest gegen die sowjetische Okkupation 1968 und die Niederschlagung des Prager Frühlings beschäftigt. Warum es so lange gedauert hat, bis die traumatisierenden Ereignisse von 1968 und 1969 zum Filmstoff wurden, wollten Journalisten auf einer Pressekonferenz vor Drehbeginn von Holland wissen.

"Man wollte sich nicht an jene Zeit erinnern - und auch nicht daran, wie konform man selbst war oder wie man versagt hat", antwortete die Polin, die Ende der 60er-Jahre selbst in Prag lebte und studierte. Mit ihr befreundete Dokumentarfilmer hätten es in Tschechien lange Zeit nicht leicht gehabt, mussten "um Unterstützung, Geld und Interesse" für filmische Vergangenheitsbewältigung beharrlich ringen.

Unterstützung, Geld und Interesse - drei Dinge, die Holland im Überfluss zur Verfügung standen. Denn produziert wurde "Burning Bush" vom europäischen Ableger des US-Pay-TV-Giganten HBO. Und der steht für nahezu unbegrenzte kreative und finanzielle Möglichkeiten.
84 Millionen Kunden zahlen derzeit in mehr als 150 Ländern, um preisgekrönte HBO-Originalprogramme wie "Game of Thrones", "Girls" oder "Boardwalk Empire" zu empfangen. Zählt man die US-Abonnenten des Tochterunternehmens von Time Warner hinzu, schwören weltweit derzeit rund 114 Millionen Menschen auf die magischen drei Buchstaben.

Dass der Sender aktuell stolze 1,8 Milliarden Dollar zum Gewinn seines Mutterkonzerns beisteuern kann, liegt auch an seiner globalen Expansion. Die erfolgt entweder durch Sublizensierungen - Sky Atlantic HD: "The Home of HBO" - oder eben durch eigene Ableger wie HBO Europe.

Der Erfolg von "Burning Bush" könnte sich als Initialzündung für weitere europäische "Originalprogramme" erweisen. In Polen jedenfalls wartet man schon gespannt auf die Premiere von "Wataha", eine sechsteilige Thrillerserie über Patrouillen an der grünen EU-Außengrenze zwischen Polen und der Ukraine. Klingt auch nicht unspannend. 

Frank Steinberg

Burning Bush
DO/FR, 27./28.3., Arte, 20:15 Uhr