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Der Tatort im Check: "Das Grauen der Welt erwacht"

Der Tatort im Check: Das Grauen der Welt erwacht
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Für die SWR-Tatort-Folge "Waldlust" komponierte Martina Eisenreich eigens eine Sinfonie. Sie sollte die Schauspieler beim Dreh anleiten

Nach dem heftig diskutierten Impro-Tatort "Babbeldasch" (2016) traut sich Regisseur Axel Ranisch in seinem zweiten Fall für den SWR wieder etwas Neues: Er beauftragte die preisgekrönte Musikerin und Filmkomponistin Martina Eisenreich, eine ­eigene Sinfonie für seinen Krimi zu komponieren. Die 37 Jahre alte Bayerin, die sowohl Erfahrung in Fernsehen (Serie "Blaumacher", ZDF neo) als auch Kino ("Reine Geschmackssache") hat, spielte die Musik mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ein.

Interview mit Martina Eisenreich

Foto: Yakup Zeyrek, Martina Eisenreich im Studio
Eine Sinfonie für den Tatort. Wie geht das?
Martina Eisenreich: Die erste Idee war, ein Solokonzert zu schreiben, aber als der Plot, der Inhalt also, allmählich deutlicher wurde, dachten wir: Nein, das muss eine Sinfonie werden.

Der Anstoß kam von Axel Ranisch, mit dem Sie schon einmal zusammengearbeitet hatten?
Ja. Ich hatte kein Drehbuch, es gab den Plot, und dann hat Axel mir ein sinfonisches Programm geschrieben. Das sind eineinhalb DIN-A4-Seiten, da steht dann zum Beispiel im ersten Satz: "Preludio. Idylle am Friedhof. Das Grauen der Welt erwacht, wittert, lauert, nimmt die Verfolgung auf, läuft, rennt, nähert sich bedrohlich und schnappt zu." Und: "Panorama. Frohe Erwartungen bei der Fahrt durch weite, schneebedeckte Waldeshöhen."

Und darauf haben Sie dann komponiert?
Genau. Die Gefühle und Stimmungen waren dadurch ganz gut beschrieben, und ab da hatte ich freie Hand. Ich habe etwa fünfzig Minuten Musik komponiert, die der Regisseur dann mit an den Drehort genommen hat.

Die Schauspieler haben also Ihre Musik schon beim Dreh hören können?
Ja, das hat mich besonders gefreut. Sie haben ja chronologisch gedreht, das heißt, die Darsteller wussten tatsächlich beim Dreh nicht, wer der Mörder ist. Sie haben selbst immer gerätselt, und die Musik sollte ihnen helfen, sich einzugrooven, in die richtige Stimmung zu bringen. Ich war natürlich auch ziemlich aufgeregt, was die Musik mit den Schauspielern macht, aber ich habe ganz tolle Rückmeldungen von den Akteuren bekommen.

Mittlerweile werden Filmmusiken, etwa "Fluch der Karibik" oder "Der Herr der Ringe", auch als Konzert aufgeführt. Könnten Sie sich das vorstellen?
Ja, und das werden wir auch erleben, hoffe ich. Wir sind schon in den ersten Planungen, und es gibt einige Ideen, wie man die Sinfonie unab­hängig vom Film aufführen kann.

Musikalisch gehört zum Tatort ja auch immer die Anfangsmelodie von Klaus Doldinger. Die war jetzt nicht Bestandteil Ihrer Sinfonie, aber hätten Sie vielleicht eine Idee für eine neue Version?
Ach nein, das muss nicht sein. Nach so vielen ­Jahren wäre es doch schade, wenn die sich ver­ändern würde. Ich bin eine große Freundin davon, diese Dinge beizubehalten.

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