Der 2017-er "Tatort: Söhne und Väter" den das Erste am Sonntag, den 28. Juli um 20.15 wiederholt, ist ein solider bis guter Fall aus Saarbrücken. Doch echte "Tatort"-Fans und Nostalgiker sollten sich diese Woche den Montag vormerken. Am 29. Juli zeigt der RBB nochmal den Hamburger Fall "Tatort: Elefantenhaus" von 1987 mit der großen Hannelore Elsner und dem sehr jungen Ben Becker. Manfred Krug und Charles Brauer ermitteln in Hagenbecks Tierpark. Wir haben ihn uns noch einmal genau angeschaut.
Geschichten aus dem Tierpark Hagenbeck heißen heute "Leopard, Seebär & Co.", laufen im Nachmittagsprogramm und sind total harmlos. 1987 dagegen war Hagenbeck Tatort-Schauplatz. Damals abendfüllend und gefährlich, heute höchst aufschlussreich. Auf einem Rundgang durch das Elefantenhaus von damals lassen sich die Achtziger in voller Blüte bestaunen.
Zum Beispiel Zooinspektor Bergmann: In der Rolle des Großkotzes trägt "Seewolf" Raimund Harmstorf Breitcord, Kunstleder und alle wichtigen Schlüssel am Gürtel. Harmstorf, dessen Ruhm 1971 mit einer zermatschten Kartoffel begann, muss wie so oft den starken Mann markieren. Elf Jahre später wurde ihm kein Elefant, sondern die "Bild" zum Verhängnis. 1998 erklärte sie den an Parkinson erkrankten Schauspieler mehr oder weniger für verrückt. Am Morgen nach der Schlagzeile fand man ihn erhängt auf dem Dachboden seines Hauses.
Im Tatort konkurriert Harmstorf mit einem anderen Prototyp des 80er-TV-Personals. Als Vete-rinär trägt Peter Bongartz einen weißen Kittel und das, was er -immer auftrug: blasierte Eleganz in zurückhaltenden Gesten. Diese Nun-mal-sachte-Attitüde funktionierte damals gerade noch. Sogar im Kampf gegen ungestüme Teenager. Bongartz' (Film-)Sohn spielt ein damals noch relativ unbekannter Theaterschauspieler. Mit 26 wirkt Ben Becker wie eine entschlackte Version jenes Berserkers, der heute mit der One-Man-Show "Ich, Judas" die Hallen füllt und in Talkshowrunden Kinskis Erbe antritt.
Und dann sie. Dreht den Kopf immer etwas schneller als den Blick und scheint dauernd von allem überrascht zu sein. Hannelore Elsner perfektioniert in "Tod im Elefantenhaus" ihre Art, sich mit Geheimnis zu umfloren. Spätestens bei Elsners erstem verwunderten Blick erschrickt man als Zuschauer diesmal aber auch. Spielen hier am Ende schon mehr Tote als Lebendige? Die Antwort heißt leider Ja. Dafür sorgen u. a. Evelyn Hamann als graue Büromaus mit Loriot-Brandzeichen sowie Manfred Krug und Charles Brauer als Kommissare.
Aber klar. 1987. Da gibt es noch Leitz-Ordner statt PC und grafitgraue Telefone mit beiger Sprechmuschel. Im Hintergrund wummert die Hammondorgel, und Manfred Krug weiß noch nichts von Magenta, geschweige denn von der T-Aktie. Das Elefantenhaus ist sein sechster Fall im Westfernsehen.
Auch wer nebenan für Kommissar Stoever auf Tasten starrt, karg bestückte Datenbanken abfragt und die eigentliche Arbeit macht, weiß keiner. Vor die Kamera schafften es diese Büro-Nerds 1987 noch nicht.